25.10.08, 17.00 Uhr: AC Sparta Praha - 1. FK Pribram 3:0 (2:0)
Zuschauer: 5824
Meine Planungen für dieses Wochenende sahen vor, am Samstag in Neustadt/Aisch Landesliga zu kucken und am Sonntag zur Zweiten Liga nach Ingolstadt zu fahren, die gegen Augsburg spielen sollten. Dann kamen zwei Dinge, die mir einen Strich durch die Rechnung machten. Oder sogar drei...
Mein Bruder kam zu Besuch. Er wohnt in Wiesbaden und wir sehen uns nicht besonders oft, also war der Sonntag für die Familie reserviert. Als ich am Freitag aus der Arbeit kam erfuhr ich zusätzlich, dass Ingolstadt bereits am Freitag spielt. Das war zeitlich für mich nicht mehr machbar. Ich hatte die Spielpläne beim BFV abgerufen, weil das so schön einfach ist, alle Ligen auf einer Seite. Tja, und nicht zum ersten Mal wurde ich fehlinformiert. Der dritte Punkt, der mein Restprogramm nicht statt finden ließ, war meine Spontanität.
Den Samstag hatte mein Bruder nämlich bereits mit Freunden verplant, dass bedeutete für mich frei. Außerdem konnte ich das Auto meiner Mutter (ich selbst habe keines) schon am Freitag spätabends mitnehmen, so dass es mir den ganzen Samstag zur Verfügung stand. Am Freitag fand dann ein Videoabend mit der Freundin statt, die auch bereits in Luxemburg dabei war. Ich hatte schon den Gedanken im Kopf, endlich meinen Länderpunkt Tschechien zu machen und sie sagte spontan zu. Also nicht ganz so spät ins Bett und morgens um 9 Uhr ins Internet gekuckt, welche Spiele denn eigentlich möglich sind. Das gefiel mir dann nicht so gut, Prag war mir eigentlich zu weit. Okay, es gibt kein zu weit, aber ich hätte etwas Näheres für diesen Tag bevorzugt. Dummerweise haben wir nicht am Abend zuvor schon ins Internet gekuckt, denn dann wäre ein Doppler locker drin gewesen, denn einige Teams spielten am Samstag um 10 Uhr und um 12.15 Uhr. Naja, dumm gelaufen, zu spät. Dann wurde entschieden, nach Burghausen zu fahren. Ich fuhr dann erst nachhause, duschen, Sachen packen (Foto, Videocam, Informer, Straßenatlas). Ich druckte mir noch schnell ne Wegbeschreibung aus und sah auf die Kilometerzahl. 270. Prag: 310. Auf dem Weg jene Freundin abzuholen entscheid ich dann spontan, dass man dann auch gleich nach Prag fahren könne. Gedacht, getan.
Die Fahrt verlief wunderbar, mit einem kleinen Stolperer. Vignette? In Tschechien? Dummerweise vorher nicht informiert und erst an der Grenze auf dem Schild gesehen. Das heißt, ich musste an der Tankstelle Geld wechseln und die Vignette kaufen. Kein besonders guter Kurs, aber wenigstens vor Strafe sicher.
In Prag angekommen war auch gleich an einer Autobahnausfahrt die Arena angeschrieben. Ich freute mich und fuhr ab. Doch dann irgendwann sah ich nur noch Werbeschilder und befürchtete schon, ein Stadionschild übersehen zu haben und wenden zu müssen, dann tauchte doch wieder eines auf. Von da an hielt ich es so, immer geradeaus zu fahren, so lange kein Schild kam. Und ich fuhr lange geradeaus, SEHR lange.
Wir waren viel zu früh am Stadion, die Kassen öffneten aber 3 Stunden vor Spielbeginn, also parkten wir gegenüber auf dem bewachten Parkplatz und holten unsere Tickets im Oberrang an der Seitenlinie, fast in der Mitte. Gekostet hat das Ganze 180 Kronen.
Anschließend liefen wir noch ein wenig durch die Gegend, die zum Teil sehr schön, aber auch sehr herunter gekommen war. Die Häuser mit eigentlich schönen Ornamenten waren sehr verdreckt. Nah am Stadion fanden wir einen Park, liefen durch und kamen dann bei der russischen Botschaft raus. Alles voller Kameras...
Dann machten wir uns wieder auf dem Weg zum Stadion. Der Fanshop war leider geschlossen, doch ich erwartete, dass es innen einen Stand gab. Im Stadion herrschte bereits rege Betriebsamkeit, obwohl alle Tore noch geschlossen waren. Dort gibt es zig Stände mit Massen an Mitarbeitern, die vorher alles aufbauten.
Als dann geöffnet wurde, sahen wir, dass am Eingang nur Männer abtasten. Sehr praktisch, hatte ich doch meine Videocam (sie ist sehr klein) in meiner Hose versteckt. War auch kein Problem, lediglich in meine Jackentaschen und meine Kapuze wurde gekuckt. Wir gingen zuerst zu unserem Platz.
HORROR!!! Ich habe Höhenangst. Wir saßen in der zweiten Reihe und es ging direkt senkrecht nach unten. Nun, ich setzte mich hin und mir war schwindlig. Ich kann mich an solche Dinge gewöhnen, doch es dauert lange. Wir hatten noch viel Zeit, doch wir verließen erst noch einmal den Block, die Gastro musste ja getestet werden.
Popcorn... Was will ich mit Popcorn? MacDonalds? Muss nicht sein. Immerhin gab es auch eine Wurst. Es handelt sich um eine recht würzige Mettwurst vom Grill im Brötchen. Für das Menü inklusive Cola zahlte ich 80 Kronen. Die Wurst war sehr gut, zwar etwas fettig, aber geschmacklich sehr gut. Das Brötchen allerdings nicht so der Bringer. Stell dir vor, wie aufgeweichtes Papier schmeckt und du hast mein Brötchen im Mund.
Anschließend ging es noch zum Fanstand, wo ich einen Pin erstand. Der war mit 50 Kronen (ca 2,50 Euro) deutlich billiger als in den meisten Stadien, wo ich zuletzt war. Mal abgesehen von Luxemburg, wo es keine gab.
Somit war alles Nötige erledigt und wir gingen wieder auf unsere Plätze. Nach und nach gewöhnte ich mich daran und als das Spiel dann beginnen sollte, war es kein Problem mehr, nach unten aufs Feld zu blicken. So ging es mir beispielsweise auch schon in Kaiserslautern.
Ich habe oft das Glück, neben totalen Vollidioten zu sitzen. Diesmal hatte ich insofern Glück, dass sowohl rechts als auch links von uns je ein Platz frei war. Auf dem übernächsten Platz saß jedoch so Jemand. Ungekämmt, ungewaschen (nicht nur ein oder zwei Tage, man roch ihn schon aus deutlicher Entfernung). Klettverschlussschuhe, und nicht mal die konnte er richtig schließen. Okay, man soll Leute nicht nach dem Äußeren beurteilen, und das alleine wäre auch zu überleben gewesen. Dieser Typ jedoch starrte bereits vor dem Spiel bereits ca 30 Minuten meine Mitfahrerin und mich an. Nicht aus dem Blickwinkel oder so. Nein, Kopf zu uns gedreht und ständig musternd. Wie ich so etwas hasse.... Naja, ich hoffte, dass es mit Spielbeginn besser werden würde.
Wurde es auch, aber nur, weil ich dann etwas hatte, worauf ich mich konzentrieren konnte. Immer wenn ich durch das Spielgeschehen so halbwegs in seine Richtung kucken musste, starrte er mich an. Ich bin nicht sicher, wieviel er vom Spiel mitbekommen hatte. Da es recht kalt war, hatte er einen warmen Pullover dabei. Den legte er auf den Stuhl zwischen uns. Ständig zupfte er an ihm herum und fingerte mich mehrfach dabei an. Klar, im Stadion ist es eng, und dass sich Menschen da mal berühren ist normal, aber nicht, wenn ein Platz dazwischen frei ist, oder? Später hat er dann noch vier Mal versucht, den Pulli über meine Beine zu legen, damit ich nicht friere und sich mit mir auf tschechisch zu unterhalten. Nun, ich spreche kein Tschechisch und hab ihm das auf deutsch gesagt. Wenigstens hat er dann nicht mehr versucht, mit mir zu reden. Den Pulli habe ich freundlich aber bestimmt jedes Mal abgewiesen und so ungefähr Mitte der zweiten Halbzeit hatte ich dann auch meine Ruhe. Er hatte es dann auf eine junge Frau vor uns abgesehen, die mit ihrem Freund da war und sich ebenso verhielt wie ich. Als Jemand aus der Reihe hinter ihm für ein paar Sekunden mit ihm ins Gespräch kam (über das Spielgeschehen, das war der Gestik und der Situation zu entnehmen), strahlte er wie ein Schneekönig. Echt bemitleidenswert. Es wirkte, als habe er keinerlei soziale Kontakte in seinem täglichen Leben und gehe nur deswegen ins Stadion. Aber warum sitzen solche Leute immer neben mir, nur weil ich einen sozialen Beruf habe?
Nun, trotz aller Annäherungsversuche blieb ich hart und konzentrierte mich auf das Spiel, welches ein sehr munteres war. In der ersten Halbzeit ging es kräftig hin und her. Sparta bekam sehr früh einen Elfmeter zugesprochen, der dann auch im Tor landete, wenn auch knapp. Pfosteninnenseite und rein das Ding.
Direkt vor der Halbzeit fiel dann das 2:0 nach bereits einigen netten Torchancen. Bei Sparta ging viel über die linke Seite, das war vielleicht das größte Manko des Spiels an diesem Tag, dass sie den Platz auf der rechten Bahn zu wenig nutzten. Dennoch erarbeiteten sie sich viele Möglichkeiten, besonders auffällig war Martin Zeman. Der rannte die Linie rauf und runter und war immer anspielbereit, nur manchmal zu ungenau mit seinen Flanken.
In der zweiten Halbzeit wurde Pribram eindeutig schwächer, es spielte eigentlich nur noch Sparta. In der ersten Hälfte kam Pribram wenigstens noch in die Nähe des Tores, was in der zweiten Hälfte erst ganz am Ende noch zwei Mal passierte, als Sparta bereits 3:0 führte (Vacek hatte in der 56. Minute getroffen, ein schönes Tor nach schnellem direktem Spielzug) und drauf und dran war, ein viertes Mal einzunetzen. Lediglich die Chancenverwertung war nicht gut genug für weitere Tore. Möglichkeiten hatten sie allemal. Spätestens ab der 70. Minute war von Pribram nichts mehr zu sehen, nur noch Sparta am Ball, nur noch in Richtung des Pribramer Tores. Wie gesagt, erst ganz am Ende kurz vor dem Abpfiff konnte Pribram noch zwei Mal vor dem Tor auftauchen, aber trotz Blazek-Fehler kein Tor machen(wie wir das aus dem Bundesligajahr kennen: Im Fallen den Ball gefangen, aber wieder losgelassen und versehentlich mit dem Fuß unkontrolliert wieder ins Spiel gebracht).
Was den Support angeht...
Pribram brachte zwei große Banner mit und eine Gruppe von 25 bis 30 Mann. In der ersten Halbzeit skandierten sie noch recht nett, als dann die Überlegenheit Spartas zu deutlich war, hörte man aus dem Eck fast nichts mehr.
Spartas supportender Block befindet sich im Oberrang. Es war ca ein Block, der auch voll war. Wieviele Menschen da standen... ich habe keine Ahnung. 300? Ich kann doch so etwas nicht schätzen. Sie waren eigentlich durchgehend am Singen und Schreien, ab und zu bezogen sie auch die Tribüne an der Seitenlinie mit ein. Der Fanblock schrie Sparta, der Block antwortete mit Praha, was für ungeübte Ohren klang wie "Bla". "Bla" wurde dann zu unserem Wort des Tages. Wirklich laut waren sie nicht immer, aber dennoch durchgehend am Werk. Nach dem ersten Tor flog blauer Rauch aufs Spielfeld, allerdings nur ein einziges Teil, das so schnell wieder gelöscht war, dass ich es nicht einmal geschafft hatte, das zu filmen. Auf dem Rasen blieb für den Rest des Spiels ein blauer Fleck.
Das Stadion werde ich jetzt nicht groß beschreiben, ich hänge einfach Bilder an. Anzumerken wäre nur kurz, dass es sich um einen All-Seater handelt.
Auch noch anzumerken wäre vielleicht, dass mein Auto nicht das einzige mit deutschem Kennzeichen war und auch im Stadion am Eingang und an den Bierständen einige Deutsche vertreten waren. So werte Herren, wer war denn noch alles bei diesem Spiel?!
Nach dem Spiel ging es wieder nachhause. Wir fanden gut aus Prag raus, waren genau auf dem Weg, auf dem wir hergekommen sind. Und dann: die Autobahnauffahrt ist gesperrt. NEEEEIN! Nicht schon wieder so eine Odysee.... naja, es war halb so schlimm. Wir fuhren dann über die Landstraße in Richtung Karlsbad, machten dann wieder den Bogen in Richtung Süden über eine Landstraße in Richtung Plzen und von dort aus per Autobahn zurück. War eigentlich harmlos, wenn man mal von den Kurven der E27 in Richtung Plzen absieht. Wäre die Straße halbwegs gerade, hätte man sich mindestens zehn Kilometer gespart. Den Verlauf werd ich mir gleich bei Google Earth nochmal ansehen...