Dieser Bericht soll einen Reisebericht darstellen, mit dem Hintergrund, dass Personen, die ähnliche Reisewege im Auge haben, hier die ein oder andere Information finden sollen.
Am 12.07. 20:01 ging es mit der DB gen München Airport. Dank des „Zug zum Flug“ Tickets, kostete der Spaß nur 19,90€. Dieses Ticket ist von
jeder Stadt in Dtl. aus gültig und macht somit auch das Anreisen an abgelegnere Flughäfen lohnenswert.
00:17 ereichte man den Flughafen, der mit Bänken ohne Zwischenlehnen, dunkle Ecken und relative Ruhe, einen idealen Schlafplatz bietet.
13.07.
8:30 nach knapp 2stündiger Flugzeit erreichte ich das 35° warme Dubrovnik (Südkroatien).Von hier aus sollte es über den Landweg nach Albanien gehen.
Dazu muss noch Montenegro durchquert werden. Dazu hat man vom Flughafen Dubrovnik aus 2 Möglichkeiten.
- für 5€ oder 35kuna kann man per Bus zum Busbahnhof nach Dubrovnik fahren, und
von dort aus weiter mit offiziellen Linien nach Herceg-Novi (erster großer
Ort in Montenegro) fahren (60kuna) oder, - man nimmt sich ein Taxi vom Flughafen an die Grenze. Diese ist ca. 15km vom
Airport entfernt. Spätestens wenn man zu zweit reist, sollte man über die
Taxi Variante nachdenken.
Ich habe mich für die Busvariante entschieden. Vom Busbahnhof Dubrovnik kommt man 2x täglich direkt nach Podgorica. Früh 4:23 und 19:00. Desweiteren bestehen Anschlüsse z.B. nach Mostar, Sarajevo, Tuzla.
Dubrovnik ist an sich eine traumhaft schöne Stadt mit super Stränden und top Wasser, zwar kulturell und preislich schon sehr „Touri verseucht“ aber sonst was fürs Auge.In ca. 2stündiger Fahrt ging es ins ca. 40km entfernte Herceg-Novi, wobei man 1h davon an der Grenze zubrachte). Von dort aus hat man direkten Anschluss nach Podgorica (Preis 7€in Montenegro wird hauptsächlich mit Euro bezahlt).Die 3,5h Fahrt ging über Risan, Kotor, Budva und Cetinje in die Hauptstadt.
Von dort aus erhoffte ich mir Anschluss ins ca. 70km entfernte Shkoder in Albanien zu haben.Fehlanzeige!
Weder Bus, Microbus oder Zug bringen dich an oder über die Grenze. Wie es halt so ist, für Fehler oder Unwissenheit zahlt man. Die knapp 30km an die Grenze sollten ursprünglich 30€ per Taxi kosten. Bei 23€ und aus Mangel an Alternativen fuhr ich per Taxi gen Grenze zwischen Bozaj und Bajraku Hotit. Die Grenze an sich wurde dann zu Fuß überschritten. Auf albanischer Seite gab es dann das nächste Problem, außer Schweinen, Ziegen und Kühen auf den Straßen gab es keine Fahrmöglichkeit ins noch 40km entfernte Shkoder. Also zu Fuß zurück zur Grenze, zum also beliebten Taximann. Nach ca. 30min war dann jemand bereit mich für 15$ die 40km zu fahren (11€ für 40km war zwar immer noch zu teurer aber machbar).
Gegen 17Uhr erreichte ich Shkoder, wo es mit 37° im Schattenimmer noch scheiße heiß war. Für 8€ pro Nacht wurde ein Hotel gefunden und für 2 Nächte eingebucht. Shkoder an sich ist eine ziemlich dreckige Stadt, ohne große kulturelle Highlights (vom Stadion mal abgesehen), aber sehr günstig ist es da. Per Microbus geht es für 3€ in die ca. 100km entfernte Hauptstadt Tirana und auch nach Ulcinj (in Montenegro). Leider ist das der einzige Grenzübergang, der mit Microbussen bedient wird. Für mich leider die falsche Richtung. Aber wenn
jemand gewillt ist von Dubrovnik aus nach Shkoder oder Tirana zu reisen, der sollte NICHT über Podgorica sonder über Bar und Ulcinj fahren, da dort der Anschluss nach Albanien steht.
Nach dem ersten „Stadtbummel“ und checken, der „Reiseanschlüsse“ ringsherum ging es zu frühabendlicher Stunde zurück ins Hotelzimmer, das etwas spartanisch (Waschbecken, Bett, Schrank) ausgestattet war, aber den Ansprüchen durchaus genügte. Nur, dass es keine Dusche und nur eine Kloschüssel pro Gang (12Zimmer) gab, lies die Begeisterung etwas schwinden. Untermalt vom lieblichen Dudeln der Moschee-Lautsprecher fiel man in tiefen Schlaf.
14.07.
Durch das rege Treiben auf den Straßen, erblickte man gegen 7Uhr das Licht der Welt. Nach kurzer Waschbeckendusche ging es raus in die
Stadt. Bier, Wasser und Brot wurden zu Schnäppchenpreisen erstanden, so dass die Grundversorgung stand.
Die Stadt ist durchaus mit moldawischen Städten vergleichbar, nur dass hier mehr Katzen als Hunde herumstreunen und dass jedes 2. Fahrzeug
ein alter abgefrakter Mercedes Benz ist.
An diesem Samstag kann man in den Hauptstraßen alles kaufen. Alte Frauen sitzen auf Holzkisten und bieten alles an, was aus dem Boden wächst
oder sich hat von ihnen fangen lassen. Je später und heißer es wird, kann man sich kaum noch vorstellen, so „lecker“ riechendes Zeug jemals zu essen. Trotz aller Bettelei, allem Müll und üblem Geruch, weiß die junge weibliche Bevölkerung sich zeitweise optisch sehr gut in Szene zu setzen.
Zeitweise sollte man denken, die Stoffpreise sind so hoch, dass man mit dem Minimum an Kleidung auskommen muss. Damit war die Resttagesbeschäftigung gefunden: Ab ins Cafe, in den Schatten, Bierchen dazu und die Blicke schweifen lassen.
Irgendwann sollte es dann Abend werden und das UI-Cup 2. Runde Rückspiel:
FK Vllaznia Shkoder vs. Trabzonspor 0:4 1200 Zuschauer (50 Gäste)
wurde angepfiffen.
Kurz zur sportlichen Lage. Shkoder hat in der ersten Runde für viele überraschend NK Zagreb ausgeschaltet und durfte sich nun mit Trabzon
messen. Das Hinspiel allerdings ging schon mit 6:0 verloren, so dass das Rückspiel kaum noch sportlichen Wert hat. Trotzdem ein willkommenes Spiel um die EC Saison 07/08 einzuläuten, auch die Eintrittspreise waren mit 100 bis 300
Leke durchaus vertretbar.
Voller Vorfreude betrat ich das Stadion. Die verflog aber sofort, als sich mein Ticket beim Einlass in 8 Teile teilte und auf dem Boden
wieder fand. Als die Ordner noch was von „Securitate“ und „nix Billett“ laberten, war es endgültig vorbei mit der Herrlichkeit. Der einzige Nachweis
von dem Spiel liegt in 8 Teilen in der Gosse. Auch den nachfolgenden Besuchern erging es so, aber außer mir schien das hier niemand zu stören.
Doch dann war die Möglichkeit da, ein Ticket sank in 2 Teilen(statt 8Teilen) zu Boden, getrieben vom Wahnsinn und dem ein oder anderen Bier,
ging es ab durch die Ordner, Ticket ergriffen und gut. Die darauf folgende heftige Diskussion konnte mit aggressiver Tonlage und einer Vielzahl von
Schimpfworten jeglicher Sprachen ebenfalls gewonnen werden. Das Ticket war gesichert!
10min vor Anpfiff hatten sich etwa 1200 Zuschauer eingefunden, darunter, für mich etwas enttäuschend nur 50 Gäste ohne Fahnen. Da hatte ich mir durchaus mehr erhofft. Die Gegentribüne hingegen war komplett beflaggt, wobei es sich fast ausschließlich um rot blaue Fahnen ohne Aufschrift
handelte.
Die Aussicht von den oberen Reihen des Stadions auf die umliegende Landschaft ist der absolute Hammer, dies sollte man sich bei einem Besuch nicht entgehen lassen!
Die 1.Halbzeit wurde auf Heimseite mit 2 Schwenkfahnen und einer Trommel eingeleitet. Der Stimmungpulk waren ca. 20 Jugendliche, die ab
und an was von sich gaben.
Die 1. Halbzeit war eine sportliche Offenbarung. 1.Torchance in der 38.min und 0:0 nach 45min sagt alles. Die 2. Halbzeit wurde, Gott sei Dank, etwas besser. Zumindest 5min davon. Trabzon zag eben diese 5min die Zügel an und schoss von der 47. bis 52. min ein 0:3 heraus, damit wars getan.
Danach passierte nicht viel, in Minute 89 noch das 0:4 und gut war.
Wenn Trabzon nur eine Halbzeit gespielt hätte wie diese ominösen 5 Minuten, wären dir dort 2stellig heimgefahren, aber das gehört sich als Gast wahrscheinlich nicht.
Beim Verlassen des Stadions wurde eine weitere Kuriosität entdeckt. Die Flutlichtmasten werden durch riesige Kompressoren in den Stadionkatakomben mit Strom versorgt. Soviel zum Thema Stromnetz.
Zurück gings ins Hotel, wo man schnell ins Reich der UI-Cup Träume fiel.
15.07.
Dieser Tag hatte 2 Ziele:
- zurücknach Podgorica (PG) zu kommen, vor allem billiger und.
- denKollegen aus Leipzig, der von Hajduk Kula vs. Maribor kommt anzutreffen.
Punkt 6 Uhr wurde das Hotel verlassen, für den Fall, dass man lange Strecken zu Fuß gehen müssen, ist dies temperaturtechnisch nur bis
10,11 Uhr möglich.
So ging es zu Fuß an den Stadtrand Richtung Norden, den erst besten Microbus, ein total zerlederten T3 Bus, an dem die Türen mit Draht zugehalten wurden, gefragt wo es hingeht und der erste Teilabschnitt bis Bajze war gebucht. (ca. 25km nördlich von Shkoder und noch 15km bis zur Grenze).Mit 500 Leke hat man zwar wieder mal das 2-3 fache des Normalpreises bezahlt, aber was solls. Topmotiviert ging es zu Fuß weiter, nach 7-8km wurde ein weiterer Microbus angehalten, der mich für 100Leke zu einer Kreuzung nach Bajraku Hotit brachte. Von dort aus och 2km bis zur Grenze und die erste Etappe war genommen.
Also wer Zeit, gute Nerven und n bissel Kondition hat, kann dieses Grenzübergang auch zur Einreise nutzen, und danach einfach loslaufen.
Irgendwann kommt ein Microbus, der dich gen Süden bringt. Fragt sich nur wann.
Kurz nach 8(!!) Uhr wurde Montenegro betreten (noch 30km bisPG). Auf den steilen Bergwegen überholte mich zuerst ein Fiat Panda, der durch
„Daumen raus“ auch sofort anhielt. Der Fahrer wollte nach Tuzi (10km vor PG), also nix wie rein und mitgefahren. Kurz nach mir wurde eine weitere Personeingesammelt und los ging die Fahrt (scheint hier so üblich zu sein). Im lustigen „Hände-Füsse-3er-Gespräch“ war man im Handumdrehen durchs Bergland durch und in Tuzi. Kurz verabschiedet und weiter zu Fuß. Nach 15min Fußmarsch
hupt mich von hinten jemand an, reißt die Tür auf und ruft „Kollega, Kollega!!“ Es war der selbe Fiat mit dem Fahrer
von eben. Er musste nur was in Tuzi besorgen und fährt jetzt heim nach PG! Perfekt! 3h für 70km mit Kostenpunkt 600 Leke auf albanischer Seite, das hätte ich mir nicht träumen lassen.
Mit 4stündiger Verspätung traf auch der Zug aus Belgrad ein, in dem der Kollege aus LE saß.
Gemeinsam ging es zuerst Bierpreise, Hotelpreise und alles andere wichtige zu checken. Die Lebenshaltungskosten sind recht günstig (50cent
für ein Brot, 50cent bis 1€ für ein eiskaltes Bier). Lediglich die Suche nach einem Hotel erwies sich als schwierig. Und Aussagen wie „100€ per Doubleroomincl. Breakfast“ waren keine Seltenheit und kein Scherz!!! In PG gibt es max. 10 Hotels, davon die Hälfte mit min. 4 Sternen. Also wer günstig übernachten möchte, der sollte mit dem Zug nach Bar oder Ulcinj fahren. In PG ist günstiges Übernachten definitiv nicht möglich!
Die Nächsten Tage verbrachten wir damit, zu Fuß alles so gut zu erkunden wie nur irgendwie möglich.
PG ist eine für Südosteuropa sehr saubere und fortschrittliche Stadt, die meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Kaum Müll und keine streunenden Viecher. Vor allem die Frauenwelt setzt hier neue Maßstäbe, selbst der geneigte PL, CZ und Baltikum Fahrer muss hier erkennen,
dass PG die Messlatte sehr hoch legt, sehr sehr hoch!
Desweiteren wurden alle Grounds in den Tagen gespotten, Bierchen genascht, die 42° im Schatten „genossen“.
Einzig noch 2 Episoden aus diesen 2 Tagen:
Episode 1: Auf der Suche nach alternativen Schlafplätzen (openair) wurde am Stadtrand ein bewaldeter Berg bestiegen. Nach langem Kampf und
den Klamotten voller Schweiß erreichte man den Gipfel, wo man von Hundegebell empfangen wurde. Da oben hausten 2 Einsiedler!
Der Erste hat sein „Revier“ mit Stacheldraht umzäunt und sitzt in Uniform vor seinem Wohnwagen, sein Grundstück war mit riesigen
Suchscheinwerfern und Sicherheitschildern ausgerüstet (Militärisches Sperrgebiet, Fotografieren/Betreten verboten …). Ok bei den Hunden, die sich hinter dem Stacheldraht aushielten, wäre ein Betreten auch völlig lebensmüde gewesen.
Der andere wohnte nebenan, ebenfalls in einem Wohnwagen. Ringsum jedoch nur Sportgeräte wie im Fitnessstudio. Bänke mit Gewichten zum
Drücken, Hanteln ohne Ende und alles was das Fitiherz begehrt. Mitten im Wald! Openair! So sah der Typ aber auch aus, Mitte bis Ende 50 aber ein absolutes Tier. Dieser erzählte uns auch, dass sein Nachbar abends gelegentlich jagen geht und über Waffen verfügt. Dies sagte uns: Hier und in der Umgebung des Berges werden wir nicht unter freiem Himmel schlafen. Diese 2 finsteren, völlig durchgeknallten Gestalten werden mir so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Episode 2: wir haben den Ground von Roter Stern PG gefunden. Nach dem üblichen Fotografieren meines Kollegen aus LE quatscht uns ein Typ von
der nebenanliegenden Kneipe an. Bevor man richtig ins Gespräch kommt, wird ersma Flüssignahrung zu sich genommen. Auf die Frage woher wir kommen, und ich Dresden entgegne, hebt er den rechten Daumen und sagt „ Ahh, Dinamo, very good!“ Ein Traum, das geht runter wie Öl. Daraufhin gabs ersma die nächste Runde Getränke for free, und alle 3 anwesenden Personen redeten auf uns sein, und gaben und zahlreiche Tipps zum Fußball und den Frauen in Montenegro.
Gastfreundlichkeit wird hier noch groß geschrieben!
17.07. FK Zeta Golubovci vs. FBK Kaunas 3:1 5000 Zuschauer (10Gäste)
Am 17.07 20:30 kam es dann zum 1.Runden Champions League Hinspiel von Zeta gegen Kaunas in PG, im Nationalstadion. Für 5€ auf der
Haupttribüne war man an diesem denkwürdigen Tag dabei (1. CL spiel eines Vereins aus MNE und 3. EC Spiel eines MNE Vereins in der Geschichte des Landes). Gut 5000 Zuschauer sammelten sich im Ground, darunter ein ca 100Mann großer Stimmungsblock von Zeta auf der rechten Hintertorseite auf dem Oberrang. Die 10 Gäste saßen auf dem Unterrang der anderen Seite.
Zeta spielte von Anfang an sehr aggressiv, Kaunas wirkte wesentlich abgeklärter und hatte das Heft in der Hand. Kaunas lies den Ball und
den Gegner gut laufen und erspielte sich erste gute Chancen. Dann wie aus dem nichts ein schneller Konter von Zeta. Kurz vor der Strafraumgrenze zog ein Litauer die Notbremse, Rot. Sofort war die Stimmung im Stadion überschwänglich und Kaunas geriet unter Druck. Zeta witterte die große Chance.
Wenig später ein erneuter schneller Angriff, und erneut ein Litauer, der quer durch den 16er segelt und ohne Chance auf den Ball den Angreifer umsäbelt. Elfmeter und Gelb (Gnade vor Recht, das war Rot). 1:0, das Stadion stand Kopf. Jetzt spielte Zeta wie vom Wahnsinn umzingelt, Kaunas bekam keinen Stich mehr. So fiel noch das 2:0 vor der Pause.
Die Stimmung war bisher besser als erwartet, der Mob zog gut durch, war immer hörbar, wenn auch nicht immer laut.
In Halbzeit 2 das gleiche Bild. Zeta wollte den Sack zumachen. In der 59. min wurde dies durch das 3:0 belohnt. Jedoch gelang Kaunas
noch das 3:1, womit das Rückspiel noch durchaus interessant bleiben dürfte. Trotzdem eine beachtliche Leistung der jungen Zeta Mannschaft die fast nur aus lokalen Spielern besteht.
Die Monti´s feierten ausgelassen. Wobei deutlich wurde, dass man sich mehr über die Erfolge des jungen Landes freute als über den Verein
Zeta an sich. Der Stellenwert des Landes steht noch deutlich über den einzelnen Vereinen.
Nach dem Spiel ging es über den Boulevard zurück in die Unterkunft. Dieser glich einem Volksfest. Vor allem Sehen und Gesehen werden
war hier angesagt. Mein Kollege verfasste mit hängender Kinnlade den Satz: „Das ist wie im Porno“, was noch mal das Auftreten der weiblichen Bevölkerung wiederspiegelt. Ohne Worte.
Wenig später legte man sich zur Ruhe, da es zeitig gen Dubrovnik gehen sollte um von da aus das nächste Ziel, Mostar, anzusteuern.
18.07.
Um 6 Uhr startete der unklimatisierte Bus über bekanntem Wege gen Dubrovnik (16€).
Nach fast 6h Fahrterreichte man das Ziel mal wieder völlig verschwitzt. Für 78 Kuna (11€) wurde das Busticket für Donnerstag früh nach
Mostar gebucht und dann ersma ab in die Pizzeria. Nach dem 1. warmen Essen seit Tourbeginn ging es nach Getränkeaufnahme direkt ans Meer. Nachdem man eine ruhige Stelle gefunden hatte, gammelte man bis zum Sonnenuntergang auf dem Felsen und im herrlich sauberen, grünen Wasser ab. Urlaubsfeeling pur. Nach einer Übernachtung auf einer Parkbank, ging es am nächsten Morgen per Bus gen
Mostar.
19.07. der große Tag der Tour war gekommen.
Nach ca. 3,5stündiger Fahrt erreichte man das bosnische Mostar. Vorbei die Herrlichkeit der Städte wie PG und Dubrovnik. Fast alle Häuser hier wiesen eine Vielzahl von Einschüssen bzw. schwerwiegenderen Beschädigungen durch größere Kaliber auf. Die Schäden des Bürgerkrieges, indem
Mostar sehr lange hart umkämpft war, waren hier noch gut ersichtlich. Von Anfang an verbreitete dies eine bedrückende Stimmung. Trotzdem ist der Altstadtkern einen Besuch wert, schließlich ist man nicht umsonst
Unesco-Kultur-Erbe, oder wie das heißt.
Sehr schnell fand man für 10€ p.P. eine Unterkunft, in der das Gepäck abgestellt und der Schweiß der letzten Tage abgeduscht werden konnte.
Danach ging es zum Stadion, je näher man diesem kam, desto mehr wurden die Schmierereien und Graffitis. Der Ground ist schön alt und groß.
Leider verfügt nur die Haupttribüne über die von der Uefa geforderten Sitzschalen. Somit gab es für alle (Heim und Gäste) nur Haupttribünenkarten
(15KM, 7,5€). Für bosnische Verhältnisse nicht gerade billig.
Auch die typischen „Griebel“ waren wieder am Start, das erste Mal, dass man auf der Tour man etwas aufpassen musste. Danach gibt zurück
in die Stadt, Essen fassen, mit Sightseeing war heut nicht so viel, dafür war es noch zu heiß, man war müde und die innere Spannung stieg, je näher der Anpfiff rückte. Selbst die Titelblätter waren mit Grobari geschmückt, im Hintergrund der Blätter immer Bilder mit Bengalos bzw. Ausschreitungen. Man wusste also was hier blühen kann.
Die Heimmannschaft HSK Zrinjski ist ein rein kroatischer Verein. Das macht die Sache nicht besser! Serben spielen gegen Kroaten in
Bosnien! Vor 10 Jahren nannte man das Krieg! In diesem Sinne Vorhang auf zu:
HSK Zrinjski Mostar vs. FK Partizan Belgard 1: 6 9000 Zuschauer (700Gäste)
oder: „Die Grobari packt den Spaten aus!
30Minuten vor Anpfiff des 1.Runden Uefa-Cup Quali Hinspiels war der Platz vor dem einzigen Eingang sehr voll, alles drückte in Richtung der
Tore. Nach 10min hatte man sich durchgedrängelt und man sucht e zuerst den Oberrang auf. Von hier aus hatte man sehr gute Sicht auf das Spiel, aber leider nicht auf die Fangruppen, die auf dem Unterrang platziert waren. Also blieb einem nix anderes übrig, als sich auf dem Unterrang zu „setzen“. Man platzierte sich links auf dem Unterrang hinter den Ultras Mostar, auf einen 5 reihigen Zwischenrang, von da hatte man die Gäste
gut im Blick und die Heimfans vor der Nase. Nicht perfekt aber was soll man machen.
Das Stadion füllte sich recht schnell. 5Min vor Anpfiff waren 150 Grobari im Gästeblock. Die Mannschaften waren noch in der Kabine, die
Schmähgesänge gegen Serben wurden immer lauter. Als die ersten Reservisten von Partizan aus der Kabine kamen und Richtung Ersatzbänke liefen, nahm die Lautstärke der Beschimpfungen neue Dimensionen an. Ein Reservist der Serben lief an der Mostarkurve vorbei, lächelte müde und zeigt mit dem Finger gen Gästeblock! Dort fuhren die Grobari ihren ersten Angriff! Mit 150 Leuten griffen sie die Sicherheitskräfte und Bullen (80-90) an. Derbe wurde sich mit der gepanzerten Einheit geprügelt, flüchteten dann hinter die Tribüne und griffen erneut an. Bengolas wurden gezündet auf Bullen geworfen bzw. die Einheiten damit auf abstand gehalten, bei jedem angetäuschten Wurf flogen die
Glutfetzen Richtung Ordner.
Mit dem Einlaufen der Mannschaften beruhigte sich die Situation ein wenig. Die Grobari hatte zumindest gezeigt, dass man nicht zum
Spaß hier ist.
Zum Intro zeigt Zrinjski eine rot-weiße Zettelchoreo, die die rot-weißen kroatischen Kästchen darstellte, für uns etwas schlecht zu
sehen, da wir genau dahinter standen.Die Stimmung war von der erste Minute an genial. 4 Capos heizten die 2-3000 Ultras an, von nun an war Feuer in derHütte. Der Gästeblock füllt sich auch die ersten 10 min des Spiels auf geschätzte 700 Mann. Support war auch von Partizan zu sehen, aufgrund unserer schlechten Position waren sie für uns aber nicht hörbar. Zwischen dem Gästeblock und den Heimfans war ein künstlicher Sperrblock von ca. 20m Breite gezogen wurden und mit Polizei gesichert.
In Minute 14 war es dann soweit. Die ersten Bengalos wurden gezündet, und sowohl Richtung Platz, als auch Heimfans entsorgt. Die
einschlagenden Bengalos rissen große Löcher in die Reihen von Zrinjski. Der Schiri unterbrach die Partie.
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Die Gorbari fanden gefallen daran, die Bengalos Richtung Mostar und Policija zu werfen. Der Block vor uns
war schlagartig leerer geworden. Alle rannten vermummt gen Gästeblock. Die Polizei hielt sie Ultras Mostar jedoch soweit es ging auf nicht näher an den Gästeblock zu stoßen. Die ersten Bengalos flogen zurück in den Gästeblock. Jetzt marschierte die Policija in den Awaysektor. Diese Einladung ließ sich die Grobari nicht nehmen, was sich dort abspielte, lässt sich kaum in Worte fassen. Rückzug und Angriff wechselten sich ab. Immer wieder flogen Bengalos, Sitze, faustgroße Steine ohne Ende. Die Grobari prügelte sich wie die Geisteskranken
mit den Bullen.
Zrinjski versucht hingegen auf den Platz zu gelangen, um an die Serben zu kommen. Als der erste vermummte von einem Ordner vom Zaun
geprügelt werden sollte, bearbeitete dieser den Ordner mit seinem Gürtel. Alle waren am Durchdrehen.
Mal ehrlich, das Spiel war gute 15min unterbrochen, an eine Fortsetzung hatte ich schon lange nicht mehr geglaubt. Dann ging die Mannschaft
von Partizan geschlossen in die Kurve um an deren „Besonnenheit“ zu appelieren. Schwer vorstellbar bei 700 völlig Geisteskranken.
Nach fast 17Minuten wurde dann doch weiter gespielt. Man sollte dazu agen, dass der Schiri ein Italiener war, ein Mitteleuropäer hätte
den Kick nie wieder angepfiffen.
Der Kessel war am kochen! Man konzentrierte sich nun wieder auf Support, der von beiden Seiten total überwältigend war. Dort zieht jeder mit! Ob 6 oder 60 Jahre, alle waren dabei. Unglaublich! Die Mentalität da unten hat den Namen auch wirklich noch verdient.
Partizan schoss bis zur Pause noch ein 0:2 heraus, somit war das „Spiel“ schon fast entschieden.
Diese 45min waren bis dato das krasseste was ich in einem Stadion je gesehen habe. Die 2. Halbzeit hingegen begann auf Heimseite seht
mau. Alle 4 Capos waren nicht mehr vor Ort, was dazu führte, dass von Zrinjski kaum noch was kam. Auch sportlich wurde Mostar jetzt vorgeführt. Nach dem 0:4 war der Block halbleer. Partizan hingegen zog Stimmungstechnisch voll durch. Der ganze Block, ohne Ausnahme. Hüpfen, Klatschen, Begalos, Prügeln, alles war in Halbzeit 2 vertreten. Sportlich lief das Ding 1:6 zur Belgrad. Nach dem Abpfiff ging die gesamte Mannschaft in die Kurve, feierte ihre Fans, warfen all ihre Trikots in den Block und applaudierten lange. Da ist das Leben noch in
Ordnung.
Bis auf die Gäste war das Stadion fast leer. Das rief mal wieder die Cops auf den Plan, die jetzt die Grobari aus dem Stadion haben
wollte, wider folgten Jagdszenen, Prügeleien und Verletzte, einfach zu hart, was da abging! Das hatte zeitweise bürgerkriegsähnliche Zustände, aber was will man von einer Gruppe erwarten, die Grobari heißt!?
Wir verließen das Stadion und liefen durch die dunkeln Gassen von Mostar zur Unterkunft, bei einem Bier ließ man das Erlebte sacken,
zufrieden schlief man ein, es hatte sich gelohnt!
20.07.
9:00 startete unser Bus von Mostar nach Zagreb (9Stunden43KM bzw. 21,5€).
Pünktlich verließen wir die umkämpfte Stadt, die in einer traumhaften Landschaft liegt. Die Busfahrt war was fürs Auge, aber leider was
gegen den Magen. Entlang der Neretva ging es über Gornji Vakuf, Bugojno, Bosanski Petrovac und Bihac nach Zagreb.Gerade die Strecke bis Bugojno, wo man sich bis 1100m hochhangelt ist sehr kurvig und steil. Stundenlang ging es im kleinen Bus bergauf und bergab. Der Mageninhalt einiger Personen verteilte sich in Tüten und im Bus. Bei 40° Außentemperatur macht sich natürlich dieser süß-saure Geruch nach Magensäure besonders gut. Kurzum, die Fahrt stellte den Magen auf eine sehr harte Probe. 18:40 erreichten wir Zagreb. Noch 80min Zeit
um nach Zapresic zu kommen. 19:03 sollte der letzte für uns machbare Zug gen Zapresic fahren, doch der hatte leider 40min Verspätung. Zähneknirschend musste man zum Taxistand. Mehrere Kuna weniger aber pünktlich erreichten wir das 1.
Liga Auftaktspiel:
Inter Zapresic vs. HNK Rijeka 0:1 2500 Zuschauer (250 Gäste)
Inter ist erst wieder aus Liga 2 aufgestiegen, Rijeka hat letzte Saison im bedeutungslosen Mittelfeld abgeschlossen. Zu Beginn der Partie
waren ca. 50 Gäste im Block, wo es von Betreten an Ärger mit der Staatsmacht gab. Grund dafür war wohl, dass vor dem Stadion weitere Gäste standen, diese aber nicht herein gelassen wurden. Die Diskussion wurde von anfang an mit Prügeleien, Schlagstockeinsätzen und Sitzschalenwürfen begleitet. Die Planlosigkeit der Polizei gipfelte darin, dass 30 Gäste sich auf den Weg um das Stadion machten, um gesichtete Dinamo Zagreb Fans zu jagen. Völlig hektisch wurden die Stadiontore geschlossen, damit Rijeka nicht auf die Idee kommt, die auf der Haupttribüne sitzenden Dinamo Fans zum Tanz zu bitten. Als man feststellte, dass man den Haufen außerhalb des Stadions noch schlechter in den Griff bekommt, durften sich alle 250 Gäste im Block einfinden. Danach supporteten alle 250 in einer brachialen Lautstärke ohne Kunstpausen bis zum Spielschluss. Die 2. HZ wurde zusätzlich mit 6 Schwenkern durchgeschwenkt.
Wie man dem Bericht entnehmen kann, bot das Spiel nicht viel oder gar nichts. Vom Spiel her war das das Schlechteste der Tour. Beide
Torhüter totale Flachzangen. Im Endeffekt 0:1 für Rijeka. Im Gegensatz zu dem Spiel bot die Armada alles was das Herz begehrt. Hüpfeinlagen, geschlossenes Klatschen, fliegende Sitzschalen und lauten Dauersupport. Dieser Auftritt hatte meine Erwartungen deutlich übertroffen. Nach dem Spiel suchte man noch eine Bleibe, um die Tour beim Spiel:
Dinamo Zagreb vs. HNK Sibenik 5:0 3000 Zuschauer (0Gäste)
ausklingen zu lassen.
Irgendwie hatte ich schon länger vor, die BBB´s und Dinamo zuhause zu sehen, aber es bleib mir bisher verwehrt. Somit stand dieser Kick
auf dem Plan. OK, der Gegner ist ausgesprochen schlecht, aber vom Saisonauftakt erwartete ich schon, dass da einiges geht. Leider gibt es Tage, an denen läuft nicht alles wie erwartet. Insgesamt 3000 Zuschauer, davon 600 im Stimmungsblock und wie erwartet 0 Gäste.
Aber 600 im Block der bösen Blauen, fand ich schon sehr mager. OK, diese 600 haben ordentlich Ballett gemacht, kein Vergleich mit
deutschen Kurven, aber Zuschauerzahl war das Manko des Tages. Aber man soll nicht alles Schwarz malen. Die Stimmung war top und zum Schluss gab es noch 6,7 Bengalos. Trotzdem, da muss man noch mal hin, wenn die Bude richtig brennt. Sportlich hatte Sibenik nix zu lachen. 5:0 war deutlich, vor allem der Keeper war wie die 2 von gestern ein Totalausfall. Auf Dinamo Seite machte Georg Koch es besser. Hielt 3x großartig und hat auch sonst nen sehr Souveränen gemacht.
Mit diesem Spiel ging eine nicht ganz streßfreie Tour zuende. 23:40 fuhr der EuroNight nach Ljubljana, ca. 21h später sollten sowohl
der Kollege aus LE ls auch ich am Ziel sein, zwar stinkend, unrasiert und völlig im Sack, aber rundum zufrieden.