Ein ziemlich gelungener Beitrag zu diesem Thema, gefunden im StudiVZ:
"Habs nicht geschafft, alles durchzulesen, was hier an Pro-Hoffenheim-Gelaber
vorgebracht wurde, mir ist irgendwann zu schlecht geworden.
1. Warum kann man einen Traditionverein gegenüber einem Wurstverein wie Hoffenheim
besser stellen, ohne gegen das Grundgesetzt zu verstoßen?
Weil ein Traditionsverein sich seine Stellung auf der Fußballlandkarte erarbeitet
(nicht ERKAUFT) hat. Traditionsvereine haben ihre Dynastie zu einer Zeit begründet,
in der grundsätzlich alle Vereine die gleichen Voraussetzungen hatten, da der
Fußball noch nicht komerzialisiert war. Im Großen und Ganzen haben sich in diesem
Prozess die Vereine aus potenten Einzugsgebieten durchgesetzt, so z.B. der 1. FC
Köln, der HSV, Bayern München, Mannschaften aus dem Ruhrgebiet etc. Auf Grund der
annähernden Chancengleichheit gibt es hier aber auch ausnahmen aus kleineren
Stadten, wie z.B. den 1. FC Kaiserslautern. Die Vereine haben zu dieser Zeit mit
Spielern agiert, die in dem jeweiligen Verein aufgewachsen sind. Heutzutage ist es
schwierig bis unmöglich, aus dem niederklassigen Bereich bis in den Profibereich
vorzustoßen, geschweige denn, dies in 17 Jahren zu erreichen. Wer jetzt ernsthaft
argumentieren möchte: "Wenn ich nicht in die 1. Liga aufsteigen soll kann man das
Aufstiegs-System abschaffen." hat nen heftigen Schatten. Denn es geht nicht immer
nur um das "Ob" sondern auch um das "Wie". Wenn ein Verein aufsteigt, sich in einer
Liga etabliert (schwieriger Prozess, siehe Vereine wie Braunschweig, Dresden,
Offenbach, die zwischen 2. BL und RL rotieren) und dann nach weiter oben strebt habe
ich kein Problem damit. Gutes Beispiel: KSC. Nach dem Abstieg in die RL
wiedergekommen, etabliert und dann nach oben angegriffen. Fans von etablierten
Erstligisten haben häufig überhaut keinen Plan davon, wie das Gefühlsleben eines
Fans eines niederklassigen Fans aussieht. Wenn die eigene Mannschaft seit Jahren
konstant oben mitspielt (Führt!) und es nie ganz schafft, und dann plötzlich ein
Verein mit Mäzen kommt und sagt: "In 2 Jahren wollen wir in der Bundesliga sein."
ist das ein Schlag ins Gesicht, viel eher noch ein Tritt in die Eier. Denn womit hat
ein Verein es verdient, sich den Aufstieg einfach kaufen zu können?
Abschließend bleibt zu sagen, dass Lars Aussage, einen Verein dem anderen
vorzuziehen wäre gegen das Grundgesetz im Prinzip bedeutet, dass jeder Fußballfan
gegen die Verfassung verstößt. Was ist den das Fantum anderes, als dass man einen
Verein ALLEN anderen vorzieht?
2. Wären Fans anderer Vereine froh, wenn bei ihrem Verein ein Mäzen einsteigen
würde?
Das kommt auf die Fangruppe an. Der durchschnittliche (Mode-)Fan unter umständen
schon, weil er bessere Spieler zu sehen bekomt und der präferierte Verein insgesamt
besser spielen würde. Die Ultras eines Vereins würden so etwas jedoch auf jeden Fall
ablehnen. Ultras identifizieren sich total mit ihrem Verein. Wenn ein Fremder kommt
und im Austausch für Geld die Kontrolle übernehmen würde, würde der Verein in ihren
Augen sein Gesicht verlieren. Das hängt in gewisser Weise mit dem folgenden Punkt
zusammen:
3. Wo liegt der Unterschied zwischen Mäzen und Sponsor?
Ein Sponsor bezahlt dem Verein Geld, weil er ein eigenes Interesse verfolgt: Für
sein Geld bekommt der Sponsor im Umfeld des Vereins eine exponierte Stellung und
somit öffentliche Publicity. T-Mobile bezahlt Bayern bestimmt nicht einen
zweistelligen Millionenbetrag, weil sie so nette Leute sind oder weil ihnen der Name
gefällt oder weil München eine schöne Stadt ist, sondern weil man als Hauptsponsor
von Bayern München in Deutschland wahrscheinlich die exponierteste Stellung hat, die
man als Firma erhalten kann. Somit wird ein Verein immer im Bezug auf seine
Vergangenen Errungenschaften bezahlt.
Dieses Verhältnis perversiert der Mäzen in zweierlei Art und Weise: Zum einen
"bezahlt" der Mäzen den Verein nicht im Verhältnis zu seinen vergangenen
Errungenschaften, sondern exponentiel besser. Denn das Wort "bezahlen" ist in diesem
Zusammenhang im Endeffekt falsch, der Mäzen bezahlt nicht den Verein, er bezahlt FÜR
den Verein, bezahlt alle Ausgaben, die anfallen (Gehälter, Transfers, Stadion). Das
degradiert den Verein zum passiven Beobachter, sozusagen zum unmündigen, abhängigen,
handlungsunfähigen Körper. Diese Tatsache ist für Ultras inakzeptabel, für sie kommt
der Verein immer an erster Stelle.
Der Mäzen ist im Übrigen in verschiedenen Arten zu finden. Die neueste ist
(ironischer Weise) der "klassische" Mäzen aus der Kunst, der einen Verein aus
privaten Gründen unterstützt (Abramovich, Hopp). Sie suchen sich einen (oder
mehrere) Verein(e) und übernehmen die totale Kontrolle im Austausch für quasi
unbeschränkte Finanzielle Möglichkeiten. Die andere Variante findet sich oft in
Italien und Spanien, wo sich Privatleute zu Vereinspräsidenten aufschwingen,
teilweise vergleichbar mit politischen Wahlkämpfen (siehe FC Barcelona, Real
Madrid).
.....
Die dritte Variante findet sich bei Vereinen, die von einem großen Konzern "geführt"
werden (Leverkusen, Wolfsburg). Diese Konzerne treten zwar in der Regel wie ein
klassischer Hauptsponsor auf, bezahlen aber überproportional viel Geld, weil sie
langfristiger mit dem Verein zusammenarbeiten, diesen deshalb als Repräsentanten der
Firma ansehen und ihn deshalb auf lange Sicht erfolgreich sehen wollen.
4) Warum stören sich grade an der Investition in Hoffenheim so viele Fußballfans?
Weil Hoffenheim (um es mal deutlich zu sagen) ein Kaff mit 3.000 Einwohnern ist.
Dies verdeutlich zum einen, warum in Hoffenheim niemals 50.000 Zuschauer im Stadion
sitzen werden und zum anderen, wie Hoffenheim die "Großkauf-Mentalität" auf die
Spitze treibt. Leverkusen und Wolfsburg wurden mehr oder weniger als
Werksmannschaften gegründet, während Hoffenheim ca. 100 Jahre vor sich hin gedümpelt
ist, bis plötzlich eine Einzelperson gepusht hat.
Abschließend (vorerst) kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass in meinem
Umfeld viele Leute, die sich für Fußball interessieren, aber keine hartgesottenen
Vereinsfans sind, sagen : "na und? Kann doch jeder mit seinem Geld machen, was er
will." Freunde mit Ultra-Gesinnung stimmen jedoch darüber ein, dass das Beispiel
Hoffenheim einer der schlimmsten Fälle von Wettbewerbsverzerrung ist, die im Fußball
zu finden sind. Daher würde ich sagen, dass halbherzige Fußballfans diese Gruppe
besser jetzt als gleich verlassen sollten, vor allem, wenn sie versuchen möchten,
Hoffenheim-Gegner davon zu überzeugen, wie Falsch sie doch alles sehen und wie
unbegründet ihre sicht doch ist. Warum sollten wir dir zuhören? Du willst ja auch
nicht zu unserem Standpunkt wechseln. Ein Mensch muss nicht unbedingt alles, was um
ihn herum passiert, verstehen. Mach doch eine Gruppe auf "Hoffenheim als Vorbild für
alle Profivereine" oder so, wenn das deine Meinung ist. Im Kreise von Ultras wirst
du damit sicher nicht auf viel Verständniss stoßen, aber ich verspreche dir, dass
ich nicht in deine Gruppe komme und versuche, die Mitglieder zu überzeugen, dass
Hoffenheim scheiße ist. Ich denke allerdings, dass sich nicht alzu viele Mitglieder
in einer solchen Gruppe tummeln würden ...
In diesem Sinne ..."