Schweden/Norwegen im Juli 2005

  • Hier die Berichte von meiner Tour durch Schweden und Norwegen


    16.07.05, 16.00 Uhr
    Östers Växjö - Degerfors IF 3:1
    Superettan
    Växjö, Värendsvallen, 2.850 Zuschauer


    Urlaub steht an und der soll natürlich unter anderem auch zum Besuch von Fußballspielen genutzt werden. Bereits seit längerem wurde eine Tour durch Schweden und Norwegen geplant und nun sollte es also endlich losgehen, leider ohne Mitfahrer, da für die Tour niemand aufzutreiben war. Bleibt noch die Frage, mit welchem Transportmittel es denn auf Tour gehen sollte. Am Ende habe ich mich für das eigene Auto entschieden, einfach, weil es doch am bequemsten ist und man kann den Kofferraum voll mit Proviant machen. Freitag mittag geht es los und nach 20 km der erste Schock. Ein Wahnsinniger überholt mit etwa 200 km/h auf der Standspur. Wieso ist die Polizei bei sowas nie da? Wenn man richtig großen Hunger hat, sollte man zum Autohof Malsfeld bei Kassel und dort Gyrosteller essen. Ist echt empfehlenswert. Danach geht es erstmal problemlos bis kurz vor Hamburg, als der große Regen einsetzt. Wie gegen eine Wand aus Wasser fährt man an, man sieht fast gar nichts mehr und es geht nur noch mit 20 km/h weiter. Auch das geht vorbei und gegen Abend bin ich in Hamburg. Nach einer kurzen Pause geht es weiter nach Puttgarden und rauf auf die Fähre nach Dänemark. In DK muß ich dann wohl oder übel mal ein paar Stündchen im Auto schlafen. Gegen 7 Uhr morgens komme ich in Helsingör an und wieder geht es auf die Fähre nach Helsingborg. Välkommen till Sverige! Nachdem Geld gezogen wurde und erstmal ein Kaffee zum Aufwachen getrunken wurde geht es weiter nach Växjö. Das dortige Vandrarhem ist ausgebucht, so daß Plan B zum Einsatz kommt und ich somit nach Kronobergshed fahre. Ist eh besser, weil ruhiger und billiger. Dort bekomme ich ein Einzelzimmer und nach knapp 24 Stunden kann ich mich erstmal etwas frisch machen. Muß ja auch mal sein. Anschließend wieder zurück nach Växjö, bißchen die Stadt anschauen und auf zum Stadion. Für 80 Kronen gibt es Stehplätze und auf Nachfrage auch Tickets. Der erste Rückrundenspieltag steht an, wobei die Rückrunde in Schweden generell in umgekehrter Reihenfolge wie die Hinrunde gespielt wird, somit kam es also am vorherigen Spieltag genau zu der gleichen Begegnung, nur eben in Degerfors (gilt für alle anderen Spiele in Schweden genauso). Östers steht auf dem vierten Platz der zweiten schwedischen Liga, die Gäste im Mittelfeld. 2.850 Zuschauer wollen die Partie sehen, darunter auch eine Busladung aus Degerfors. Etwa 200 aktive Fans supporten auch mal ab und an, eine große Blockfahne gibt’s auch zu sehen. Växjö geht bereits nach drei Minuten in Führung. Degerfors schafft aber nach 20 Minuten den Ausgleich durch einen direkt verwandelten Eckball. Sieht man auch nicht oft. Die Gäste bleiben danach am Drücker, Växjö schafft aber dann etwas überraschend das 2:1. Nach dem Wechsel ist Växjö aber klar dominierend und erhöht auf 3:1. Es gibt noch zahlreiche weitere Möglichkeiten für Växjö, so daß der Sieg am Ende klar verdient ist und das Team damit weiter Richtung Aufstieg schauen kann. Bei Växjö spielt im übrigen auch Peter Wibran, der ja auch aus der Bundesliga bekannt ist. Das Stadion hat eine überdachte Sitzplatztribüne, die Gegengerade hat in der Mitte unüberdachte Sitzplätze, außen Stehplätze. Es sieht so aus, als ob es früher mal eine Radrennbahn war, obs stimmt, weiß ich aber nicht. Es gibt 6 Flutlichtmasten, drei auf jeder Längsseite. Zudem ist eine Anzeigetafel im Totomat-Look vorhanden. Nach dem Spiel wieder ein Schreck: das Auto springt nicht mehr an wegen der dämlichen Wegfahrsperre, die sich wohl selbst ausgetrickst hat. Hilft alles nichts, der Pannendienst muß kommen und kriegt das Ding irgendwann auch überlistet. Es sollte zum Glück der einzige Vorfall dieser Art bleiben. Ansonsten rollte die rote Reisschüssel problemlos. Also schnell zurück zum Quartier und dort den Abend gemütlich ausklingen lassen.


    17.07.05, 17.00 Uhr
    Hammarby IF - Landskrona BoIS 4:0
    Allsvenskan
    Stockholm, Söderstadion, 9.100 ZuschauerAm nächsten Morgen springt das Auto also wieder problemlos an und gegen Mittag komme ich in Hagelby Park an, einem Vandrarhem 20 km vor Stockholm, das ich vorgebucht hatte. Sonntags ist dort zwar niemand, aber man hat mir den Schlüssel in einem Umschlag deponiert. Das Zimmer zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach, da es in einem Nebengebäude liegt. Ist aber trotzdem okay und für zwei Nächte nun also mein Quartier. Mit dem Zug geht es anschließend rein nach Stockholm und weiter mit der Tunnelbana zum Söderstadion. Hat zeitlich alles genau gepaßt. Sitzplatz Gegentribüne für 220 Kronen, man gönnt sich ja sonst nichts. Das Stadion ist richtig klasse. Ein reines Fußballstadion, zwei überdachte Tribünen mit Holzbänken auf den Längsseiten, keine neumodischen Schalensitze, teilweise auch Stehplätze im Fanblock. Eine Hintertorseite ist in ein Gebäude eingebaut, so daß dort nur wenige Sitzreihen vorhanden sind, die andere Seite ist eine große Stehplatztribüne. Komplettiert wird das ganze von vier Flutlichtmasten und einer Videoleinwand. Ein Wiedersehen mit einem ehemaligen Gladbacher gibt’s auch. Jörgen Pettersson, das ewige Talent, mittlerweile aber auch schon um die 30, spielt für Landskrona. Zum Spiel: Hammarby ist klar überlegen und geht nach wenigen Minuten schon in Führung. Zur Pause steht es bereits 3:0. Nach der Pause schaltet Hammarby einen Gang zurück, kommt aber trotzdem noch zu zahlreichen Chancen. Wieder ein Kuriosum: Beim Schuß zum 4:0 pfeift der Schiedsrichter den Vorteil ab und entscheidet auf Freistoß für Hammarby, der aber nichts einbringt. Er entschuldigt sich zwar noch bei den Fans, hat Hammarby aber ganz klar ein Tor geklaut. Was solls, bei dem Spielstand ist es nicht mehr entscheidend und kurz vor dem Ende fällt dann doch noch das 4:0. Die Bajen-Fans (so wird Hammarby jedenfalls von den Fans genannt) sorgen für richtig gute Stimmung. Überhaupt fällt beim Publikum auf, daß es sich fast nur um echtes Fußballpublikum handelt und nicht um Eventpublikum. So beteiligt sich oftmals das ganze Stadion am Support. 9.100 Zuschauer sind aber trotzdem Minuskulisse in dieser Saison. Landskrona rutscht durch die Niederlage weiter in den Abstiegsstrudel, Hammarby festigt seinen Mittelfeldplatz. Mit der Leistung wird der Klassenerhalt für BoIS aber sehr schwer. Nach dem Spiel wird noch lecker gegessen in Stockholm und anschließend geht es mit der Bahn wieder zurück.


    18.07.05, 19.00 Uhr:
    Djurgardens IF - GIF Sundsvall 4:0
    Allsvenskan
    Stockholm, Olympiastadion, 12.900 Zuschauer


    Am nächsten Morgen wird erstmal ausgiebig gefrühstückt und gegen Mittag fahre ich mit der Bahn wieder nach Stockholm. Danach sollte auch mal ein bißchen Sightseeing stattfinden. Die Touristenströme in Gamla Stan werden aber schnell nervig, so daß mir darauf die Lust schnell wieder vergeht. Also fahre ich lieber zum Rasundastadion. Dort in einer Fußgängerunterführung entdecke ich einen Fußabdruck von Martin Dahlin. Tja, in Schweden kommt man halt an der Borussia nicht vorbei. Lecker Pizza gibt’s in einem Einkaufszentrum. Danach wieder zurück zum Bahnhof und mit der U-Bahn zum Olympiastadion. Das reservierte Ticket ist abholbereit, klappt ja alles bestens. Ich treffe noch einen Engländer, mit dem ich mich noch ein bißchen unterhalte, über Fußball im Allgemeinen, über die WM 2006 und die Situation bei Gladbach sowie seinen Verein Brentford im Besonderen. Anschließend hinein ins Stadion. Wieder ein richtig tolles Ding, zwar mit Laufbahn, aber die alte Backsteinbauweise und der Charme vergangener Jahre entschädigen. Von außen sieht es aus wie eine alte Burg, im inneren hat es nur Sitzplätze, wiederum nur bestehend aus Holzbänken, aber nur der obere Teil ist auch überdacht. Auch die Moderne hat Einzug gehalten in Form einer elektronischen Anzeigetafel und Videoleinwand. Es gibt zwei freistehende Flutlichtmasten sowie Flutlichter auf den Ecktürmen und im Tribünendach. Djurgarden ist zur Zeit Tabellenführer der Allsvenskan, Sundsvall steht auf einem Abstiegsplatz, die Favoritenrolle ist damit klar. Djurgarden geht dann auch bereits nach 45 Sekunden in Führung, meine Serie der schnellen Tore hält also an. Dabei bleibt es aber vorerst und auch die Gäste haben durchaus Möglichkeiten. In der zweiten Halbzeit läßt Djurgarden die Fans nicht so lange zappeln. Es dauert nur 20 Sekunden bis zum 2:0. Die Gastgeber dominieren nun das Spiel und gewinnen am Ende verdient mit 4:0. Die Stimmung ist auch super, die Atmosphäre ist ähnlich wie am Vortag bei Hammarby. Auch die Zuschauerzahl kann sich sehen lassen, auch wenn auch Sundsvall nur etwa 200 Fans mitgereist sind, aber wen wunderts an einem Montagabend. Nach dem Spiel geht es mit der Tunnelbana wieder zum Hauptbahnhof und mit dem Zug wieder zum Hagelby Park, wo ich gegen 23.00 Uhr ankomme. Am nächsten Tag steht kein Fußball an. So bleibt Zeit, gemütlich ein wenig durch die Lande zu tuckern. Nachmittags will ich mir dann ein Quartier suchen am Vätternsee, es ist aber alles voll. Erst im 4.Versuch werde ich fündig in einer alten Schule bei Hjo, die von außen zwar schäbig aussieht, von innen aber top ist. Ohne Wegbeschreibung unmöglich zu finden, aber auf alle Fälle ein Geheimtip. Der Abend wird dann gemütlich vorm Fernseher verbracht.


    20.07.05, 19.00 Uhr
    IFK Göteborg - Gefle IF 0:1
    Allsvenskan
    Göteborg, Gamla Ullevi, 8.200 Zuschauer


    Am nächsten Tag geht es weiter nach Göteborg, wo ich mittags bereits bereits ankomme. Im Vandrarhem in Mölnlycke hatte ich ein Bett reserviert, bekomme aber gleich ein ganzes Zimmer für mich. Es handelt sich aber eher um eine Art Studentenwohnheim als um ein Vandrarhem. Alles supersauber und gepflegt und freundliches Personal. Kann man nur empfehlen. So, nach einem fußballosen Tag sollte heute wieder das Leder rollen. Also fahre ich nachmittags mit dem Bus nach Göteborg. Das Gamla Ullevi liegt mitten in der Stadt, so daß der Weg nicht weit ist. Als erstes mal eine Eintrittskarte holen, dann wird noch dem Fanshop ein Besuch abgestattet. Auch hier das übliche Pfänomen, das man ständig beobachtet: Der Laden ist gerammelt voll, aber es gibt nur eine Kasse und zudem auch noch eine unendlich langsame Kassiererin. Eine zweite Verkäuferin steht zwar auch im Laden, guckt aber nur blöd rum und macht nichts. Hier wird echt Geld verspielt. Wenn man da mal an der Arbeitsweise was ändern würde, könnte man den Umsatz richtig stark erhöhen. Ist aber überall das gleiche Problem in Fanshops. Jedenfalls macht der UEFA-Cup-Sieger von 1982 und 1987 damit schon mal Minuspunkte. Nun gut, eine halbe Stunde vor Anpfiff hinein und das Stadion kann die Minuspunkte wieder wettmachen. Es handelt sich um ein reines Fußballstadion, eine Sitzplatztribüne, darunter gibt es weitere Stehplätze und auch den Gästeblock. Auf der Gegengeraden gibt es eine überdachte Stehtribüne, ebenso hinter einem Tor. Hinter dem anderen Tor ist eine offene Stehtribüne. Dazu kommen vier alte Flutlichtmasten und die in Schweden oft zu sehende Totomat-Anzeigetafel. Angeblich gibt es ja Umbaupläne, hoffentlich werden diese aber nie realisiert. Wieder was Kurioses: Bei Gefle läuft ein Stürmer mit der Rückennummer „110“ auf. Wird auch immer verrückter mit den Nummern. Zum Spiel: diesmal dauert es immerhin 16 Minuten bis zum ersten Treffer, und diesmal im Gegensatz zu den anderen Spielen für die Gäste. Fortan entwickelt sich ein Spiel, bei dem IFK verzweifelt anrennt, und Gefle mit Glück und Geschick verteidigt. So bleibt es bis zum Schluß, aufgrund des hohen kämpferischen Einsatzes hätte Göteborg aber wenigstens einen Punkt verdient gehabt. Die Stimmung ist nicht ganz so toll wie bei den beiden Spielen in Stockholm. Es gibt zwar ein nettes Intro und auch recht laute Sprechchöre, über weite Strecken ist es aber sehr ruhig im Stadion. Nur gute 8.000 Zuschauer sind auch nicht gerade Spitze. Etwa 200 Gästefans sind auch mitgereist, die den Sieg natürlich ausgiebig feiern. Nach dem Spiel geht es für mich schnell wieder zurück zum Busbahnhof und nach Mölnlycke.


    21.07.05, 20.00 Uhr
    BK Häcken - Malmö FF 1:0
    Allsvenskan
    Göteborg, Nya Ullevi, 14.800 Zuschauer


    Der nächste Vormittag wird in Mölnlycke vertrödelt mit Einkaufen, Mittag essen, Kaffee trinken und bißchen Internet surfen. Nachmittags fahre ich dann wieder nach Göteborg. Nach einem Rundgang durch die Stadt begebe ich mich schon frühzeitig zum Stadion. Oberrang soll es schon sein, man will ja schließlich auch was sehen. Häcken spielt eigentlich in einem eigenen kleinen Stadion, gegen Malmö ist man aber ins große Ullevi-Stadion ausgewichen. Erster Eindruck des Stadions: modern, aber irgendwie auch völlig verbaut und sehr weitläufig. Die ganze Konstruktion erinnert mich ziemlich an das Anoeta in San Sebastian. Es ist zweistöckig, mit Laufbahn und geschwungenen Tribünendächern, dazu gibt es blaue, grüne und graue Sitze. Vier Flutlichtmasten, weitere Strahler in den Dächern und eine Anzeigetafel komplettieren die Spielstätte. Es gibt sicher schönere Stadien. Auch hier bekannte Namen in den Spielerkadern. Teddy Lucic und Stig Töfting bei Häcken, Jari Litmanen bei Malmö. Letzterer wechselte im Sommer von Hansa Rostock nach Malmö, kommt aber heute nicht zum Einsatz. Malmö ist zur Zeit Tabellenzweiter, Häcken als Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld. Beide Teams zeichnen sich vor allem durch gute Abwehrreihen und schlechte Stürmer aus. So passiert lange Zeit rein gar nichts. In der zweiten Halbzeit nähern sich beide einem Treffer an, aber erst ein kapitaler Fehler des Malmöer Torwächters, der den Ball direkt vor die Füße eines gegnerischen Stürmers spielt, sorgt für das 1:0 kurz vor dem Ende. Dabei bleibt es dann auch. Stimmung kommt in dem weiten Rund nicht so richtig auf. Einzig die Malmö-Fans sorgen für eine stetige Geräuschuntermalung. Aber auch Häcken hat einige Fans am Start, die auch ein hübsches Intro mit Blockfahne machen. Der Anteil der Event-Zuschauer scheint aber recht groß zu sein, schließlich faßt das eigentlich Heimstadion von Häcken gerade mal 7.000 Zuschauer. Nach dem Spiel geht es schnell wieder zum Busbahnhof und mit dem Bus wieder nach Mölnlycke. Am nächsten Tag steht kein Fußball auf dem Programm, stattdessen gibt es sozusagen wieder eine Überführungsetappe für mich. Schon früh mache ich mich auf den Weg nach Norwegen. An der Grenze gibt es überhaupt keine Kontrollen mehr. Am einzigen Häuschen, wo einer drinsitzt, wird nur Brückenmaut verlangt. Vorbei an Oslo geht es weiter Richtung Norden. Unglaublich, was auf der Straße nach Trondheim los ist, eigentlich führt die Straße ja nur nach Trondheim und ansonsten ins Nirvana. Es rollt aber ein Auto nach dem anderen. In Dombas zweige ich dann ab, und ab da ist fast gar keiner mehr unterwegs. Die Straße führt nun durch wunderschöne Landschaften, vorbei an 1000 Meter hohen Felswänden mit hervorspringenden Wasserfällen. Sieht wirklich atemberaubend aus und es gibt alle paar Kilometer neue tolle Fotomotive. Gegen Abend ist Aandalsnes erreicht, wo ich in der dortigen Jugendherberge vorreserviert hatte. Der Ort bietet sich als Ausgangspunkt für die nächsten beiden Spiele sehr gut an. Allerdings ist es hier saukalt, und das Ende Juli. Irgendwie schon komisch, daß es nachts gar nicht richtig dunkel wird, nur etwas dämmrig.


    23.07.05, 16.00 Uhr
    Molde FK - SK Brann Bergen 3:1
    Tippeligaen
    Molde, Molde Stadion, 10.300 Zuschauer


    Am nächsten Tag wird sich erstmal ausgiebig am Frühstücksbuffet bedient und am späten Vormittag fahre ich dann nach Molde. Für die 50 km braucht man allerdings eine Ewigkeit, da man zwischendurch noch mit der Fähre fahren muß und anschließend nochmal Brückenmaut zahlen muß. Unverschämtheit! In Molde findet gleichzeitig noch ein Jazzfestival statt, so daß die ganze Stadt proppevoll ist. Wo kommen die Leute bloß alle her? Riesen-Verkehrschaos und am Stadion schon keine Parkplätze mehr. Also am Ende der Welt geparkt und hin zum Stadion. Zwei Stunden vor Anpfiff schon Riesenschlangen beim Kartenverkauf. Gibt’s doch alles gar nicht. Nachdem ich mich dann endlich mit einer Karte versorgt habe, gehe ich erstmal in die Stadt, was aber bei den Menschenmassen keinen Spaß macht. Also frühzeitig hinein ins Stadion, immerhin steht ja ein neuer Länderpunkt an. Das neugebaute Stadion von Molde könnte auch gut in Hollands zweiter Liga stehen. Es ist komplett zweistöckig, rundrum zugebaut, alle Tribünen überdacht und alles mit blauen Sitzschalen ausgestattet. Einzig die geschwungene Dachkonstruktion kann gefallen. Flutlicht ist an den Tribünendächern angebracht, dazu gibt es eine kleine Anzeigetafel. Das Stadion ist heute zu meiner Überraschung fast ausverkauft. Molde steht im Mittelfeld der norwegischen Liga, Brann ist Tabellenzweiter und daher wohl Favorit. Das Spiel ist wirklich sehr gut anzusehen, am Ende sollte es bei der Tour vom spielerischen her das Beste Spiel sein. Es geht hin und her, permanenter Angriffsfußball auf beiden Seiten, wobei Molde wesentlich besser kombiniert und spielsicherer ist. Nach 20 Minuten steht es bereits 2:0 durch zwei sehenswerte Treffer. Dabei bleibt es auch bis zur Pause. Stimmungsmäßig sind die 300-400 Brann-Fans aber im Vorteil. Sie bieten fast durchgängigen Support, von den Molde-Fans kommt dagegen nicht viel. Kurz nach dem Wechsel schafft Bergen den Anschlußtreffer, fast im Gegenzug fällt aber das 3:1. Jetzt wird auch das Heimpublikum wach, außer rhythmischen Klatschen bringen die Leute aber trotzdem nicht viel zustande. Es bleibt beim 3:1, es hätte aber auch 9:6 ausgehen können, so viele hochkarätige Chancen gab es. Nach dem Spiel geht es wieder gemütlich zurück nach Aandalsnes, wo der Abend gemütlich ausklingt.


    24.07.05, 20.15 Uhr
    Aalesunds FK - Rosenborg Trondheim 2:1
    Tippeligaen
    Aalesund, Color-Line-Stadion, 10.900 Zuschauer


    Am nächsten Tag wird erstmal wieder ausgeschlafen und das Frühstücksbuffet überfallen. Später geht es dann auf die 120 km nach Aalesund wieder vorbei an tollen Fjordlandschaften. Auf dem Weg in die Stadt kommt man bereits am neuerbauten Color-Line-Stadion vorbei. Interessiert aber erstmal nicht, es geht zunächst mal auf Stadtbesichtigung. Die Stadt brannte 1904 komplett nieder und wurde anschließend im Jugendstil neu aufgebaut. Alles sehr hübsch und auch von der Lage in den Fjorden schon sehr beeindruckend. Da die Spielweise der Norweger doch stark an den Fußball in England erinnert, wird eben auch englisch gespeist. Fish und Chips gibt’s zu Mittag, vor allem aber auch deshalb, weil es bezahlbar ist. Eine Pizza im Schnellrestaurant kommt schnell schon mal auf 20 Euro. Nun gut, irgendwann habe ich keine Lust mehr auf Sightseeing und so mache ich mich früh auf zum Stadion. Das reservierte Ticket ist abholbereit (klappt wieder vorzüglich) und so gehe ich schon frühzeitig ins Stadion. Das Color-Line-Stadion ist ein kompletter Neubau und erst in diesem Jahr eröffnet worden. Drei Seiten sind zweistöckig, wobei für die Heimfans sogar Stehplätze vorhanden sind. Die Haupttribüne ist sogar dreistöckig, die Ränge sind aber natürlich nicht besonders hoch. Zwei Flutlichtmasten sowie Strahler im Dach der Haupttribüne sorgen für die Beleuchtung. Eine mickrige Anzeigetafel gibt es auch, da hätte man aber auch was Vernünftiges machen können. Außerdem besteht das Geläuf aus Kunstrasen, naja. Bengalos in Norwegen, kaum zu glauben, aber die Rosenborg-Fans bieten eine Bengalo-Show, daß man denkt, man sei in Italien. Aber auch die Fans von Aalesund sind sehr sangesfreudig, überhaupt ist die Stimmung im ganzen Stadion gut. Aalesund steht als Aufsteiger auf einem Abstiegsplatz. Aber auch die besten Zeiten vom ehemaligen Champions-League-Teilnehmer aus Trondheim scheinen vorbei zu sein. Das Team dümpelt nur im Mittelfeld der Tabelle, somit stehen beide Mannschaften stark unter Druck. Wieder mal ein schnelles Tor: nach wenigen Minuten trifft Rosenborg ins eigene Tor. AaFK bleibt am Drücker, aber kurz vor der Pause trifft RBK erneut, diesmal ins richtige Tor. Kurz nach dem Wechsel geht Aalesund aber erneut in Führung. Eine Viertelstunde vor Schluß bekommt Rosenborg dann einen sehr fragwürdigen Elfmeter, den sie aber nicht nutzen können. Es bleibt aber ein engagiertes Spiel von beidem Mannschaften, und am Ende bleibt es beim etwas glücklichen Sieg für Aalesund. Dann geht es schnellen Schrittes zum Auto und schnell wieder nach Aandalsnes, da ich dem Herbergsvater versprochen habe, bis Mitternacht wieder zurück zu sein, weil er sonst die Tür zuschließt. 5 Minuten vor 12 rolle ich dann wieder auf dem Parkplatz ein. Gute Nacht.


    25.07.05, 19.00 Uhr
    Lilleström SK - Start Kristiansand 2:0
    Tippeligaen
    Lilleström, Arasen-Stadion, 9.500 Zuschauer


    Am nächsten Morgen geht es zurück Richtung Oslo und nach einer kurzen Besichtigung von Lillehammer weiter nach Lilleström. Zwei Stunden vor Anpfiff komme ich an, und kurve erstmal etwas sinnlos herum, da das Stadion nicht ausgeschildert ist und auch gar nicht von außen als Stadion zu erkennen ist. Irgendwann wird es aber doch gefunden. Es liegt eingebaut innerhalb eines Vierecks von Geschäften, Autohändlern und einem Krankenhaus. Karten gibt es noch zur Genüge. Lilleström steht im Mittelfeld der Tabelle, Kristiansand ist als Aufsteiger überraschend Tabellenführer und hat schon sechs Punkte Vorsprung. Der Torwart von Lilleström trägt sein Alter als Rückennummer. 41 Jahre alt ist Claus Reitmaier mittlerweile und immer noch hält er erstaunlich souverän die Bälle fest. Der zweite Torhüter ist übrigens Heinz Müller, der ja von St.Pauli auch bekannt ist. Und noch ein Bundesligaakteur spielt beim LSK: Michael Mifsud, der meines Wissens einzige Malteser, der mal in der Bundesliga gespielt hat. Gerade habe ich Platz genommen, da kommt ein Pärchen mit einem Schal von Arminia Bielefeld die Treppe hoch. So wird das Spiel noch recht kurzweilig. LSK spielt engagierter und geht auch nach 20 Minuten in Führung. Start dominiert allerdings die zweite Hälfte, scheitert aber immer wieder am überragenden Clausi. In der Nachspielzeit schafft Lilleström dann noch das 2:0. Die Stimmung ist auch hervorragend, zum Intro gibt’s eine große Blockfahne und ansonsten Dauersupport. Einige Hundert Fans aus Kristiansand sind auch mitgereist, schon erstaunlich bei den Verkehrswegen in Norwegen und für ein Montagabendspiel. Als Fazit aus Norwegen bleibt, daß die Stimmung besser ist als erwartet und auch das Spielniveau viel besser, als man es gemeinhin in Deutschland annimmt. Einziger Nachteil, den alle Skandinavier haben ist eben der Saisonverlauf über das Kalenderjahr, dadurch ist dann im Europapokal meist dann Schluß, wenn eben die nationale Liga gerade Pause hat, weil man nicht mehr im ständigen Wettbewerb steht. Bei den Witterungsbedingungen in Skandinavien ist das aber wohl kaum anders machbar. Nach dem Spiel geht es dann auf die Rückfahrt, über die es aber nur wenig zu berichten gibt. An der Grenze zu Schweden wiederum keine Kontrollen, irgendwo bei Varberg muß ich dann mal wieder zwei Stündchen schlafen. Gegen halb sechs ist Helsingborg erreicht. Rauf auf die Fähre nach Dänemark und weiter nach Rödby. Dann auf der Fähre erstmal schön gefrühstückt. Weiter geht’s über Hamburg, Hannover, Kassel wieder nach Nürnberg und gegen 17.00 Uhr am Dienstag bin ich wieder daheim. Insgesamt eine sehr schöne Tour, die nach einer Wiederholung verlangt. Vor allem Djurgarden und Hammarby möchte ich gern nochmal sehen, am besten auswärts irgendwo. Zudem würden mich Brann, Rosenborg und das Derby in Oslo noch reizen. Aber auch Finnland steht noch auf meiner Liste. Der nächste Sommerurlaub kommt bestimmt und dann geht es sicher wieder in den Norden.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Zitat

    Original von Retkinia
    wie teuer war der ganze spass denn insgesamt?


    Ach, immer diese Frage mit den Kosten. Ich rechne das nie alles genau zusammen. Kannst Dir aber ja etwa selbst zusammenrechnen. Ca. 5.000 km Auto, dazu Fähre, Übernachtungen (im Schnitt 20-25 Euro), Eintrittskarten und was man sonst so zum Leben braucht.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Jaja, mein Freund, komm Du mal in meine Jahre! Auf dem Hin- und Rückweg habe ich das ja auch so gemacht. Ansonsten muß es aber eben auch mal ein Bett sein. ;)

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Zitat

    Original von Nobbi
    Jaja, mein Freund, komm Du mal in meine Jahre! Auf dem Hin- und Rückweg habe ich das ja auch so gemacht. Ansonsten muß es aber eben auch mal ein Bett sein. ;)


    Ja ja die Jugend glaubt immer nicht, dass sie auch mal älter wird und man auch mal um einen Sitzplatz im Stadion froh ist.
    Aber jedem das seine.

    Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits sehr müde, das erklärt manches.
    Mark Twain (1835 - 1910), US-amerikanischer Erzähler und Satiriker, eigentlich Samuel Langhorne Clemens

  • Zitat

    Original von Hafermann
    Ja ja die Jugend glaubt immer nicht, dass sie auch mal älter wird und man auch mal um einen Sitzplatz im Stadion froh ist.
    Aber jedem das seine.


    Da bin ich nun wieder anderer Meinung. Ich habe schon ganz gern meinen Stehplatz. Kommt allerdings immer auch auf die Preise an. Bei irgendeinem Kick in Ungarn z.B. setze ich mich auch lieber auf die Tribüne als im Regen zu stehen.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Hm, sollte etz nicht auf den Jungen-Alten Vergleich hinauslaufen.
    Skandinavien find ich im Sommer (na gut, war bisher erst im Mai dort) recht angenehm....Auto schlafen war damit nicht gemeint, sondern einfach nen Schlafsack und ne Iso Matte mitnehmen, eventuell ein Zelt, und an einen der unzähligen Seen hinlegen, dort ist man sowas von ungestört....
    Hab es etz ned so gemeint, wie wir es gemacht haben (Auf Wartebänke in Fredrikstadt am Bahnhof ne Nacht durchbracht....hehe)

  • Zitat

    Original von Werner G.


    Das kann ich bestätigen. Dazu noch das ein oder andere Wasser und der Nobbi ist glücklich.


    Ich wär froh gewesen, wenns in Ungarn im Stadion irgendwas zu futtern gegeben hätte! X( Aber da gibts einfach nix ;( ;( ;(

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Zitat

    Original von Nobbi


    Ich wär froh gewesen, wenns in Ungarn im Stadion irgendwas zu futtern gegeben hätte! X( Aber da gibts einfach nix ;( ;( ;(


    Hey, etz hör aber auf...
    Vogelfutter gibts doch in Ungarn in jedem Stadion=? :D

  • okay, ich habe mich mißverständlich ausgedrückt. Vogelfutter gibts natürlich, aber ich meinte was anständiges zu essen. Irgendwas in Richtung Bratwurst, Klobasa oder ähnlich.


    In Schweden und Norwegen habe ich allerdings die Stadiongastronomie auch nie getestet. Sah auch alles nicht besonders appetitlich auch, ehrlich gesagt.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Gibt's in Skaninavien nicht Rentierbraten ? *g*


    Ansonsten journalistisches Lob an Dich Meister Nobbi !
    Sehr informativer und guter Bericht.


    Zico

  • Hm, ich fand Skandinavien im Stadion recht gut, wenngleich alles unbezahlbar. Verschiedene Würste, oder auch Hamburger.
    Sonst haben wir uns eigentlich auch nur von Pizza ernährt, außerhalb des Stadion. Sehr günstig und macht auch satt.


    Ungarn ist außer Vogelfutter natürlich ned viel.....

  • Ja, Pizza in Schweden ist eigentlich okay und auch zu bezahlen. In Norwegen stellt die Nahrungsaufnahme allerdings ein echtes Problem dar.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.

  • Zitat

    Original von Nobbi
    Ja, Pizza in Schweden ist eigentlich okay und auch zu bezahlen. In Norwegen stellt die Nahrungsaufnahme allerdings ein echtes Problem dar.


    Ja, da hab ich 2 Tage praktisch nur gefastet.....