Meldung vom 12.07.2005, 10:56 Uhr
(aus MZ)
Torsten Sillner arbeitet hart an der Konsoldierung des SSV Jahn.
Mit Hochdruck an die Geschäfts-Grundlage
Torsten Sillner soll Jahn auf Vordermann bringen
REGENSBURG. Während bei der offiziellen Team-Präsentation des SSV Jahn Regensburg schon wegen der zahlreich erschienenen Medienschaffenden ziemlicher Hochbetrieb herrschte, ging’s abseits des Stadionrunds im Geschäftsbereich des Fußball-Regionalligisten, zwar ruhiger, aber nicht minder konzentriert zur Sache. Dort wurde auch am Samstag fleißig gewerkelt. „Wir analysieren den Verein nach Liquiditäts-Gesichtspunkten“, erklärte Torsten Sillner seine Tätigkeit quasi als Vertreter des Notvorstands.
Mandat vom Notvorstand
Sein Mandat dafür erhielt der Unternehmensberater und Diplom-Ingenieur (FH) eben von diesem so genannten Jahn-Notvorstand – bestehend aus Rechtsanwalt Hans-Wilhelm Bauer, Ex-Vizepräsident Wolfgang Gural und Gerhard Süß, dem Initiator des Projekts „Wir retten den SSV Jahn“. Bis zu den Neuwahlen am 22. August ist das Trio als Hauptbevollmächtigte des Vereins durch das Amtsgericht bestätigt (MZ berichtete). Der Schritt dafür wurde notwendig, nachdem die bisherige Jahn-Vorstandschaft ihren Rücktritt erklärt und seinerzeit Antrag auf vorläufige Insolvenz gestellt hatte. Das Verfahren ist mittlerweile eingestellt, der Antrag zurück genommen.
Dadurch war der Verein einige Zeit führungslos und deshalb handlungsunfähig. Niemand war in dieser Phase gesetzlich legitimiert, um Entscheidungen treffen zu können. „Dieser Zustand ist abgewendet“, berichtet Gerhard Süß. Der 44-Jährige arbeitet Seit’ an Seit’ mit Sillner. „Das geht von morgens bis spät am Abend“, berichten beide und sind voll des Lobes über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. „Deren Einsatz ist wirklich vorbildlich.“
Weil natürlich noch nicht alles abgeklärt und verarbeitet worden ist – laut Sillner sind bisher bereits mehr als 100 000 Datensätze erfasst – müssen sie es im Augenblick noch bei allgemeinen Formulierungen belassen. „Wir wollen so schnell wie möglich Signale senden, dass der Verein auf den richtigen Weg kommt.“ Oder: „Es wird daran gearbeitet, dass der Jahn wirtschaftlich bestehen kann.“ Deutlicher wird Sillner, wenn es um das angestrebte Ziel geht. „Die Mitglieder, denen ja der Verein gehört, sollen künftig auf Wunsch allesamt oder jeweils auch einzeln Einblick in die aktuellen und wichtigen Zahlen bekommen, ebenso die Sponsoren.“ Einschränkend meint er. „Alles natürlich gemäß des Datenschutzes und der jeweilig einzelnen vertraglichen Regelung.“
Der 39-Jährige sieht seine Position in der völligen Neutralität. „Ich bin nicht da, um zu polarisieren.“ Gleichwohl verhehlt er nicht, dass der sportliche Bereich ebenso dem Kostenmanagment unterstellt ist. „Natürlich hat’s da auch schon Diskussionen mit Teammanager Mario Basler gegeben.“ Das Budget für die neue Saison werde jedenfalls erst dann genannt, meint der Unternehmensberater, wenn die Liquiditäts-Kennzahlen feststehen würden. „Alles andere sind Micky-Maus-Zahlen“, enttrüstet sich Sillner und gibt zu bedenken, dass derzeit beim SSV Jahn allmonatlich zirka 120 Personen vertraglich an den Verein gebunden seien und auch diesbezüglich entlohnt werden müssten.
„All das bedarf einer klaren Planung.“ Dafür hat er ein Organisationsschema entworfen, das er der Vereinsversammlung und dem dann dort neu zu wählendem Präsidium vorstellen will. In dem Zusammenhang bekennt Gerhard Süß, dass man wegen eines fiktiven Aufstiegsziel keinesfalls gewillt sei, den Verein wieder an den Rande einer Insolvenz zu treiben. „Der Jahn darf künftig nur noch soviel Geld ausgeben wie er einnimmt“, betont der Werbekaufmann.
Schon 200 neue Mitglieder
Berechtigt stolz ist er auf die jüngst sehr erfolgreich angelaufene Aktion bei der Mitgliederwerbung. „Dadurch haben wir in den letzten Wochen schon 200 neue Vereinsangehörige dazu gewinnen können.“ Ob er auch für ein Amt im Vorstand kandidieren wird, lässt Süß offen. Sicher scheint er sich aber, dass die bereits schon einmal vorgestellten Kandidaten sich auch zur Wahl fürs Präsidium am 22. August stellen werden.