Ausgedient!
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Als er beim FC Bayern auftauchte, hieß der Trainer Erich Ribbeck. Im Tor stand Raimond Aumann, Roland Grahammer und Alois Reinhardt verteidigten, Olaf Thon, Jan Wouters und der Amateur Dietmar Hamann wirbelten im Mittelfeld, Bruno Labbadia, ein Brasilianer namens Mazinho und Roland Wohlfarth stürmten.
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Werden wohl keine Teamkollegen in München werden: Samy Kuffour und Rückkehrer Philipp Lahm.Es war Dezember 1993, als Samuel Osei Kuffour, gerade 17-jährig, aus der Jugend des AC Turin an die Säbener Straße kam. Weil er in Italien keine Arbeitserlaubnis erhalten hatte, wechselte der ghanaische U-17-Weltmeister nach München.
Und dort spielt er, inzwischen 28-jährig, bis heute. Vom ersten Halbjahr 1996 abgesehen, als er an den Zweitligisten 1. FC Nürnberg ausgeliehen wurde, gab es keinen anderen Profiklub für Kuffour als den FC Bayern. 175 Bundesligaspiele bestritt er für die Münchner, fünf Mal wurde er Deutscher Meister, drei Mal Pokalsieger. Er vergoss bittere Tränen nach dem legendären 1:2 im Champions-League-Finale gegen ManUnited 1999 in Barcelona, er jubelte ausgelassen nach dem Mailänder Endspielerfolg gegen Valencia zwei Jahre später. Im Weltpokalfinale 2001 gegen die Boca Juniors erzielte er, Kuffour, das Siegtor. Der giftige und zweikampfstarke Abwehrspieler räumte als einer der ersten mit dem Klischee auf, Fußballer aus Afrika könnten zaubern und stürmen, nicht jedoch kämpfen und verteidigen. Sechs Rote bzw. Gelb-Rote Karten in der Bundesliga und diverse Scharmützel und Auseinandersetzungen mit Mitspielern während des Trainings sprechen eine klare Sprache.
Nun aber geht diese Zeit zu Ende. Im Juni dieses Jahres läuft der Vertrag des Ghanaers beim Rekordmeister aus, und er wird nicht verlängert werden. Zwar erklärt Manager Uli Hoeneß, man wolle "abwarten", intern ist die Entscheidung gefallen. "Ich habe den Samy immer unterstützt", sagt Hoeneß, "weil ich ihn stets für einen wichtigen Spieler für uns gehalten habe." In den ersten Jahren nach Kuffours Wechsel hielt der Manager immer wieder schützend seine Hand über den jungen Afrikaner, seine Sekretärin Karin Potthoff wurde zu einer Art "Ersatzmutter". "Aber jetzt ist Samy lange da", so Hoeneß, und ein Verein wie der FC Bayern müsse "zwischendurch auch einmal etwas Neues" machen, "wir können nicht zehn Jahre lang mit der gleichen Mannschaft spielen."
Schon vor Beginn dieser Saison bot der FC Bayern den Abwehrspieler auf dem Transfermarkt feil, was diesen stark verärgerte; über seine Situation, seine Gedanken, seine Pläne mag er seither nicht mehr sprechen. Hoffnungen auf einen Wechsel nach Italien im Winter zerschlugen sich, Angebote von Olympiakos Piräus, Benfica Lissabon und zuletzt Newcastle United lehnte er ab, weil er sich im Juni, dann ablösefrei, in einer besseren Verhandlungsposition wähnt. Bei Bayern kam er in dieser Saison noch sieben Mal zum Einsatz, im Champions-League-Heimspiel gegen Juve (0:1) zeigte er sich auf der rechten Seite der Viererkette noch einmal von seiner besten Seite. "Diese Leistung konnte er danach nicht mehr bestätigen", sagt Trainer Felix Magath. In der Innenverteidigung, "Samys beste Position", gebe es "kein Vorbeikommen" für ihn an Lucio und Robert Kovac. Und weil Kuffour derzeit allgemein "eine gewisse Aggressivität vermissen" lasse, spielte er auch keine Rolle, als es zuletzt um die Besetzung der rechten Abwehrseite ging.
So wird es in vier Monaten also vorbei sein mit der Karriere des Samuel Osei Kuffour beim FC Bayern. Es hat schon schönere Abschiede gegeben.