Die Reaktionen auf den rund eineinhalbstündigen Informationsabend des 1. FC Eschborn hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können. «Ich denke, wir konnten ein bisschen für Transparenz sorgen», sagte Rechtsanwalt Dr. Jan Markus Plathner, der als vorläufiger Insolvenzverwalter die Geschicke des zahlungsunfähigen Fußball-Regionalligisten seit zwei Wochen leitet, «ich gehe mit einem guten Eindruck nach Hause». Dagegen hatte
die ganz offensichtlich herrschende Kluft innerhalb des Vereins zwischen Anhängern der Amateur-Abteilung und dem Profi-Spielbetrieb, die auch in den vielen Wortbeiträgen – mehr als 150 Besucher waren in die Stadthalle gekommen – deutlich wurde, bei einem der beiden Vize-Präsidenten Spuren hinterlassen. «Ich hatte den Eindruck, manche haben hier die Kreuzigung des 1. FC Eschborn erwartet», sagte Thorsten Schröder. Regionalliga-Trainer Klaus Scheer, der mit seiner Mannschaft anwesend war, äußerte sich dagegen ziemlich emotionslos. «Was gesagt wurde, wussten wir schon. Mancher Besucher hätte aber wahrscheinlich gerne mehr erfahren und ist jetzt ein bisschen enttäuscht», glaubte Scheer.
Was Plathner sagen konnte: Der Spielbetrieb aller Mannschaften sei für zwei Monate gesichert, zudem wurde ein so genanntes vorläufiges Fortführungskonzept erarbeitet. Rund 130 000 Euro pro Monat benötige der 1. FC Eschborn nach Auskunft von Plathner, um die laufenden Kosten zu begleichen, darunter seien 80 000 Euro für die Gehälter der Angestellten. Die Spieler erhalten ihr Geld nach Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit über die so genannte «Insolvenzgeld-Vorfinanzierung», der Spielbetrieb werde darüber hinaus durch die Sicherheits-Rücklage des Vereins beim Deutschen Fußball-Bund sowie durch die aktuelle Ratenzahlung des Hauptsponsors finanziert. «Das alles sind aber zweckgebundene Gelder, die es nur gibt, wenn der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann», machte der Rechtsanwalt noch einmal deutlich, warum es so wichtig sei, den Versuch zu unternehmen, die Saison in der Regionalliga zu beenden. «Arcor hat dem 1. FC Eschborn sehr geholfen», lobte Plathner, übrigens der Bruder des Bad Sodener Volleyball-Trainers Thomas Plathner, «man war gleich offen für Gespräche und hat das sehr unbürokratisch geregelt». Sonst hörte sich die wesentliche Aussage des vorläufigen Insolvenzverwalters so an: «Ich habe einen relativ kranken Patienten vorgefunden. Er ist nun vorübergehend stabilisiert, aber noch nicht über den Berg.» Die Fortführung des Spielbetriebes sei die Chance des Vereins, neue, dringend notwendige Geldquellen zu erschließen. «Das ist für einen potenziellen Sponsor vielleicht nicht uninteressant. Das hat Pressewirkung, wenn es heißt, dass eine Firma den Verein gerettet hat», glaubt Plathner.
Zwar musste Plathner zugeben, «der Verein ist zahlungsunfähig und überschuldet», die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beinhalte aber die Möglichkeit, den Verein über einen Insolvenzplan zu entschulden, versuchte der Rechtsanwalt den Mitgliedern Mut zu machen. Entscheidend sei dann, ob und wie weit die Gläubiger beim Vergleich von ihren Forderungen abrücken. «Mein Ziel ist es, dass es endgültig weitergeht», sagte Plathner.
Einige Vertreter der Jugendabteilung scheinen sich unterdessen nur schwer mit der Ungewissheit abfinden zu können. Es wurde ein Arbeitskreis gegründet, der sich mit der Zukunft der mehr als 300 Nachwuchsfußballer beschäftigt. Zur Diskussion steht auch die Gründung eines neuen Vereins. Für das Wochenende hat sich die Initiative aus Trainern und Eltern nun mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter verabredet.
Wie hoch ist der Schuldenberg? Wer haftet für die Misere? Wo sind die Sponsorengelder geblieben? Muss die Millionen-Bürgschaft der Stadt gezogen werden? Das alles waren Fragen, auf die es (noch) keine Antworten gibt.
Und was können die Mitglieder und Anhänger des Vereins tun? «Möglichst viele Fans sollen zu den Spielen kommen, ihre Bratwurst essen und ihr Bier trinken», schlug Plathner vor, dem am Mittwoch immerhin spontan ein Sponsoren-Vermittler seine Hilfe anbot. Auch Vize-Präsident Thomas Rose setzt auf Unterstützung von Fans und Vereinsmitgliedern für die Regionalliga-Spieler, deren Kooperationsbereitschaft auch Plathner zuvor schon gelobt hatte: «Die Spieler können am wenigsten dafür, wichtig ist der Fußball und nicht, dass man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt.» Und sein Präsidiumskollege Schröder appellierte an die Mitglieder: «Wir müssen Zusammenstehen. Entweder wir sind ein Verein oder bestehen nur aus Einzelbereichen. Jeder, der positiv für den Verein agiert, trägt dazu bei, dass es weitergeht.»