hier einige kurze Berichte zur Skandinavientour Ende April
23.04.2006, 16.00 Uhr:
Falkenbergs FF - Degerfors IF 1:1
Superettan, Falkenberg, Falkenberg Idrottsplats, 1.000 Zuschauer
Eine Woche alter Urlaub muß irgendwie noch untergebracht werden und beim Studieren der Spielpläne in ganz Europa fiel auf, daß man in Schweden ganz gut jeden Tag ein Spiel sehen kann und als Höhepunkt auch noch das Stockholmer Derby bei AIK. Also Flug- und Bahnpläne auch noch schnell angeschaut und Flüge gebucht, so lange sie noch günstig sind. Leider fliegt Ryanair nach Göteborg so blöd, daß man Samstag kein Spiel mehr schaffen kann, aber nun ja, was solls. Samstag früh mache ich mich also auf den Weg mit der Bahn zum Frankfurter Hauptbahnhof und von dort mit dem Bus weiter nach Hahn. Die Ryanair-Maschine ist pünktlich und beim Landeanflug auf Göteborg hat man einen sehr schönen Blick auf die Stadt und die vorgelagerten Schären. Der City Airport ist nur eine Wellblechhütte, weniger ein Flughafen. Mit dem Bus geht es in die Stadt und zu Fuß zum Vandrerhem, wo ich reserviert habe. Abends gehe ich dann noch mal in die Stadt, um lecker Pizza zu essen. Was auf jeden Fall positiv auffällt: im April ist Schweden noch nicht so überlaufen von dummen deutschen Touristen. Schon frühzeitig gehe ich ins Bett. Schlaf zu finden ist aber schwierig, da zwei laute Schnarcher im Zimmer sind. Irgendwie geht es aber. Am nächsten Morgen wird dann erst mal ausgiebig das Frühstücksbüffet getestet. Danach geht es zum Bahnhof. Der Zug, mit dem ich eigentlich nach Falkenberg fahren will, ist voll. Gibt’s sowas? Gut, dann eben einen später. So bleibt eben noch Zeit, in Göteborg die Mittagssonne zu genießen. Dann also auf nach Falkenberg. Auf dem Weg zum Stadion komme ich mit einem Fan von Degerfors ins Gespräch, der aber in Göteborg lebt. Er traut Deutschland bei der WM einiges zu. Naja, ich weiß ja nicht. Für 90 Kronen darf man rein ins Stadion, Tickets gibt’s aber keine. Die Saison in Schweden fängt gerade erst an, Falkenberg ist mit einem Unentschieden gestartet, das erste Spiel von Degerfors ist ausgefallen, weil der Platz dort noch vereist war. Der Falkenberg Idrottsplats hat eine überdachte Tribüne mit Holzbänken, auf der Gegengeraden gibt es einige unüberdachte Bänke, daneben befindet sich der Gästeblock. In den Kurven gibt es keinen Ausbau. Durch die Laufbahn ist man relativ weit weg. Flutlicht gibt es nicht, aber immerhin eine Anzeigetafel. Aus Degerfors sind etwa 100 Fans mitgereist, die fast Dauersupport machen, von den Falkenbergern kommt nichts, hier ist nur Amateurpublikum vorhanden. Das Spiel ist schwach. Degerfors geht nach 20 Minuten in Führung. Kurz nach der Halbzeit kommt Falkenberg per Strafstoß zum Ausgleich, ob der Elfmeter berechtigt ist oder nicht, kann ich nicht sagen. Danach plätschert die Partie dahin. Am Ende ist das Unentschieden leistungsgerecht. Anschließend laufe ich noch etwas durch die Stadt, und irgendwann fährt dann auch der Zug zurück nach Göteborg. An Schlaf ist wieder nicht so richtig zu denken, da im Vandrerhem eine deutsche Abiturientengruppe eingetroffen ist, die die ganze Nacht lang Party macht.
24.04, 19.00 Uhr:
IFK Norrköping - Jönköpings Södra IF 1:1
Superettan, Norrköping, Norrköping Idrottspark, 6.250 Zuschauer
Am nächsten Morgen wird wieder lecker gefrühstückt und anschließend geht es wieder zum Bahnhof. Mit zwei mal Umsteigen komme ich in Norrköping an. Gleich mal die Fahrkarte für den nächsten Tag geholt und dann zu Fuß zum Vandrerhem, daß nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt ist. Dort mache ich mir erstmal was zu essen, danach wird ein bißchen durch die Stadt geschlendert. Norrköping ist in erster Linie eine Industriestadt ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Danach weiter zum Stadion, daß ja auch Spielort bei der EM 1992 war. Ich hole mir eine Karte für die Gegengerade und muß sagen, daß das Stadion richtig klasse ist. Es ist ein reines Fußballstadion und hat zwei überdachte Tribünen mit Sitzplätzen, eine Hintertorseite hat eine reine Stehtribüne ohne Dach, die andere ist geteilt in Steh- und Sitzplätze, wobei die Stehplätze hier den Gästen vorbehalten sind. Dazu kommen vier Flutlichtmasten und eine Anzeigetafel. Norrköping bietet zu Beginn eine Blockfahne über eine gesamte Gerade. Anschließend gibt es Dauersupport. Aus Jönköping sind etwa 150 Fans mit dabei, die ebenfalls ordentlich Stimmung machen. In der ersten Halbzeit ist Norrköping klar überlegen und geht nach einer halben Stunde verdient in Führung. Nach der Pause ist das Spiel ausgeglichen, auch die Gäste kommen nun zu einigen guten Möglichkeiten. Der Ausgleich fällt eine Viertelstunde vor Schluß und Norrköping ist selbst schuld, daß das Spiel Unentschieden endet. Hätte man die Chancen vorher besser genutzt, wären die Gastgeber wohl als Sieger vom Platz gegangen. Kämpferisch konnten die Aufsteiger aus Jönköping aber durchaus überzeugen. Nach der Partie gehe ich in der Stadt noch was essen und anschließend zurück zu meiner Unterkunft. Leider habe ich aber einen weiteren Mitbewohner im Zimmer, der mal wieder Bäume zersägt. Jedesmal das Gleiche! Kein Schlaf möglich, mir bleibt nur die Flucht auf das Sofa im Fernsehraum.
25.04, 19.00 Uhr:
Örebro SK - Mjällby AIF 4:1
Superettan, Örebro, Behrn Arena, 5.000 Zuschauer
Die Nacht geht irgendwie vorüber und das gute Frühstück entschädigt auf alle Fälle. Mit dem Zug geht es danach nach Örebro, mit zwei mal Umsteigen in Katrineholm und Hallsberg, so wie am Vortag auch schon. In Örebro kaufe ich mir gleich wieder das Ticket für den nächsten Tag. Die Stadt kann gefallen, sieht typisch nordisch aus, vor allem das Wasserschloß mitten in der Stadt ist echt schön. Ich gehe erstmal Pizza essen, wobei hier vor allem die Bedienung gefallen kann. Nachdem ich fast zwei Stunden in der Pizzeria gesessen habe, gehe ich weiter zum Vandrerhem, daß ein bißchen außerhalb liegt, aber noch gut zu Fuß erreichbar ist. Eigentlich sollte die Rezeption erst ab 17 Uhr geöffnet sein, man kommt aber auch schon früher rein. Dann geht’s zum Stadion, daß mittlerweile nicht mehr Eyravallen, sondern Behrn Arena heißt. Der Arenawahn fängt also auch in Schweden langsam an. Im Stadion treffe ich auch Herrn Jan Witte, der eine vierzehntägige Tour durch Skandinavien macht. Das Stadion hat eine neugebaute Haupttribüne mit roten Sitzen. Die Gegengerade ist älter und ebenfalls überdacht, hinter den Toren gibt es die schwedentypischen Stehtribünen. Vier Flutlichtmasten sorgen für ausreichende Beleuchtung des Kunstrasens, eine Anzeigetafel komplettiert das Stadion. Örebro hat das erste Spiel auswärts beim Absteiger Landskrona gewonnen und ist auch heute Favorit. Örebro hat etwa 100 aktive Fans, die auch ein kleines Intro machen und fast durchgängig singen. Aus Mjällby sind 30 Fans mitgekommen, die man aber nie hört. ÖSK ist klar überlegen, aber erst ein zweifelhafter Elfmeter führt zum 1:0. Nur wenige Minuten später fällt schon das 2:0. Nach dem Wechsel hat Mjällby seine starken 10 Minuten und kommt zum Anschlußtreffer. Danach bestimmt Örebro aber wieder das Geschehen und erhöht schnell auf 4:1. Kurz vor Schluß erhält der Torwart von Mjällby die Rote Karte, da die Mannschaft aber schon drei mal gewechselt hat, muß die letzten Minuten ein Feldspieler das Tor hüten. Es bleibt aber beim 4:1. In dieser Form ist Örebro sicher ein Aufstiegskandidat, aber die Saison ist ja noch lange. Im Vandrerhem mache ich mir noch was zu essen und schaue noch Champions League. Arsenal im Finale, wer hätte das am Anfang der Saison gedacht. Leider ist schon wieder ein Schnarchsack auf dem Zimmer. Zum 4.Mal in Folge! Es bleibt nur mal wieder eine Übernachtung auf der Couch übrig.
26.04.2006, 19.00 Uhr:
IF Elfsborg - BK Häcken 2:2
Allsvenskan, Boraas, Boraas Arena, 7.950 Zuschauer
Auch in Örebro gibt es wieder reichhaltiges Frühstückbüffet, irgendwie muß man ja wenigstens für die Nächte ohne ausreichend Schlaf entschädigt werden. Gegen Mittag fährt dann der Zug nach Boraas, mit Umsteigen in Herrljunga komme ich kurz vor 3 Uhr nachmittags an. Erst mal was essen in der Stadt, danach zu Fuß zum Vandrerhem, daß ganz in der Nähe des Stadions hinter dem Einkaufszentrum Knalleland liegt. Nach etwas Ausruhen gehe ich dann also zum Stadion, wo auch schon wieder Herr Witte rumlungert. Wir holen uns Karten für 150 Kronen und nach einem Besuch beim McDonalds gehen wir in die neugebaute Boraas Arena, die direkt neben dem alten Stadion Ryavallen liegt. Sieht ein bißchen aus wie in Dortmund, nur eben im Kleinformat. Das Stadion würde meiner Meinung nach aber auch gut in die 2. Holländische Liga passen. Seis drum, es hat zweistöckige Tribünen auf den Längsseiten und einstöckige Stehtribünen hinter den Toren, wobei alle Seiten überdacht sind. Auch hier hat man Kunstrasen verlegt, sieht so aus, als ob das in Zukunft immer mehr wird. Erhellt wird der rundrum zugebaute Kasten von Flutlicht an den Tribünendächern, dazu kommen zwei Anzeigetafeln an den Stirnseiten der Hintertortribünen. Beide Seiten haben die Vereinsfarben Schwarz-Gelb, nicht unbedingt ein schöner Anblick. Elfsborg ist nach vier Spieltagen Tabellenführer in Schweden. Die Stimmung ist in Ordnung, es wird fast durchgehend gesungen. Von Häcken, einem kleineren Verein aus Göteborg sind nur etwa 50 Mann mitgekommen. Das Spiel ist sehr flott und es gibt wenige Unterbrechnungen, eben sehr englisch geprägt, aber auch mit vielen technischen Fehlern. Häcken geht nach einer halben Stunde aus abseitsverdächtiger Position in Führung. Nach der Pause kommt Elfsborg zum Ausgleich, aber postwendend gelingt den Gästen die erneute Führung. Eine Viertelstunde vor Schluß schafft Elfsborg wiederum den Ausgleich, dabei bleibt es. Wie Elfsborg allerdings Tabellenführer geworden ist, bleibt unklar. Nach dem Spiel gehe ich noch etwas Proviant im Einkaufszentrum einkaufen, Jan Witte fährt weiter nach Göteborg. Anschließend geht’s für mich früh ins Bett. Denn endlich hat man mal seine Ruhe, wenigstens für eine Nacht.
27.04.2006, 20.00 Uhr:
AIK Solna - Djurgardens IF 3:1
Allsvenskan, Stockholm, Rasunda Stadion, 34.200 Zuschauer
Der Höhepunkt des ersten Teils der Tour soll nun also zum Schluß folgen, nämlich das Stockholmer Derby AIK gegen Djurgarden. Am Vormittag mache ich mich von Boraas auf den Weg und pünktlich rollt der Zug in Stockholm ein. Als Fazit einer Woche mit der schwedischen Bahn bleibt: relativ preisgünstig und absolut überpünktlich. Daran sollte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel nehmen. Mit der Tunnelbana geht es weiter zur Jugendherberge Zinkensdamm, wo ich vorher reserviert habe. Danach dann zum Stadion hin, wo ich ja im vorigen Jahr schon mal war. Zwei Stunden vor Anpfiff ist schon jede Menge los. Vor allem bieten jede Menge Schwarzhändler Karten an, wobei die Händler alle aber offenbar nicht die schwedische Staatsbürgerschaft haben. Ich esse erstmal Pizza im Einkaufszentrum nebenan, wo es die größten mir bekannten Pizzen gibt. Auch diesen Pizzabäcker kenne ich noch vom letzten Jahr. Danach hole ich die reservierte Eintrittskarte ab. Klappt alles perfekt. Das Rasunda Stadion ist ein reines Fußballstadion mit einer einstöckigen Haupttribüne. Die anderen Tribünen sind zweistöckig, wobei die Hintertorseiten die Längsseiten überragen. Licht kommt von vier Flutlichteinheiten auf den Dächern und weiteren Strahlern am Tribünendacht. Außerdem gibt es eine Videoleinwand. Eine Stunde vor Anpfiff ist die Stimmung schon richtig gut. Zum Intro bieten beiden Seiten tolle Choreographien, leider kann ich die von AIK nicht richtig sehen, da ich selbst in der AIK-Kurve sitze. Die Choreo von Djurgarden jedenfalls ist spitze, in der Mitte das Wappen, außenrum loderndes Feuer und ein Spruchband: „Stockholm gehört uns.“ Djurgarden ist amtierender Meister, AIK Aufsteiger, die Verhältnisse sind damit klar. Auch wenn AIK sehr gut in die Saison gestartet ist, ist Djurgarden dennoch Favorit. Das Spiel läuft jedoch anders. AIK ist zunächst optisch überlegen, ein Elfmeter bringt dann die Führung für den Club aus dem Stockholmer Stadtteil Solna. Kurz nach der Pause fällt das 2:0. Die Stimmung ist jetzt natürlich super, vor allem auch, weil Djurgarden einfach zu schwach ist, um das Spiel zu drehen und dem AIK alles gelingt. 10 Minuten vor Schluß jedoch muß ein AIK-Spieler vom Platz, weil er einen Freistoß mit der Hand abwehrt. Kurz vor Schluß fällt dann doch noch das 2:1, und im selben Moment werden unglaubliche fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt. Das Spiel droht zu kippen, aber nur zwei Minuten später fällt mit dem 3:1 die endgültige Entscheidung. Riesenparty nun bei den AIK-Fans, zunächst im Stadion, dann in der U-Bahn und irgendwie überall in der ganzen Stadt. Die ganze Djurgarden-Kurve hat sich in Windeseile in Luft aufgelöst, man sieht nur noch Leute in Schwarz-Gelb. Kurz vor Mitternacht komme ich wieder in der Jugendherberge an. Ich trinke noch ein Bier und muß mir dabei noch das dumme Gequatsche von vier deutschen Studentinnen anhören. Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Bus zum Flughafen Skavsta, von dort geht es mit Ryanair nach Weeze. Weiter geht es mit dem Bus zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und mit dem Zug wieder nach Nürnberg. Um kurz vor zehn bin ich wieder zu Hause, aber es steht ja nur eine kurze Nacht bevor.
der zweite Teil der Tour folgt noch...