Der sieggewohnte FC Bayern München, der unter Heynckes unaufhaltsam schien, liegt zurzeit auf Platz drei der Bundesligatabelle. Wenn man sich die Webseiten verschiedener Wettanbieter ansieht, wird einem schnell bewusst, dass die ehemaligen Favoriten nicht nur bei den Punkten, deutlich hinter dem neuen Favoriten Borussia Dortmund liegen.
Heynckes war der erste der alten Führungsriege, der Deutschlands erfolgreichsten Club verlassen hat. Doch auch die anderen Größen wie der Vereinspräsident Uli Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge werden dem Verein in ihrer jetzigen Position nicht ewig erhalten bleiben. Noch sind es nur Gerüchte, was die Zukunft der Bayern-Spitze anbelangt, aber Rummenigges Vertrag als Vorstandsvorsitzender endet im kommenden Jahr. Hoeneß muss sich bis Ende 2019 entscheiden, ob er für eine weitere Amtszeit kandidieren will.
Für die Nachfolge ist Ex-Bayern-Torwart und Nationalspieler Oliver Kahn im Gespräch. Der 49-Jährige könnte danach als Sportvorstand bei seinem alten Verein einsteigen. Rummenigge könnte zum Aufsichtsratspräsidenten ernannt werden, während Hoeneß Präsident bleibt. Nach diesem Szenario würden die drei auf Dauer gesehen ein Triumvirat bilden, um die Zukunft des legendären Clubs zu gestalten.
Für Kahn spricht außer seinem fußballerischen Können und dem Fachwissen, das er seit 2008 als TV-Kommentator hinlänglich unter Beweis stellt, auch seine langjährige enge Beziehung zu Hoeneß, der seit 1979 zum Bayern-Management gehört.
„King Kahn“, wie der dreimalige Welttorhüter von Fans in seiner aktiven Zeit genannt wurde, stand von 1994 bis zu seinem Abschied vom Fußballfeld 2008 im Bayern-Tor. Acht Meistertitel, sechs DFB-Pokale, sechs DFB-Ligapokale, einen UEFA-Pokal, einen Weltpokal und einen Sieg in der Champions League holten die Bayern mit Kahn im Tor. Bis heute ist er in der Bundesliga der Torhüter mit den meisten Spielminuten und mit den meisten Begegnungen ohne Gegentor.
Allerdings hat Kahn, dem von der Popgruppe „Die Prinzen“ sogar ein Lied gewidmet wurde, auch reichlich negative Schlagzeilen gemacht. Der gebürtige Karlsruher wurde außer durch sein Ausnahmetalent vor allem durch Wutausbrüche berühmt-berüchtigt. Unvergessen ist vor allem das Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund im April 1999, in dem Kahn eine versuchte Beißattacke gegen Dortmund-Spieler Heiko Herrlich vorgeworfen wurde. 2002 packte er im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen Thomas Brdarcic am Nacken. Auch eine Aufforderung des UEFA-Arztes, eine weitere Doping-Probe unter Aufsicht abzugegen, weil die erste unbeaufsichtigt war, führte zu einem kurzen Ausraster und einer Strafe.
Seit seinem Rückzug aus dem Tor sind zwar gelegentlich markige Sprüche seitens Kahn gefallen, aber sein hitziges Temperament scheint sich deutlich beruhigt zu haben. Das wird auch für seine mögliche Zukunft bei den Bayern bedeutsam sein. Während auch Hoeneß zumindest verbal kräftig zulangen kann, hat Rummenigge stets Fassung bewahrt und die Schlagzeilen sowie das Drama dem Spiel überlassen.