Was seid ihr? Deutscher Meister? Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen! (Stuttgart adéle)

  • Viele, viele Busse fuhren diesmal von Jena und anderswo nach Stuttgart. 5 davon schickte der Supporters-Club ins Rennen. Ich war für SC-Bus Nr. 3 eingeschrieben und ratet mal welcher Bus zum Abfahrtstermin um 11:30 Uhr nicht da war …
    Kurz vor Zwölf (hehe, wie in der Liga) kam er dann endlich und kurz nach Zwölf stachen wir dann in See. Während der Abfahrt stellte sich der Fahrer kurz vor: „Hallo, ich bin der Manni aus Schnellmannshausen“(irgendwo bei Eisenach im ehem. Grenzstreifen), der Herkunftsort gab Hoffnung bezüglich der verlorenen Zeit. Vorsorglich fragte Manni noch nach, wann denn Anpfiff sei. Als man ihn informiert hatte, fragte er: „Was denn, noch so viel Zeit? Wollen wir über Berlin fahren?“ Ein Geistesgegenwärtiger Mitfahrer rief in die Runde: „Nein, nach Berlin, aber über Stuttgart!“ Ein Scherzkeks.
    Wie von Manni versprochen, waren wir gegen 17:00 Uhr vor Ort. Und bereits beim Einlass ins Stadion, konnte ich eine, mir völlig neue, Erfahrung sammeln.
    Gewöhnlich nehme ich schon vor der Leibesvisitation alle Gegenstände aus meinen Taschen, die ich sonst sowieso noch rausholen und vorzeigen müsste. Also näherte ich mich nach der Ticket-Scannung mit abgespreizten Armen (in der linken Hand Ticket, Kamera und Führerschein, in der rechten Hand Schlüsselbund und Autoschlüssel am kleinen Finger baumelnd, sowie das Handy) dem Leibesvisitator, oder wie der heißt. Der Sicherheitsmensch beginnt seine Prozedur. Nach dem Begrapschen kommt die Aufforderung: „Die Kappe mal bitte hoch!“ Das kriege ich mit der Rechten noch gerade so hin.
    „Okay, mal bitte die Schuh runter!“
    „Das ist nicht Dein Ernst, oder!?“
    „Doch, die Schuh bitte runter!“
    „Dann halt mal die Pfoten auf und nimm mir den Krempel ab!“ – etwas verdutzt folgte er meiner Anweisung.
    Die Hände jetzt frei, bücke ich mich, binde mir die Schuhe auf und klettere heraus. Er versucht alles ihm Anvertraute in einer Hand unterzubringen, beugt sich hinunter und drückt prüfend auf die Schuhspitzen.
    „Okay.“
    Jetzt ich wieder runter, ziehe mir die Schuhe wieder an, binde sie in aller Ruhe zu, nehme mein Hab und Gut wieder in Empfang und betrete dankend den Hochsicherheitstrakt.
    Das Gott-liebt-Eimer-Stadion (wie es Guido Schröter gern in seinen Karikaturen bezeichnet), kennen sicher die meißten aus dem TV. Eine schnörkellose Mehrzweckarena, allerdings beträchtlichen Ausmaßes. Ganz oben unterm Dach ist der „Stehplatzbereich“ des Gästeblockes. Die flachen, hochgeklappten und mit der festen Lehne eine Flucht bildenden Blechsitze stellen quasi die Wellenbrecher dar. Zum weiter unten befindlichen Plaste-Sitzbereich, gibt es keine bauliche Trennung. Wer also Stehplatz bezahlt hatte, hätte genauso gut sitzen können, was aber Quatsch gewesen wäre, weil alle anderen auch standen. Die Sicht ins weite Rund war allerdings sehr gut von hier oben aus.
    Vorm Spiel (und auch danach noch einmal) erschienen auf den 2 Anzeigetafeln in den Kurven herzliche Genesungswünsche für Darlington Omodiagbe von Seiten des VfB – RESPEKT !
    Das Spiel begann und Jena versteckte sich nicht. Im Gegentum, man hatte sogar den Eindruck, sie hätten etwas mehr vom Spiel – und dem war auch so. Ich sagte zu einem Bekannten, der neben mir stand: „Entweder die nehmen uns nicht ernst, oder die sind echt so abgezockt, dass sie in aller Seelenruhe und Gelassenheit auf ihre Chance warten.“ Er tippte auf Letzteres, ich tendierte eher zu Ersterem.
    Nachdem das Spiel schon eine ganze Weile nur noch in der Stuttgarter Hälfte stattfand und der FCC auch schon paar Torschüsse losgelassen hatte, brachte Ziegner eine sehr schöne Flanke von rechts herein, der herbeieilende Werner kam mit dem Kopf dran und … TOOOOOOOOOOOR !!!!!!!!
    Pure Verzückung im Gästeblock! Könnte man diesen kostbaren aber knappen Vorsprung über die Zeit retten? Nein, gar nicht erst versuchen! Das können sie sowieso nicht! Einfach weiter Gas geben! Kurz vor der Pause geht Werner erneut aufs Stuttgarter Tor zu, zieht aber knapp rechts vorbei – schade, das wär´s gewesen.
    Dann war Pause – immerhin, die erste Hz hatten wir gewonnen, das war doch schon mal was!
    In der Kabine muß Armin Veh dann seine Schwaben mächtig zusammengesch… haben, denn in der zweiten Halbzeit machten sie plötzlich richtig Dampf. Khamutouski verhinderte mehrfach den Ausgleich aber 10 Minuten vor Schluß war er dann machtlos gegen Gomez und der Traum vom Weiterkommen schien geplatzt. Jetzt würde es ganz schwer werden das 1:1 bis ins Elfmeterschießen zu retten, an einen weiteren Treffer unsererseits glaubte ich nämlich mittlerweile nicht mehr. Die Verlängerung wurde aber mit Glück und Geschick erreicht / erzwungen. Und kaum das sie begonnen hatte, machte Gomez auch schon das 2:1. Das war´s!!! Alle standen mit traurigen bis langen Gesichtern da. Die Sensation hatte in der Luft gelegen, doch es sollte nicht sein, alles war vorbei! Der VfB würde sicherlich das 3:1 noch machen und dann wäre der Ofen ganz aus.
    Sie machten es aber nicht und schienen ab den letzten 10 Minuten auch mit dem 2:1 zufrieden zu sein. Jena war eigentlich platt, aber sporadisch verschärften vor allem Ziegner und Petersen immer mal wieder das Tempo. In den letzten Minuten legte dann eben dieser Petersen noch ein Solo hin, bei dessen Anblick jeder Brasilianer kreidebleich geworden wäre. Er ließ (glaube ich) VIER!!! Stuttgarter, einen nach dem anderen, stehen und kam auch noch zum Abschluß – leider genau auf den Torwart. Das wäre locker das Tor des Monats geworden und für den FCC das Tor zum Elferkrimi! Nachdem es inzwischen nach Ecken so ca. 14:2 stand, gab es in den letzten Minuten doch noch ein paar Standards für die sich wacker aufbäumenden Jenaer. Und weil sich der VfB, wie schon erwähnt, jetzt auch etwas zurück nahm, verlagerte sich das Geschehen wieder mehr in deren Hälfte. Keiner von uns hatte eine genaue Peilung, in welcher Spielminute wir uns befanden. Die 2 Anzeigetafeln zeigten nur die Uhrzeit, aber durch die Nachspielzeit, die Unterbrechung vor der Verlängerung und wiederum deren Halbzeit, wusste keiner mehr, mit dem Blick auf die Uhr irgendwelche Erkenntnisse zu gewinnen. Es musste doch eigentlich gleich Schluß sein. Es gibt noch einmal Freistoß, Simak tritt ihn - in die Mauer, Einwurf, erneut Freistoß. Diesmal legt sich Ziegner den Ball zurecht. Khamutouski kommt mit nach vorn – aha, es müssen also die letzten Sekunden laufen.
    Ziegner tritt an, schießt, der Ball segelt in den Strafraum, unser Weißrussischer Torwart kommt ran, verlängert den Ball nach rechts. Dort steht Müller, von jeglichem Stuttgarter im Stich gelassen, er braucht nur den Fuß hin zu halten, er hält den Fuß hin … TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR !!!!!!!!!!!!!!
    Wie geil ist denn das? Das kann ich jetzt hier wirklich nicht in Worte fassen, selbst wenn ich wöllte.
    Ich schicke meinem Jenenser Kumpel, der leider nicht dabei sein konnte, eine SMS: „Ausgleich!!! Müller (120.) – Elfmeterschießen“. Ich drücke auf „Senden“ und gebe gleich den nächsten Mitteilungstext ein: „SIEG!!!“, so brauch ich im Siegesfall nur noch abzudrücken, und Ernie weiß Bescheid. Während ich noch überlege, ob das nicht vielleicht Pech bringen könnte, beginnt das Elfmeterschießen. Das wiederum, dürften ja sicher die meißten im TV gesehen haben. Man schoß auf die Kurve der Heimfans. Die ersten 6 Schützen verwandelten jeweils sicher. Dann trat da Silva für den VfB an. Khamutouski entschied sich zum vierten mal in Folge für die rechte Ecke (vom Schützen aus), der Ball wäre zum vierten mal in Folge links eingeschlagen, wenn – ja wenn er nicht links drüber gegangen wäre!!! GEEEEEIL !!! Unser 4. Schütze verwandelt. Der letzte Stuttgarter tritt an, schießt (wie frech darf man eigentlich sein?) in die Lieblingsecke unseres Weißrussen, welcher dieser auch treu blieb, aber den Ball leider trotzdem nicht erreichte. Sei es drum wir waren immer noch im Vorteil. Als letzter schreitet Ziegner vor, legt sich den Ball hin, läuft kurz an (wie es so seine Art ist) und verwandelt souverän. SIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEG !!!
    Ich drücke die Handytaste für´s „Senden“. Von da an sah ich nur noch verschwommene Bilder, was diesmal aber nicht dem Alkohol geschuldet war, wie in Mainz, sondern den Emotionen. Im Block nun kollektive Ekstase, man lag sich, heulend vor Freude, in den Armen, die Mannschaft kam in die Kurve. Die Stuttgarter Stadion-Beschaller spielten „We are the Champions“ ein – dafür ein weiteres riesengroßes RESPEKT an die Gastgeber!!! Das zeugt von Größe, Hut ab!!!
    Es wird im Block noch ewig weiter gefeiert, die Mannschaft wird noch einmal um Erscheinen gebeten. Als erster kommt Vasili über den Platz gelaufen, wirft ein Trikot in die Menge, der Rest der Mannschaft folgt, es gibt noch ein gemeinschaftliches Uffta und ein weiteres Abklatschen.
    Wieso hat diese verdammt geile Mannschaft in der Liga nur 15 Punkte auf´m Konto?
    Im Halbfinale will ich jetzt nach Dortmund, so blöd das auch klingen mag. Ein Spiel, in dem es um richtig viel geht mit Beteiligung der eigenen Lieblinge vor vielleicht mehr als 80.000 Zuschauern in diesem Fußballtempel – das will ich einfach mal erlebt haben! Außerdem hätten wir da noch weniger zu verlieren als in Stuttgart, man kann dort also nur gewinnen. Und sei es nur Anerkennung.


    In diesem Sinne…


    … Forza FCC !!!

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !

  • Tja was soll ma da hinzufügen
    Wär in der ersten Halbzeit meint, die Kehrwoche sei erledigt
    der muss dann halt mit allem rechnen.


    Viel Glück für die nächsten Zwei Pokalfights


  • ...Viel Glück für die nächsten Zwei Pokalfights


    Haha, wie weitsichtig - DANKE!


    Petersens Sololauf war übrigens nicht kurz vor Ende der Verlängerung, sonder kruz vor Ende der regulären Spielzeit und hätte folglich das 1:2 bedeudet (wenn er getroffen hätte) - mein Fehler.

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !