TSG Hoffenheim – FC Carl Zeiss Jena (27.04.2008)
Dienstag, 29. April 2008
Zum Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim startete am Morgen des Spieltags ein Zug mit ca. 100 Jenaer Fußballfans, die teilweise im Laufe der Fahrt zustiegen.
Schon während der Fahrt wurde man aufmerksam auf das provokante und zum Teil aggressive Auftreten von Seiten der Polizei, welche stets und ständig nur auf einen Anlass wartete, um ihre Macht zu demonstrieren. So geschehen als mehrere Fans polizeikritische Lieder einer nicht indizierten Gruppe aus einem eigens mitgebrachten Radio mitsangen und dafür ihre Personalien abgeben mussten, stets mit dem freundlichen Hinweis, dass nun bald Post vom Staatsanwalt folgen werde. Menschen die sich darüber beschwerten (Berufsgruppen können nicht beleidigt werden, siehe „Alle Soldaten sind Mörder“) wurden ebenso vermerkt, um diese wahrscheinlich abzuschrecken oder gar mundtot zu machen. Des weiteren konnte sich ein Fan aufgrund einer vergessenen Geldbörse sich nicht ausweisen. Dieser müsste aufgrund der Tatsache, das er der einzige Stadionverbotler im Zug war, den Szenekundigen Beamten hinlänglich bekannt sein, was aber von den Polizisten dementiert wurde. Wer hier nun den Lügner mimt, wird wohl ein Rätsel bleiben. So kam es, dass am Mittag sogar Beamte mit Foto des „Verdächtigen“ bei den Eltern des Jugendlichen erschienen, um damit die Existenz bzw. die Richtigkeit der Personalien zu überprüfen.
In Hoffenheim wurde man von einem sehr großen Polizeiaufgebot in Empfang genommen, welches die Fans direkt am Bahnhof einkesselte. Da Hoffenheim nicht sehr groß ist und noch genügend Zeit vorhanden war, entschieden sich die Zugfahrer zum Stadion zu laufen, was eine bereitgestellte Möglichkeit der Polizei war (Eine größere Gruppe Jenafans aus dem Rhein-Neckar-Gebiet hingegen fuhren mit einem Shuttlebus, welchen sie bei einem Stau kurz vor Anpfiff und akuter Hitze nicht verlassen durften, um nicht auf heimische Fans zu stoßen).
Die Zugfahrer wurden eng zusammengepfercht in Richtung Stadion geführt, allerdings in einer so langsamen Geschwindigkeit, dass das rechtzeitige erscheinen zum Anpfiff nicht mehr selbstverständlich war. Statt deeskalierend nun das Tempo etwas anzuziehen wurden die Fans vorsätzlich gebremst. Als kurz vorm Stadion ein Kamerateam des RTL/Premiere das eintreffen der Zugfahrt filmen wollte, versuchten mehrere Fans, diese darauf hinzuweisen, das dies nicht erwünscht ist. Bis dato ging allerdings seitens der Zugfahrer keinerlei Konfliktpotential oder ähnliches aus, trotzdem filmte die Polizei den Marsch teilweise mit vier Kameras gleichzeitig. Die dann entstandene Situation nutzte die Polizei um die Lage eskalieren zu lassen, so wurde auf alle die in den ersten Reihen standen mit Fäusten aber auch Schlagstöcken eingeschlagen, wohlgemerkt hat das Kamerateam im nachhinein bestätigt, dass sie sich zu keinem Zeitpunkt bedroht gefühlt haben. Wieso aber pünktlich zur Eskalation der Situation durch die Polizei die Kamera ausgeschalten wurde ist mehr als fraglich.
In dieser Situation wurden 2 Personen in Gewahrsam genommen und auf der nebenliegenden Wiese mit Kabelbindern gesichert. Als einer der am Boden liegenden sich umblickte wurde er mit dem Schlagstock ins Gesicht geschlagen, dabei zog er sich eine Fleischwunde am Mund zu und kann von Glück reden, dass die Zähne keinen Schaden genommen haben. Diese Person musste trotz starker Blutungen mindestens 10 Minuten auf ärztliche Behandlung warten, man kann daher auch von Unterlassung der Ersten Hilfe sprechen. Im Kessel selber erlitt eine Person einen Nervenzusammenbruch aufgrund von Hyperventilation und Unterzuckerung. Auch hier ließen die Sanitäter über eine halbe Stunde auf sich warten. Einige Polizisten beobachteten die Szenerie mit gezogenem Schlagstock aus erster Reihe, machten teils provokante Gesten mit diesen und fielen allgemein durch teilweise sehr martialisch wirkend wollendes Auftreten auf.
Die aufgebrachten Fußballfans, welche mittlerweile auf dem Boden sitzend verweilten, beruhigten sich langsam, nachdem verkündet wurde, dass beide Festgenommenen in kürze frei gelassen würden, und man den Weg zum Stadion fortführen könne.
Dort wollte man auf die Beiden warten, als wiederum 2 Personen festgenommen wurden, beide angeblich wegen versuchter schwerer Körperverletzung. Trotz alledem gingen die Fans zur Halbzeit ins Stadion, die Festgenommenen waren in Zwischenzeit wieder freigelassen worden, um dort wenigstens eine Halbzeit die Mannschaft unterstützen zu können. Am Einlass fielen Ordner auf, welche Totschläger mit sich führten. Dies wurde umgehend über das FP Jena dem DFB mitgeteilt. Auch bei den früher angereisten Jenafans fielen die Ordner durch übertrieben penible Kontrollen auf. Dabei mussten sich sogar Neun-jährige Kinder teilweise entkleiden.
Im Stadion wurde während des Spiels unter anderem der Schlachtruf „Fußballhure Hoffenheim“ angestimmt, was dazu führte, dass dem Vorsänger angedroht wurde, dass er aus dem Stadion entfernt werden würde, sollte er den Gesang wiederholt anstimmen.
Nach dem Spiel ordnete die Polizei eine ca. 20 Minuten lange Blocksperre an, die Zeit wurde zum intensiven Filmen, wie schon den ganzen Tag, genutzt. Dass der Einsatzleiter (Herr Himmelhahn von der Polizeidirektion Heidelberg von der Abteilung Revierdienste/Zentraldienste) nicht den besten Ruf genießt machten die Ortsansässigen Polizisten, welche die Anzeigen aufgaben bzw. Gegenanzeigen entgegennahmen, in Gesprächen deutlich. Zudem war noch eine überaus aggressive BFE Einheit aus Karlsruhe anwesend.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof wurde man wiederholt eingekesselt und zum Bahnhof begleitet, ohne die Möglichkeit, sich bei starken Sonnenschein und Hitze in einem Kiosk mit Getränken zu versorgen.
Die restliche Rückfahrt mit neuer Polizeilicher Begleitung verlief ohne Vorkommnisse. Warum nicht immer so?
Fansmedia Jena
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