TSG 1899 Hoffenheim: Die Bayern von morgen?

  • Ein ziemlich gelungener Beitrag zu diesem Thema, gefunden im StudiVZ:



    "Habs nicht geschafft, alles durchzulesen, was hier an Pro-Hoffenheim-Gelaber
    vorgebracht wurde, mir ist irgendwann zu schlecht geworden.


    1. Warum kann man einen Traditionverein gegenüber einem Wurstverein wie Hoffenheim
    besser stellen, ohne gegen das Grundgesetzt zu verstoßen?


    Weil ein Traditionsverein sich seine Stellung auf der Fußballlandkarte erarbeitet
    (nicht ERKAUFT) hat. Traditionsvereine haben ihre Dynastie zu einer Zeit begründet,
    in der grundsätzlich alle Vereine die gleichen Voraussetzungen hatten, da der
    Fußball noch nicht komerzialisiert war. Im Großen und Ganzen haben sich in diesem
    Prozess die Vereine aus potenten Einzugsgebieten durchgesetzt, so z.B. der 1. FC
    Köln, der HSV, Bayern München, Mannschaften aus dem Ruhrgebiet etc. Auf Grund der
    annähernden Chancengleichheit gibt es hier aber auch ausnahmen aus kleineren
    Stadten, wie z.B. den 1. FC Kaiserslautern. Die Vereine haben zu dieser Zeit mit
    Spielern agiert, die in dem jeweiligen Verein aufgewachsen sind. Heutzutage ist es
    schwierig bis unmöglich, aus dem niederklassigen Bereich bis in den Profibereich
    vorzustoßen, geschweige denn, dies in 17 Jahren zu erreichen. Wer jetzt ernsthaft
    argumentieren möchte: "Wenn ich nicht in die 1. Liga aufsteigen soll kann man das
    Aufstiegs-System abschaffen." hat nen heftigen Schatten. Denn es geht nicht immer
    nur um das "Ob" sondern auch um das "Wie". Wenn ein Verein aufsteigt, sich in einer
    Liga etabliert (schwieriger Prozess, siehe Vereine wie Braunschweig, Dresden,
    Offenbach, die zwischen 2. BL und RL rotieren) und dann nach weiter oben strebt habe
    ich kein Problem damit. Gutes Beispiel: KSC. Nach dem Abstieg in die RL
    wiedergekommen, etabliert und dann nach oben angegriffen. Fans von etablierten
    Erstligisten haben häufig überhaut keinen Plan davon, wie das Gefühlsleben eines
    Fans eines niederklassigen Fans aussieht. Wenn die eigene Mannschaft seit Jahren
    konstant oben mitspielt (Führt!) und es nie ganz schafft, und dann plötzlich ein
    Verein mit Mäzen kommt und sagt: "In 2 Jahren wollen wir in der Bundesliga sein."
    ist das ein Schlag ins Gesicht, viel eher noch ein Tritt in die Eier. Denn womit hat
    ein Verein es verdient, sich den Aufstieg einfach kaufen zu können?
    Abschließend bleibt zu sagen, dass Lars Aussage, einen Verein dem anderen
    vorzuziehen wäre gegen das Grundgesetz im Prinzip bedeutet, dass jeder Fußballfan
    gegen die Verfassung verstößt. Was ist den das Fantum anderes, als dass man einen
    Verein ALLEN anderen vorzieht?


    2. Wären Fans anderer Vereine froh, wenn bei ihrem Verein ein Mäzen einsteigen
    würde?


    Das kommt auf die Fangruppe an. Der durchschnittliche (Mode-)Fan unter umständen
    schon, weil er bessere Spieler zu sehen bekomt und der präferierte Verein insgesamt
    besser spielen würde. Die Ultras eines Vereins würden so etwas jedoch auf jeden Fall
    ablehnen. Ultras identifizieren sich total mit ihrem Verein. Wenn ein Fremder kommt
    und im Austausch für Geld die Kontrolle übernehmen würde, würde der Verein in ihren
    Augen sein Gesicht verlieren. Das hängt in gewisser Weise mit dem folgenden Punkt
    zusammen:


    3. Wo liegt der Unterschied zwischen Mäzen und Sponsor?


    Ein Sponsor bezahlt dem Verein Geld, weil er ein eigenes Interesse verfolgt: Für
    sein Geld bekommt der Sponsor im Umfeld des Vereins eine exponierte Stellung und
    somit öffentliche Publicity. T-Mobile bezahlt Bayern bestimmt nicht einen
    zweistelligen Millionenbetrag, weil sie so nette Leute sind oder weil ihnen der Name
    gefällt oder weil München eine schöne Stadt ist, sondern weil man als Hauptsponsor
    von Bayern München in Deutschland wahrscheinlich die exponierteste Stellung hat, die
    man als Firma erhalten kann. Somit wird ein Verein immer im Bezug auf seine
    Vergangenen Errungenschaften bezahlt.
    Dieses Verhältnis perversiert der Mäzen in zweierlei Art und Weise: Zum einen
    "bezahlt" der Mäzen den Verein nicht im Verhältnis zu seinen vergangenen
    Errungenschaften, sondern exponentiel besser. Denn das Wort "bezahlen" ist in diesem
    Zusammenhang im Endeffekt falsch, der Mäzen bezahlt nicht den Verein, er bezahlt FÜR
    den Verein, bezahlt alle Ausgaben, die anfallen (Gehälter, Transfers, Stadion). Das
    degradiert den Verein zum passiven Beobachter, sozusagen zum unmündigen, abhängigen,
    handlungsunfähigen Körper. Diese Tatsache ist für Ultras inakzeptabel, für sie kommt
    der Verein immer an erster Stelle.
    Der Mäzen ist im Übrigen in verschiedenen Arten zu finden. Die neueste ist
    (ironischer Weise) der "klassische" Mäzen aus der Kunst, der einen Verein aus
    privaten Gründen unterstützt (Abramovich, Hopp). Sie suchen sich einen (oder
    mehrere) Verein(e) und übernehmen die totale Kontrolle im Austausch für quasi
    unbeschränkte Finanzielle Möglichkeiten. Die andere Variante findet sich oft in
    Italien und Spanien, wo sich Privatleute zu Vereinspräsidenten aufschwingen,
    teilweise vergleichbar mit politischen Wahlkämpfen (siehe FC Barcelona, Real
    Madrid).


    .....


    Die dritte Variante findet sich bei Vereinen, die von einem großen Konzern "geführt"
    werden (Leverkusen, Wolfsburg). Diese Konzerne treten zwar in der Regel wie ein
    klassischer Hauptsponsor auf, bezahlen aber überproportional viel Geld, weil sie
    langfristiger mit dem Verein zusammenarbeiten, diesen deshalb als Repräsentanten der
    Firma ansehen und ihn deshalb auf lange Sicht erfolgreich sehen wollen.


    4) Warum stören sich grade an der Investition in Hoffenheim so viele Fußballfans?


    Weil Hoffenheim (um es mal deutlich zu sagen) ein Kaff mit 3.000 Einwohnern ist.
    Dies verdeutlich zum einen, warum in Hoffenheim niemals 50.000 Zuschauer im Stadion
    sitzen werden und zum anderen, wie Hoffenheim die "Großkauf-Mentalität" auf die
    Spitze treibt. Leverkusen und Wolfsburg wurden mehr oder weniger als
    Werksmannschaften gegründet, während Hoffenheim ca. 100 Jahre vor sich hin gedümpelt
    ist, bis plötzlich eine Einzelperson gepusht hat.


    Abschließend (vorerst) kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass in meinem
    Umfeld viele Leute, die sich für Fußball interessieren, aber keine hartgesottenen
    Vereinsfans sind, sagen : "na und? Kann doch jeder mit seinem Geld machen, was er
    will." Freunde mit Ultra-Gesinnung stimmen jedoch darüber ein, dass das Beispiel
    Hoffenheim einer der schlimmsten Fälle von Wettbewerbsverzerrung ist, die im Fußball
    zu finden sind. Daher würde ich sagen, dass halbherzige Fußballfans diese Gruppe
    besser jetzt als gleich verlassen sollten, vor allem, wenn sie versuchen möchten,
    Hoffenheim-Gegner davon zu überzeugen, wie Falsch sie doch alles sehen und wie
    unbegründet ihre sicht doch ist. Warum sollten wir dir zuhören? Du willst ja auch
    nicht zu unserem Standpunkt wechseln. Ein Mensch muss nicht unbedingt alles, was um
    ihn herum passiert, verstehen. Mach doch eine Gruppe auf "Hoffenheim als Vorbild für
    alle Profivereine" oder so, wenn das deine Meinung ist. Im Kreise von Ultras wirst
    du damit sicher nicht auf viel Verständniss stoßen, aber ich verspreche dir, dass
    ich nicht in deine Gruppe komme und versuche, die Mitglieder zu überzeugen, dass
    Hoffenheim scheiße ist. Ich denke allerdings, dass sich nicht alzu viele Mitglieder
    in einer solchen Gruppe tummeln würden ...


    In diesem Sinne ..."

  • Was ist denn das für eine Diskussion hier? Der FCK ist durch langjähriges Mißmanagement ziemlich weit runtergekommen und droht noch weiter runterzukommen. Da hilft die ganze Tradition nix. Und sie schützt, so Unfähige das Ruder in der Hand halten, auch nicht vor einem kräftigen(und auch völlig verdienten) Absturz. Die TSG (oder 1899, wie es jetzt ja heißt) Hoffenheim hat einen potenten Menschen, der eine Menge Geld gibt. Ist schön für den Verein. Wohin das führt, werden wir noch sehen. Ob es jemals der neue FC Bayern wird, das mag ich allerdings wirklich bezweifeln. Möglicherweise wird es eine Plastik-Truppe wie Bayer Leverkusen.....zumindest ein schönes Stadion werden sie in Zukunft haben, wie derzeit das große Schild an der A6 verkündet, ob es jemals mit leidenschaftlichen Fans gefüllt sein wird? Wer weiß. Lassen wir uns einfach überraschen.

  • Oh Mann. Es geht doch hier nicht um den FCK. Dies hat der Schreiber doch lediglich als Beispiel verwendet. Im Übrigen ist selbiger Anhänger der Alemannia aus Aachen.

    Na, eben...ich habe den FCK (da er nun schon mal hier als schlechtes Beispiel angeführt wurde) gleich weiterverwendet. Also für Dich nochmal:
    Sollte irgendein Verein, wie immer er auch heißt, durch langjährige Mißwirtschaft ins Elend geführt werden, dann hilft auch die ganze Tradition dieses Vereines nix. Das Statement zum Thema TSG Hoffenheim bleibt dadurch unverändert. ok?

  • Dies bleibt natürlich bestehen. Da der Aachener offensichtlich nicht aber auf die letzten 5, 6 Jahre eingeht, in der - da sind wir uns einig - das möglicherweise "schlechte Beispiel" sich in eine nie gekannte sportliche und finanzielle krise gestürzt hat, in der ihm selbstverständlich auch die Tradition nicht nützt, sondern vielmehr auf den sagen wir "Ursprung" eingeht, ist dies ganz sicher eines der besten Beispiele. Schließlich haben wir es mit einem Club zu tun, der einer Stadt mit nur knapp 100.000 Einwohnern entspringt. Falsch hingegen wäre, wenn jemand behaupten würde das "Modell Hoffenheim" sei für den Niedergang des vermeintlich "schlechten Beispiels" verantwortlich.

  • Das Modell "Hoffenheim" ist eher ein seltener Glücksfall für den Verein. Leute wie Hopp, die im großen Stil Geld raustun sind (leider) eine Seltenheit. Für den Niedergang diverser Traditionsklubs in diesem Lande sind Leute verantwortlich, die sich selbstgefällig in Positionen drängen, von denen sie keine Ahnung haben und das hat dann halt fatale Folgen.

  • Ja die richtigen Geldgeber kommen meist, wenn es zu spät ist.


    In Uerdingen scheint es nochmal gut zu gehen, aber in Lübeck sieht es eher Düster aus.


    Das sind nur 2 Beispielen, aber momentan sind in fast allen Regionen der Republik Vereine betroffen, speziell die Oberligen.

  • Wobei es schon darauf ankommt, für welche Zwecke dieses Geld reingepumpt wird. Seine sozialen Projekte sind nur zu loben, aber das ein Kreisligist hier künstlich hochgepumpt wird, sollte auf nichts anderes als heftigen Widerstand treffen.

  • Mag sein, aber als Fan ist man doch auch mal froh, wenn es nicht jede Saison immer in die selben Stadien auswärts geht und man mal was neues sieht oder irre ich da?


    die frage kannste dir selber beantworten wenn du das dorf bsucht hast :happy:

    "WORTE SIND EIN UNGÜNSTIGES MITTEL UM DIE WAHRHEIT DARZUSTELLEN." stanley kubrick

  • Mir geht es im Allgemeinen um ein bisschen Abwechslung. Ein Bayern-Fan, der seit 25 Jahren dabei ist und jede Saison nach Dortmund, Hamburg, Bremen und Stuttgart fährt, wird sicher froh sein einmal nach Hoffenheim, Trier, Mannheim, St. Pauli, Schwerin, Halle usw. fahren zu können.

  • die Bayern Fans haben es dieses Jahr eh recht gut...endlich mal wieder schönen Uefacup, anstatt sinnlose Championsleague mit den immer gleichen Vereinen...

  • Nun können es die Hoffenheimer aus eigener Kraft schaffen, ein Sieg gegen Greuther Fürth und der Durchmarsch ist perfekt.


    Freiburg und Mainz müssen den Fürthern die Daumen drücken und es wird sicher ein spanndenes Spiel in Hoffenheim.