14.04.06 20:00 Uhr
FCU Politehnica Timisoara – CS Jiul Petrosani 1:0(1:0)
Divizei A(höchste rumänische Liga), Timisoara, Stadionul Dan Paltinisau, 6.500 Zuschauer
Diese Rumänien-Tour könnte man in der Nachbetrachtung folgendermaßen betiteln: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Eigentlich war an Ostern zunächst eine Tour in den französischen Fußball geplant. Da aber die Anstoßzeiten wieder eínmal sehr kurzfristig vorlagen und die perfekt ausgeklügelte Tour an die Atlantikküste und Paris damit nicht mehr machbar war, entschied man sich für die Tour nach Rumänien. Da man sich diese Tortur mit dem Auto nicht antun wollte, trat wieder „Europas Eisen-bahnminister“ und erfahrene Hopperkollege Nobbi auf den Plan. Mit genau ausgeklügelten Fahrplänen und Verbindungen samt Anschlusszügen nervte er schon das deutsche Verkaufspersonal der Deutschen Bahn. Besorgte er nämlich einige der benötigten Tickets für Teilstrecken incl. für die der Stationen von Grenzort zu Grenzort. Also stand dem Trip in den Balkanstaat nichts mehr im Wege. Um 22:45 mit meinem Boliden auf den Weg gemacht um sich mit Nobbi und Obi auf dem Autohof in Hengersberg zu treffen. Nachdem für Nobbis Wagen ein geeigneter Abstellplatz gefunden wurde, ging es kurz nach Mitternacht nach Bruck an der Leitha, von wo aus es mit dem Zug weitergehen sollte. Auf der Südtangente bei Wien übermannte mich die Müdigkeit und der Gladbach-Fan Nobbi übernahm das Steuer. Aber kurz vor unserem Zielpunkt übernahm dann ich wieder das Steuer, da Nobbi auch die Augen zufielen.
Um halb 4 am Bahnhof angelangt, machte sich Nobbi auf die Socken den Bahnhof etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit der Botschaft, dass bereits kurz nach 5 Uhr ein Zug nach Ungarn gehen würde, kehrte er zurück. Beruhigt dösten wir noch, um dann kurz nach 5 den Bahnhof zu entern. Im Grenzbahnhof mit dem klingenden Namen Hegyeshalom versucht Karten quer durch Ungarn bis an die rumänische Grenze zu kaufen. Nun erwies sich als Vorteil, dass wir einen Zug früher genommen hatten, denn sonst wäre unser IC längst abgebraust gewesen. Auf diesem neu erbauten Bahnhof sind nicht nur die Fahrpläne noch mit Hand geschrieben, sondern werden die Tickets auch noch handschriftlich ausgestellt. Das dauerte dann nämlich, bis die nette Dame die gesamten Verbindungen –obwohl nur der eine Zug– nach mehreren Telefonaten samt Preisen für IC-Zuschlag und Reservierung auf den Tickets eingetragen hatte. 1 handschriftliches Ticket für den Zug, eines für den Zuschlag und eines für die Reservierung !!! Solch ein Staat ist in der Europäischen Union. Aber es sollte ja noch schlimmer kommen. Nach dieser Prozedur endlich in den IC und dort gemütlich gemacht. Wir mussten mit ansehen, dass halb Ungarn unter Wasser stand, denn es herrschte ja in fast ganz Osteuropa Hochwasser. Solch große Flächen mit Hochwasser habe ich bisher in meinem Leben noch nicht gesehen. Links und rechts vom Bahndamm Quadratkilometer nur Seenlandschaft. Das hatte zur Folge, dass zeitweise nur mit Schritttempo gefahren werden konnte, was gehörige Verspätungen zur Folge hatte. Zwischenzeitlich diverse Male die Kontrolle der Fahrkarten durch den ungarischen Schaffner. Alles paletti. Dann aber zwischen Budapest und rumänischer Grenze fragte uns dieser wo wir hinwollen. Auf unsere Antwort, „nach Rumänien“ gab es plötzlich „große Problem“. Auf einmal sollten unsere Fahrkarten nicht mehr gültig sein und wir pro Person noch einmal 9.000 Forint bezahlen, was fast das 3fache des Nor-malpreises gewesen wäre. Es ergab sich ein Disput zwischen dem Abzocker und uns. Als einzige Möglichkeit nannte dieser übrig gebliebene Kommunist, dass wir im ungarischen Grenzbahnhof Lököshaza aussteigen müssen um mit dem nächsten Zug weiterzufahren. Bei einer günstigen Gelegenheit versuchte ich diesen „fremdenfreundlichen“ Betonkopf mit 10 Euro zu ködern, aber im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen ging er nicht auf das Geschäft ein. Er wollte nicht einmal mehr herausschlagen. Also mit freundlichen Worten am Grenzbahnhof hinauskomplimen-tiert. Dort versuchten wir ein Täuschungsmanöver und sprangen kurz bevor die Türen schlossen wieder in den Zug, aber wir hatten nicht mit der Hartnäckigkeit dieses Sturkopfes gerechnet. Nach einem erneuten, diesmal schärferen Disput mit ihm und einem hinzugezogenem Polizisten, der aber gewillt war einzulenken, mussten wir dann aber doch wieder aussteigen. Nun aber das Problem. Unser bereits bezahlter Zug der direkt nach Timisoara durchfuhr, somit weg. Also neue Verbindungen gesucht. Wohl oder übel nach Arad und dort mit einem Bummelzug weiter zu unserem heutigen Ziel. In Arad wird gerade der Bahnhof neu restauriert, man höre und staune, mit Geldmitteln der europäischen Union. Die sind noch nicht mal in der EU und unsere Steuergelder fließen schon dorthin.
Da wir in Arad nun 1 ½ Stunden warten mussten, zur nächsten Bank um rumänische Lei am Automaten zu ziehen. Man möchte es aber nicht glauben: Obwohl schon seit 01.07.05 die neuen Lei gelten spuckt der Automat immer noch die alten Geldscheine aus, mit diesen berühmten vier Nullen mehr am Ende einer Zahl. Wie wir später erfuhren, gibt es momentan keinen größeren Geldschein als die neuen 10 Lei. Fünfziger und Hunderter sollen erst in der 2.Jahreshälfte gedruckt werden!!! Man macht eine Währungsreform ohne neue Geldscheine. Somit schon mal ein erster Eindruck von diesem Land, in dem sämtliche Infrastrukturen fehlen und in vielen Schichten der Bevölkerung bittere Armut herrscht. Selbst auf den Fernstraßen fahren Pferdewagen und sind Schlaglöcher die bis zu 30 cm tief und 1 Quadratmeter groß sind. Aber unseren Politikern ist dies egal, denn die wollen bereits ab dem 01.01.2007 diesen Staat neben anderen vergleichbaren in die EU holen. Wahrscheinlich wird jedem Pferdewagenbesitzer beim Eintritt in die EU von unseren Politikern ein Mercedes persönlich überreicht. Wenigstens wissen wir dann wohin unsere Steuermilliarden aus Brüssel hinfließen.
Nachdem wir zwangsweise mehrfach Millionäre waren, stillten wir unseren Hunger unweit vom Bahnhof in einer durchaus annehmbaren Gaststätte zu Mittag. Das Essen schmeckte dann trotz aller Befürchtungen ganz gut. Nur beim Bezahlen stimmte der Betrag nicht mit der Speisekarte überein. Aber wir mussten mehrmals feststellen, dass wohl ein Ausländerzuschlag üblich ist. Dem deutschen Außenminister ist dies bestimmt nicht bekannt, denn mit dem Bezahlen im Ausland hat dieser ja keine Probleme.
Nun aber wieder auf den Weg gemacht nach Timisoara. Es stellte sich heraus, dass dieser Zug der einfachste dieser Art im rumänischen Eisenbahnsystem war und dadurch auch die einfache Bevölkerung diesen benutzte. Endlich in Timisoara angekommen, gegenüber dem Bahnhof das schon im Internet begutachtete Hotel entdeckt und dort für eine kurze Nacht gebucht.
Da die Zeit dank des ungarischen Schaffners nunmehr drängte, musste ein Taxi zum Stadion herhalten. Nach Feilschen zu einem annehmbaren Preis ins schon in die Jahre gekommenen Taxi eingestiegen und gen Stadion gedüst. Dort wie auch in Ungarn, eine ganze Reihe von Verkaufsständen, an denen, die bei diesen Bevölkerungen so überaus geliebte Vogelfutter an den Mann gebracht wird. Am Kassenhäuschen eine Karte zu 10 Lei(fast 3 Euro) gekauft und das Stadion noch mal umrundet. Dabei einige Verkaufsstände mit Fanartikeln begutachtet. Leider wieder einmal kein Pin dabei. Darauf ins Stadion. Leider hat dieser Knilch am Eingang die Hälfte des Tickets abgerissen und entsorgt, dieser Banause.
Kaum im Stadion entdeckten wir schon eine weitere Hopperrunde. Es stellte sich heraus, dass die die gleiche Tour mit denselben Spielen vorhatten, allerdings mit dem eigenen Auto. Es sollte sich später herausstellen, dass sie dabei Gott sei Dank mehr Glück als Verstand hatten. Kurz vor An-pfiff dann auf der Haupttribünenseite die nicht nummerierten Plätze eingenommen. Das Stadion ist auf der Haupttribünenseite in der Mitte überdacht. Ansonsten der restliche Teil unüberdacht, aber alles Sitzplätze mit Sitzschalen. Es gibt 4 Flutlichtmasten und eine Anzeigetafel. Das Spiel hatte ein gutes Niveau. Da sieht man wieder, dass der rumänische Klub-Fußball ein doch hohes europäisches Niveau besitzt und durchaus mit dem deutschen Fußball mithalten kann. Das Spiel, 3. gegen 13. war sehr kurzweilig. Die erste Halbzeit war ziemlich ausgeglichen, wobei der Spieler der Gäste mit der Nummer 34 besonders heraus stach. Nicht nur dass dieser staturmäßig an den jungen Maradona erinnerte, auch mit klugen Pässen tat sich dieser hervor. Leider machten seine Mitspieler zu wenig daraus. Vor dem Pausenpfiff dann aber doch das 1:0. In der Pause versorgte ich mich mit einer 0,5 l Cola für 1 €. In der 2.Halbzeit spielte fast nur noch die Heimmannschaft. In den paar Entlastungsangriffen waren die Gäste aber durchaus gefährlich. Die Gastgeber hätten aber mindestes 6 Tore erzielen müssen. Aber der farbige Mittelstürmer von Timisoara stellte sich als Toreverhinderer heraus. Ich musste schon genauer hinsehen, denn ich hätte fast vermutet Kioyo, den ehemaligen „Wunderstürmer“ und Stolperer von 1860 München, wieder zu sehen. Der Höhepunkt dieses Antifußballers war, als er aus 4 Metern vor dem gänzlich leeren Tor unbedrängt 5 Meter am Tor vorbeischoss. Wäre ich Trainer gewesen, ich hätte diesen braunen Bomber stante pede ausgewechselt und lieber mit 10 Mann zu Ende gespielt. So blieb es aber beim hochverdien-ten Sieg des Tabellendritten. Fast durchgehend feuerten die einheimischen Fans ihre Lieblinge mit Sprechchören und diversen Fahnen und Transparenten an.
Während die 3 der anderen Hoppertruppe mit dem Auto nächtens nach Bukarest weiterfuhren, bestiegen wir wieder ein Taxi zum Gare Nord(Hauptbahnhof) um uns mit geeigneten Fahrkarten für den nächsten Tag nach Bukarest einzudecken. Dann aber flugs zum Hotel und gleich in die Federn, denn hatte unsereiner die Nacht davor kein Minütchen Schlaf genossen. Jede Sekunde Schlaf war kostbar, denn nächsten Tag um 6 Uhr früh sollte es ja schon wieder weitergehen mit dem IC.
15.04.06 17:00 Uhr
SC FC National Bucuresti – FC Vaslui 0:1(0:1)
Divizei A(höchste rumänische Liga), Bucuresti, Stadionul Cotroceni, 1.500 Zuschauer
Pünktlich um 5:45 im Foyer des Hotels ohne Frühstück versammelt um in den, eine Straße weiter gelegenen, Bahnhof zu gelangen. Unsere Plätze im schönen IC eingenommen. Kaum hingesetzt schon wieder das Phänomen mit Obi: Dieser Kerl schläft bei jeder Gelegenheit und bei jeder Tag- und Nachtzeit, egal ob er vorher nur 2 Stunden oder 15 Stunden geschlafen hat. So entgingen ihm die Reize der rumänischen Natur. Selbst als wir ihn weckten um ihm mitzuteilen, dass wir nun ein gehöriges Stück entlang der Donau an der serbischen Grenze fahren, ließ ihn das unbeeindruckt. Auch hier an der Donau sahen wir wieder Hochwasser.
Da sich der Hunger meldete machten Nobbi und ich uns auf den Weg zum Bordrestaurant. Hier machten wir Bekanntschaft mit der Geschäftstüchtigkeit des rumänischen Verkaufspersonals. Natürlich keine Preisliste ausliegend und nach Genuss von gesamt 2 Capuccino, 4 kleinen Sand-wiches und einer Cola 55 Lei(16 € !!!) bezahlt.
Kurz vor Craiova konnten wir feststellen, dass der Zustand der Fernstraße deutlich besser wurde. War vorher die Piste mehr mit Schlaglöchern als mit Teer bedeckt, so gab es nur noch einige dieser Spaßbremsen. Teilweise sah man sogar neu angelegten, bzw. neu geteerten Highway.
Endlich in der rumänischen Hauptstadt angekommen, ging es sofort weiter auf die Suche nach dem im Internet ausgesuchten Hotel. Aber denkste, dies war wie es schien schon einige Zeit geschlossen. Dann zum nächstgelegenen. Es war zwar keine Luxusabsteige, aber für eine Nacht erfüllte es schon seinen Zweck. Da ich Einzelzimmer hatte, war sowohl WC als auch Dusche im Zimmer. Danach aber, da schon der Hunger quälte zu Fuß zum Stadion von National, überzeugt auf dem Weg was Geeignetes zu finden. Aber leichter gesagt als getan. Nicht viel Auswahl und was sich fand hatte geschlossen. In einem italienischen Restaurant niedergelassen. Dort wurden wir nicht nur wegen der kleinen Portionen sondern auch wegen der satten Preise enttäuscht. Meine immerhungrigen Kollegen verließen den „Konsumtempel“ hungriger als sie ihn betraten. Aber was soll’s. Nun aber die letzten Meter zum Stadion zurückgelegt und Tickets wie Tags zuvor zu 10 Lei erstanden. Das Stadion sieht relativ neu aus, hat 4 Flutlichtmasten, eine Anzeigetafel und nur Sitzplätze, wobei die Haupttribünenseite überdacht ist. Da mich der Durst plagte, sah ich nach einem Getränkestand Ausschau. Aber rund ums Stadion keiner zu sehen. Also ins Stadion, aber was sahen meine Äuglein: Auch im Stadion kein Getränke- bzw. Verpflegungsstand. Man muss sich mal vorstellen, ein Erstligist und es gibt nichts zu Essen und zu Trinken. Aber was soll man von einem Sinnlosverein schon anderes erwarten. Genau wie die Flaute mit der Verpflegung war auch der Support von National. Lediglich 2 Trommler, 2 Fahnen und 10 Leute versuchten fast während des ganzen Spieles auf sich aufmerksam zu machen. Dieses kleine Häuflein richtete sich auf der Haupttribünenseite zur Seite des Tores ein, auf das ihre „Götter“ spielten. Zur 2.Halbzeit tauschten diese ebenfalls die Seiten. Der Anhang des Vorletzten und Neulings aus Vaslui aber hat uns dann doch entschädigt. Mit fast 200 Mann unterstützten sie über das ganze Spiel ihre Elf mit Trommeln, Anfeuerungsrufen, Sprechchören und einem Fahnenmeer. Das Spiel selbst war auf einem mäßigen Niveau und bereits in der 4.Minute ging der Gast und Außenseiter in Führung. Den Hausherren, immerhin 7. der obersten Liga, gelang aber nicht der Ausgleich. Sie waren aber auch ziemlich einfallslos und so war die Sensation perfekt als der Schiri unter dem Jubel der Gästeanhänger nach 92 Minuten abpfiff. Der Klassenerhalt für den Aufsteiger aus Vaslui ist nunmehr wieder in greifbare Nähe gerückt.