27.08, 12.00 Uhr:
Slask Wroclaw - Zaglebie Sosnowiec 0:0
Polen, 2.Liga, Wroclaw, Stadion Slask, 7.000 Zuschauer
Es gibt kaum einen vernünftigen Grund, sich gegen 3 Uhr in der Früh aus dem Bett zu quälen. Fußball zählt aber als guter Grund. Nachdem eine Tasse Kaffee eingeflößt wurde, geht’s auf zum Treffpunkt am Nürnberger Plärrer, wo schon die Herren JFK, Wupperhopper und Greentree warten. Mit einem Volvo V70 mit holländischem Kennzeichen geht’s auf nach Polen. Greentree fährt erst mal und steuert das Gefährt zielsicher und sehr zügig bis Görlitz, wo beim örtlichen Vertreter einer amerikanischen Fast-Food-Strecke noch ein zweites Frühstück eingenommen wird. Dann rüber über die Grenze ohne weitere Kontrollen und nachdem auch noch Geld abgehoben wird geht es weiter nach Wroclaw. Dank Anfahrtsplan wird das Stadion von Slask auf Anhieb gefunden und das Auto auf einem bewachten Parkplatz abgestellt. Wir holen uns Tickets und nach einer kurzen Wartezeit werden auch die Tore geöffnet und wir dürfen hinein. In Polen ist es nicht ganz einfach, Fanfreundschaften, Feindschaften und Allianzen alle zu durchschauen. So hatten wir im Vorfeld gedacht, dass das Spiel wohl ein Hassspiel wird, tatsächlich scheinen sich beide Fangruppen aber durchaus wohlgesonnen zu sein. Unsere Sorge um die Sicherheit vor Ort war also unbegründet. Das Stadion hat eine alte Haupttribüne zu bieten, die mit Holzbänken versehen ist. Die Gegengerade ist nicht überdacht und mit Schalensitzen ausgestattet, auf der der Schriftzug „Slask“ zu lesen ist. In einer der Kurven ist der Gästeblock untergebracht, in der anderen Kurve gibt es nur einen Imbißstand. Flutlicht gibt es nicht, eine Anzeigetafel ist zwar vorhanden, aber nicht in Betrieb. Die Steaks am Imbiß werden von mir auch gleich mal getestet (sehr gut!), die anderen drei stehen aber den kulinarischen Genüssen in Polen noch skeptisch gegenüber. Zum Spiel gibt’s nicht viel zu sagen. Unfähigkeit auf beiden Seiten führt dazu, dass Torchancen selten sind, und wenn, dann nur zufällig entstehen. Diese werden dann aber von den Stürmern mit viel Hingabe in Richtung Tribüne, Himmel oder sonst wohin gedroschen, nur eben nicht in Richtung Tor. Folgerichtig endet die Partie torlos, für die dargebotenen Leistungen müssten beide aber mit Punktabzug bestraft werden. Auf den Rängen ist schon mehr los. Beide Fanlager haben einige Aktionen zu bieten. So gibt es immer wieder Einsatz von Pyrotechnik, dazu natürlich Schalparaden, Fahnenaktionen usw. Sieht teilweise recht nett aus. Etwa 300 Gästefans sind mitgereist, nicht gerade viel, aber immerhin. Wegen des recht guten und auch optisch schönen Supports hat sich das Spiel durchaus noch gelohnt. Nach dem Abpfiff geht es sofort wieder zum Auto und nichts wie weg hier.
27.08, 18.15 Uhr:
Odra Wodzislaw Slaski - Wisla Krakau 1:1
Polen, Ekstraklasa, Wodzislaw, Stadion Odry, 4.000 Zuschauer
Nachdem der Volvo frischen Treibstoff bekommen hat, geht es auf der Autobahn weiter bis nach Gliwice. Dort ist die Beschilderung mit dem Prädikat „mangelhaft“ noch sehr positiv bewertet, so dass die richtige Straße nach Rybnik nicht gleich gefunden wird. Zumindest in der halbwegs richtigen Richtung verlassen wir die Stadt aber dann doch und finden dann auch etwas auf Umwegen den richtigen Weg. In Rybnik wird noch kurz das Stadion besichtigt, in dem vor kurzem das U21-Spiel Polen gegen England stattfand. Ob hier auch ein Verein spielt, ist uns allerdings nicht ganz klar. Weiter nach Wodzislaw, wo das Stadion wieder auf Anhieb gefunden wird. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für Karten für die Haupttribüne für 35 Zloty. Im Stadion gibt es richtig gute Spieße, auch die anderen drei schlagen diesmal zu. Der Wupperhopper ist zwar immer noch nicht begeistert vom gastronomischen Angebot, aber immerhin sagt er „Naja, kann man essen“. Nur Bier gibt es im ganzen Stadion überhaupt nicht. Selbiges hat im übrigen eine kleine überdachte Haupttribüne, die über eine Längsseite reicht. Die Gegengerade hat ebenfalls Sitzplätze, ist aber unüberdacht. In den Kurven gibt es Stehplätze, wovon ein kleiner Block als Gästeblock dient. Etwa 500 Fans aus Krakau haben den Weg nach Wodzislaw gefunden, supportmäßig bieten sie aber nicht so viel. Von den Odra-Fans hatte ich eigentlich gar nicht viel erwartet, sie bieten aber auch nett anzusehende Pyroshows. Gar nicht schlecht. Auch hier scheinen sich die Fans nicht unbedingt zu hassen. Teilweise werden gegnerische Fanaktionen sogar beklatscht. 1.Liga ist logischerweise etwas besser als 2.Liga, aber das Niveau ist immer noch ziemlich unterirdisch. In der ersten Halbzeit neutralisieren sich beide Mannschaften. Nach dem Wechsel macht Wisla zunächst mehr Druck, etwas überraschend gehen dann aber die Hausherren in Führung. Danach wird ein alter Bekannter aus der Bundesliga eingewechselt. Marek Penksa kommt für Wisla ins Spiel und ausgerechnet dieser markiert in der Nachspielzeit dann noch den glücklichen Ausgleich für die Gäste. Bei Wodzislaw natürlich Niedergeschlagenheit sowohl auf dem Rasen als auch bei den Zuschauern. Wupperhopper steuert das Auto dann über die nahegelegene Grenze nach Tschechien – was bei einigen Autoinsassen doch erhebliche Glücksgefühle auslöst, hat man doch Polen endlich verlassen – und in Ostrava checken wir in einem Hotel ein, das Herr Greentree noch von einer seiner letzten Touren kannte. Gute Wahl, ordentliche Zimmer und sehr preisgünstig. Eine benachbarte Pizzeria wird anschließend noch unsicher gemacht und ohne dass wir etwas bestellt haben, gibt’s erst mal vier Bier auf den Tisch. Guter Service! Zudem gibt’s leckere Pizza. Wir erzählen uns noch Geschichten über andere Hopper und stellen dabei fest, dass wir doch eigentlich alle recht normal sind, da gibt’s viel kränkere als uns. Nach der zweiten Runde Bier ist aber Schicht im Schacht, da wir doch alle ziemlich müde sind, geht es ab in die Heia.
28.08, 10.15 Uhr:
Unex Unicov - 1.FC Slovacko B 1:0
Tschechien, 3.Liga MSFL, Unicov, Stadion Unex Unicov, ca. 200 Zuschauer
Am nächsten Morgen klingelt schon um 7 Uhr wieder der Wecker. Nachdem alle im Bad waren, geht es wieder los. Zunächst muß mal wieder ein McDoof zum Frühstücken herhalten. Dieser hatte gerade zwei Minuten geöffnet und schon wird er von vier hungrigen Deutschen überfallen. Die Bedienung überlebt es aber, und wir alle haben Glück, dass wir auch JFKs Fahrstil überleben. Da die Zeit bis zum Anpfiff in Unicov knapp ist, werden tschechische Ortschaften auch schon mal mit 110 km/h durchfahren und die Kurvenlage ausgiebig getestet. Immerhin führt das dazu, dass wir 20 Minuten vor Anpfiff in Unicov ankommen, wo auch das Stadion schnell gefunden wird. Für 20 Kronen darf man hinein, das sind doch mal angenehme Eintrittspreise. Etwa 200 Zuschauer wollen sich den Drittligakick antun, Gästefans sind dabei keine erkennbar. Das Niveau ist gar nicht so schlecht, die 2.Liga in Polen dürfte wohl eher schwächer einzustufen sein. Kurz vor der Pause gehen die Gastgeber in Führung. Dabei bleibt es auch bis zum Schluß, Slovacko hat zwar auch einige Möglichkeiten, schafft es aber nicht, ein Tor zu schießen. Das Stadion hat eine überdachte Tribüne mit Holzbänken und einige Stufen auf der Gegengeraden, dazu auch noch eine elektronische Anzeigetafel. Bestechend ist vor allem die Lage des Stadions inmitten von Plattenbautensiedlungen. Wie auch immer, so einen Sonntagsvormittagskick schaut man sich doch ganz gern an.
28.08, 17.00 Uhr:
Vysocina Jihlava - FC Slovan Liberec 0:2
Tschechien, Gambrinus Liga, Jihlava, Stadion Jiraskova, 3.850 Zuschauer
JFK fährt anschließend erst mal weiter. Bei Olomouc wird noch eine Vignette besorgt und dann bei Brünn in einer Raststätte eingekehrt. Die Bedienung hier hat es allerdings nicht so drauf und rennt dauernd wieder weg. Wupperhopper hätte bei dem Essen fast schon wieder kotzen können. Für das Gulasch mit Knödeln brauche ich allerdings auch ein Bier zum Nachspülen. Weiter geht es nach Jihlava. Am Stadion fahren wir erst mal vorbei, ohne es zu sehen. Also wieder zurück und diesmal taucht es auch nach dem zweiten Hinsehen auf. Tribünenkarten gibt es leider nicht mehr, sondern nur Stehplätze. Der Aufsteiger Jihlava verfügt halt nur über ein kleines Stadion. Vor allem die kleine Haupttribüne wirkt irgendwie witzig. Die Gegentribüne ist etwas größer und hat blaue Schalensitze, in den Kurven gibt es unüberdachte Stehplätze, wovon ein kleiner Teil als Gästeblock dient. Flutlicht gibt es nicht, aber eine Anzeigetafel ist vorhanden. Demnächst wird das Stadion wohl umgebaut werden, außer Stahlrohrtribünen ist allerdings kaum etwas sehenswertes zu erwarten. Die Stadiongastronomie kann auch hier überzeugen, nur den Wupperhopper mal wieder nicht. Der Hammelburger ist jedenfalls nicht übel und hält auch erst mal ne Weile vor. Wir mogeln uns dann doch alle irgendwie auf die Tribüne und setzen uns auf die Stufen, da ja keine Sitzplätze mehr frei sind. Das Spiel ist vom Niveau her wohl das Beste der Tour, aber auch hier wird nicht gerade Traumfußball geboten. In der ersten Halbzeit ist Jihlava engagierter, ein Tor will aber nicht fallen. Liberec ist nach drei Spieltagen überraschend Tabellenführer und so spielen sie auch. Erstmal die Gastgeber sich austoben lassen und dann zuschlagen. So fällt nach dem Wechsel das 0:1 und als Jihlava in der Schlussphase alles nach vorn wirft, setzen die Gäste einen Konter zum 0:2 und die Partie ist gelaufen. Für Liberec die optimale Ausbeute: vier Spiele, vier Siege. Den Rückweg nach Nürnberg fahre ich dann selbst. Bis Prag ist die Autobahn noch recht voll, danach wird’s leerer. Kurz vor der Grenze noch mal den Tank aufgefüllt. Auch hier kommen wir wieder problemlos rüber, und ich war mir sicher, dass wir diesmal rausgezogen werden. Vier Deutsche in einem holländischen Auto, eigentlich müsste so was doch verdächtig aussehen. Aber die Zollbeamten haben wohl alle keinen Bock und gucken auch gar nicht aufs Kennzeichen. Gegen 23.00 Uhr ist Nürnberg wieder erreicht. JFK und ich sind wieder zu Hause, die beiden Kollegen müssen noch 500 km weiter. Nette Tour mit netten Leuten und die Anzahl der fehlenden Erstligisten in Tschechien konnte wieder weiter reduziert werden. In Polen kommt aber noch einiges auf mich zu.