Red Bull Salzburg-Austria Wien 180905

  • T-Mobile Bundesliga – 10. Spieltag – Sonntag 18.09.2005 – 18500 Zuschauer
    Red Bull Salzburg – FAK Austria Magna Wien 1:0 (1:0)

    Dieses Land ist sowieso nicht mehr zu retten (Copyright by Torsten Weik), deshalb lieber hin der Schritt zum Entertainment. Nach einer Nacht im ehemaligen Teenagerbett sollte es heute mal zwecks Zugfahrt in die Geburtsstadt Landshut gehen. Hier ist das P+R auch weitaus kundenfreundlicher als bspw in Regensburg gelöst, kann man den Wagen dort doch direkt unterm Bahnhof abstellen. Inzwischen ist aus dem Landshuter Bahnhof auch ein echtes Schmuckkästchen gewordn. Der Zug nach Salzburg steht auch schon bereit, so passt das.
    Es folgt ein Ritt durch die niederbayrische Pampa begleitet von einigen Quasselstrippen.
    Eine hohe Fangquote erreicht heute die Zugbegleiterin müssen gleich zwei Mann die 40 Euro Strafe abdrücken. Zwei Stationen vor Ultimo steigen auch 2 Kunden mit Salzburgtrikots ein, verlassen aber in Freilassing wieder mit Ihren Fahrrädern den Zug?
    Dann ist Salzburg erreicht, nun gilt es zum EM-Stadion nach Kleßheim zu kommen.
    Am Busbahnhof balzen schon einige rum, da entern wir doch in bester Guerillamanier die Buslinie 1 und bringen den Fahrer des Vehikels zur schieren Verzweiflung muah.
    Die Codeworte „Mateschitz ist doof“ steigern eigene Beliebtheit und Ansehen im Bus gleich gewaltig, eine Jungkutte nötigt mir ein Gespräch auf erweist sich aber als idealer Guide ab dem Ausstieg Europapark. Am Stadion angekommen galt es die kulinarischen Highlights des Nachbarn abzuhoppen. So gönnt man sich halt mal nen Becher Almdudler, konnte man so auch gut das Treiben am provisorischen Stand der Tough Guys Salzburg beobachten.
    Dann rein in die Bullenarena (sic) und das Wundern ging los….so werden u.a. Kopfhörer empfohlen. Grotesk dass die komplette Spielfeldaction auf zwei Leinwänden im Stadion gezeigt wird. Nun gut, das Vorspiel der Salzburg Amateure geht mit einem 5:0 gegen Wattens zu Ende, das Hauptspiel naht. Die Präsentation der Mannschaften hat man auch schon schlimmer erlebt. Wie überall auf der Welt betreten die Spieler ne halbe Stunde vor Ankick den Rasen zum Aufwärmen. Der Gästeblock feiert seine Helden von Austria Magna und der Heimblock feiert auch Austria…..Wien!
    Auch an vereinzelten Gesängen vor Spielbeginn kann man erkennen dass hier und heute Stunk in der Luft liegt. Zuerst darf aber der Stadionsprecher seine Aufstellung alleine vorlesen. Dem Eventpublikum im Stadion ist das Frage-Antwort-Spiel nicht geläufig und der Heimblock will einfach nicht…
    Nun geht’s los – und das im wahrsten Sinne.
    Der Heimblock um die Ultras bedenkt gleich mal die komplette Haupt- und Gegentribüne und die Rasensportler mit „Bullenschweine“. Das Eventpublikum bedankt sich mit einem schallenden Gepfeiffe gegen die Träger der Farben von Austria Salzburg.
    Heim- wie Gästeblock solidarisieren sich beim gemeinsamen Gegner Red Bull.
    Heute gibt’s fetten Spruchbandsport von den Treuen während sich auf dem Rasen das übliche Ösi-Liga-Niveau abspielt.
    Als Reaktion auf die Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen wird kommentiert:


    Red Bull – Kompromissbereitschaft Null


    Wenig später hießt man eine Zaunfahne R.I.P Austria Salzburg 1933 – 2005 die bis zum Ende hängt. Unterstützung kommt auch aus dem gut gefüllten Gästeblock mit „Violett ist die Heimat“.
    Bei erwähnten Gesprächen war der „Kompromissvorschlag“ dass Captain Markus Schopp ja mit violetter Binde auflaufen könnte, was quasi einer Komplettverarsche der treuen Anhänger gleichkommt. Treffend kommentiert durch das Spruchband „Pinocchio x Münchhausen = Wiebach“
    Dazu gute Hüpfaction des Blocks, fein fein.
    Das nächste Spruchband der Ultras Salzburg war dann recht deftig:


    DM: Der größte Fehler deiner Eltern war das geplatze Gummi vor 62 Jahr


    Dies lässt das Eventpublikum ziemlich heftig reagieren, fordert man doch nun „Ultras raus“ und die Gegentribüne ist sich nicht zu schade für ein eigenes Spruchband:


    Wir singen nur für violett, denn unser Hirn ist nicht komplett.


    Der pure Wahnsinn war hier nun abgeht, Mateschitz hat es sichtlich in kürzester Zeit geschafft eine Konsummasse zu trimmen, manch Opa wird richtig engagiert wenn es gegen die jugendlichen Raudis in der Fankurve geht…
    Nun auch der eher leisere Gästeblock nun gut am abdrehen und pöbeln gegen die Heimanhäger, aber nicht wegen deren Vereinsliebe sondern deren Einstellung….
    Im Grunde genommen ist dem Salzburger Fussballclub wohl nur mit einer langanhaltenden Misserfolgsserie zu helfen. Dies ist allen treuen Fans der Austria Salzburg zu wünschen
    (hört sich blöd an, ist aber so).
    Die angedachte Vereinsneugründung durch die Fans scheint der einzige Ausweg, lieber neu anfangen als alles verloren zu haben.
    Heute schlägt das Erfolgspendel aber erstmal in Richtung Salzburg aus, just in dem Moment des Spruchbandes : Gebleichte Zähne, immer gut drauf, doch im TV bringst Du Dein Maul nicht aus schliesst Patrik Jezek einen Angriff zum 1:0 ab. Nun ist das Eventpublimum begeistert, dessen Euphorie wird aber knapp vor Halbzeit durch eine rote Karte gegen Thomas Linke gedämpf…bejubelt vom Heimblock!
    Nun ist erstmal Pause, die Gemüter fahren runter, schnell mal Red Bull einschmeissen, gelle Konsumonkels.
    Zweite Hälfte, weiter geht’s. Das Gekicke ist heute weniger von Interesse, Vorstellung heute von den Fankurven. Der Heimblock fordert den Ausgleich durch Austria Wien…
    Während die Konsumenten vier Versuche benötigen eine La Ola in Gang zu bringen zeigen die Ultras Salzburg das Spruchband: Lieber violett + glücklich sein als ein dummes Bullenschwein.
    Während die violetten Spieler aus Favoriten auf dem Feld gelbe Karten sammeln wird die Zaunbeflaggung im Heimblock geändert: Heimo – Legenden sterben doch.
    Parallel im Gästeblock ein toller Old School-Doppelhalter (nur mal so erwähnt).
    Auch ein weiterer Begleiter der „Konsolidierungsgesprächsrunde“ unter der Woche bekommt nun sein Fett ab: R.Mirtl: Lieber Französich im Puff als Englisch im Büro.
    Und während das Eventpublikum wieder mal deswegen gegen die Ultras blöckt teilen diese per Zaunfahne mit : Die Austria wird euch alle überleben.


    72. Minute – 72 Jahre hat es Austria Salzburg gegeben…Abschiedsvorstellung der Ultras heute….es macht Bumm und raucht dermaßen kräftig weiss-violett-schwarz dass das Spiel von Schiri Gerald Lehner unterbrochen werden muss. Bengalenfackeln werden auf Spielfeld und Ordner entsorgt, x vermummte Gestalten finden sich auf dem Zaun oder rütteln an den Toren. Ein Platzsturm war das Ziel wurde aber nicht erreicht.
    Die Herrschaften um mich rum echauffieren sich sehr, und kriegen gleich mal fette Konter vom Piefke unter Ihnen. Ich schwalle die Kunden zu, die werden sich wohl jetzt noch wundern hehe.
    Nun setzt sich die Action im Gästeblock fort. Die Fans von Austria Magna zerren mal kräftig am Trenn-Netz zur Gegentribüne und reissen dieses weg. Nun wird etwas Unrat auf die Kunden dort entsorgt und sich etwas ausgetobt bis natürlich die Polizei Stellung bezieht.
    Die Ultras Salzburg zünden als letzte Aktion im Stadion schwarzen Rauch in der 80.Minute.
    Letzte Aktion? Ja, richtig gelesen. Nun verabschiedet sich der treue Teil der Anhängerschaft des traditionsreichen Salzburger Fussballs und tritt den Weg nach draussen an, die aufpassende Polizei hinterher. Vor dem Stadion sehen sich die Turtles dann einem Meer an Bengalen ausgesetzt die auf Sie und das Stadion geworfen werden. Leuchtspur findet vereinzelt den Weg von draussen in die Bullenarena. Ein letzter Fight im Stehen….
    Im Spiel verabschiedet sich Nastja Ceh mit Gelb-Rot in der 92. Minute nach vermeintlicher Schwalbe. Austria Wien vergibt dann auch die letzte Kopfballchance, das Gute siegt heute nicht. Vor dem Stadion hat sich inzwischen alles beruhigt, die Ultras sind abgezogen, die Gästefans kassieren eine Blocksperre, die Busse in die Stadt stehen bereit.
    Fahren wir einfach mal mit und stehen wenig später an einer verlassenen Bushaltestelle im Stadtgebiet. Da aber dies noch etliche andere Menschen tun ist der Glaube an einen Bus zurück zum Hauptbahnhof ungebrochen hihi.
    Dort angekommen gilt es nun den wichtigen Punkt beim Besuch des Nachbarlandes abzuhaken, den Konsum einer Bosna!
    Heute hohe Dichte an Pennern rund um den Bahnhof, gerne auch mehrsprachig, halt Pech wenn man kein polnisch spricht…
    Bis zur Abfahrt nach LA gibt es noch eine nostalgische Dampflok zu beobachten, reichlich Pyro dahinter. Ein paar FAK-Fans machen noch etwas Stimmung am Nachbargleis dann beginnen die Schoten im Abteil.Fünf Nürnberger sorgen für beste Unterhaltung im doppelten Sinne, schnell wird man sich handelseinig und zischt ein Bierchen miteinander.
    Die letzten Meter bis Kelheim werden dann auch noch abgespult und auf zur Gastroskopie.

    Zico

  • das Traurige ist, daß sich am Ende das Eventpublikum durchsetzen wird. Irgendwann geht den wahren Fans (leider) der Atem aus.


    Wie immer ein toller Bericht von Dir. Mehr davon!

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.