... Eisern Union.
Doch der Reihe nach:
04.03.2006, 14.30 Uhr:
AS Trencin - Inter Bratislava 1:2
Slowakei, Corgon Liga, Stadion Na Sihoti, 1.000 Zuschauer
Der Winter hat Europa fest im Griff und der Fußball leidet natürlich darunter. Ursprünglich sollte es an diesem Wochenende nach Frankreich gehen, das Spiel in St.Etienne wurde aber kurzerhand von Samstag auf Sonntag verlegt, übrigens nicht wegen des Wetters, so daß diese Tour gestorben war. Alternativen gab es ja noch genug, aber was immer man in die nähere Auswahl nahm, es wurde dann 10 Minuten später sowieso abgesagt. Am Freitag habe ich mich dann entschieden, nach Gladbach zu fahren, am Samstag irgendwas in Belgien zu schauen und Sonntag abend den Borussen-Sieg anzuschauen. Heftiger Wintereinbruch verhindert dies aber, da es kaum noch möglich ist, Auto zu fahren. Ich fahr ja sonst bei jedem Wetter Auto, aber das war mir dann doch nicht ganz geheuer. Also Freitag nachmittag noch mal die Spielpläne durchforstet und siehe da, in der Slowakei ist zwar einiges abgesagt, aber eben nicht alles. Zugfahrpläne noch studiert und kurzerhand entschieden: es geht nach Trencin. Ein Anruf dort sollte Klarheit bringen, doch Freitag um eins macht eben jeder seins (im Klartext: es geht keiner ran). Naja, bißchen Risiko muß sein. Also Freitag nachmittag mit dem Zug nach Prag. Neuerdings muß man in Furth im Wald umsteigen, angeblich wegen irgendwelcher Streitereien zwischen der deutschen und der tschechischen Bahn. Egal. Bei der tschechischen Schaffnerin gleich eine Fahrkarte gelöst bis Cadca Grenze. Prag pünktlich erreicht, irgendwie die Nacht rumgebracht in diversen Kneipen und um 5.18 Uhr geht’s weiter mit dem IC nach Zilina. Je weiter man nach Osten kommt, desto bedrohlicher werden die Schneemassen und ich befürchte schon, daß das wohl mit Fußball heute nix wird. Beim slowakischen Schaffner dann erneut eine Fahrkarte erstanden nach Trencin, klappt alles problemlos und die Züge sind auch pünktlich. Da könnte sich die deutsche Bahn mal ne Scheibe abschneiden. Gegen Mittag ist Trencin erreicht. Ich habe natürlich keine Ahnung, wo das Stadion ist, man sieht es aber vom Bahnhof schon. Also erst mal hin und nachsehen, ob wirklich gespielt wird. Am Stadion besprechen sich gerade die Ordner und bestätigen mir, daß tatsächlich gespielt wird. Glück gehabt. Der Sinn stand mir nun nach etwas Eßbarem und daher wurde die erstbeste Pizzeria angesteuert und für wenig Geld gut gespeist. Anschließend wieder hin zum Stadion und für 70 Kronen ist man dabei (nicht mal 2 Euro für Haupttribüne, da lacht das Herz). Das Stadion hat übrigens einen Kunstrasenplatz. Ansonsten gibt es eine überdachte Tribüne und sonst rundrum unüberdachte Stehplätze, abgesehen von einer Kurve, die Sitzplätze hat. Dazu kommt eine ostblocktypische Anzeigetafel und vier Flutlichtmasten, die aufgrund ihrer runden Form schon etwas speziell sind. Gerade mal 1000 wackere Gesellen wollen das Spiel sehen, darunter etwa 30 Jungs, die ab und zu auch mal etwas anfeuern. Einige Gästefans sind auch da, den Gästeblock hat man ihnen aber nicht geöffnet. Das Spiel ist ganz ordentlich für slowakische Verhältnisse, wobei die Gäste deutlich agiler sind und auch verdient in Führung gehen. Nach dem Pausentee machen die Trenciner etwas mehr Druck und kommen zum Ausgleich. Die Freude währt aber nicht lange, Inter geht wenig später erneut in Führung. Trencin kommt noch zu guten Möglichkeiten, es bleibt aber am Ende beim verdienten Sieg für die Gäste aus der Hauptstadt in einem unterhaltsamen Spiel, wenn auch bei Eiseskälte. Egal, wieder ein europäischer Erstligaground mehr. Nun also zum Bahnhof zurück und eine Fahrkarte nach Bratislava sowie für den Nachtzug nach Usti inclusive Liegewagenkarte gekauft. Das ganze stellt die Frau am Schalter aber vor arge Probleme und dauert fast eine halbe Stunde. Riesenschlange hinter mir, es ist der einzige Schalter, der geöffnet ist, aber ich kann leider auch nichts dafür. Gegen halb sieben komme ich in Bratislava an und habe nun noch vier Stunden Zeit, bis der Nachtzug abfährt. Was will aber machen bei Kälte und Schneegestöber? Also rein in ein Restaurant, lecker essen und die Zeit bei „Eine Saison mit Verona“ rumbringen. Um halb 11 fährt der Zug los und ich habe den ganzen Liegewagenwaggon für mich alleine. Der Schaffner freut sich sichtlich, daß doch noch ein Fahrgast kommt. Tür zu, Vorhang zu und gute Nacht.
05.03.2006, 14.00 Uhr:
FV Motor Eberswalde - 1.FC Union Berlin 0:4
Oberliga Nordost-Nord, Westendstadion, 3.750 Zuschauer
Wenig später weckt der Zoll schon wieder auf, danach ist aber endlich Ruhe. Pünktlich um 5.38 Uhr kommt der Zug in Usti an, ich hätte gut noch ein bißchen schlafen können. Weiter geht es mit einem Bummelzug bis Bad Schandau und von dort mit der S-Bahn nach Dresden. Über Berlin-Lichtenberg geht es nach Eberswalde. Dort ist schon Riesenpolizeiaufgebot vorhanden und sperrt den Bahnhof ab. Ich kann aber die Jungs in Grün überzeugen, mich doch mal reinzulassen, damit ich die Tasche im Schließfach einschließen kann. Weiter in eine Kneipe in der Nähe des Bahnhofs, wo auch nach und nach immer mehr Unioner auftauchen. Besonders fällt mir ein Typ auf, der so aussieht, wie Falko Götz vor 20 Jahren. Der Kneipenwirt hat eine solche Ansammlung von Fußballfans wohl auch noch nicht erlebt und ist wohl froh, als sich so eine Stunde vor Spielbeginn die Ansammlung wieder langsam auflöst. Das Stadion liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt und ist eigentlich nur ein besserer Sportplatz mit einer kleinen Stehtribüne und einigen Stufen auf der Gegengeraden. Etwa 2/3 ist heute als Gästeblock gedacht, der einfach nur mit Bauzäunen und vor allem grünen Einsatzkräften abgetrennt ist. Auf der Gegengeraden gibt es auch einen kleinen Sprecherturm mit Torschildern. Im Stadion treffe ich auch noch den Stephan, den Webmaster der Südfussball-Seite. Union ist im Aufstiegskampf drei Punkte hinter Babelsberg, Eberswalde steht im Mittelfeld, kann aber auch noch abrutschen. Die Unioner sind natürlich klarer Favorit und spielen auch in allen Belangen besser als die grün-weißen Eberswalder. So kommt es, daß die Gäste schnell mit zwei Toren führen. Eberswalde kommt zwar ab und zu auch mal vors Tor, ist aber harmlos. Nach dem Wechsel tut sich zunächst nicht viel, die Berliner verwalten das Ergebnis. Erst kurz vor dem Ende fallen noch zwei Tore zum Endstand von 0:4, der auch in der Höhe verdient ist. Die Zuschauerzahl ist zwar recht beachtlich, die Stimmung aber schwach. Von Eberswalde kommt kaum was außer daß sie ein paar Fahnen schwenken, aber auch die Unioner werden nur selten mal etwas lauter. Auf der Rückfahrt im Zug ist die Stimmung dafür dann aber umso besser, trotzdem bin ich froh, als die Jungs in Lichtenberg aussteigen und ich endlich einen Sitzplatz bekomme. Der Zugchef wohl auch, er ist völlig fertig mit den Nerven. Der IC bringt mich weiter nach Naumburg und von dort geht es mit dem ICE wieder nach Nürnberg. Kurz vor Mitternacht bin ich wieder zu Hause. Trotz des Schneechaosses habe ich wohl noch das beste aus dem Wochenende gemacht und eine lustige Ochsentour hinter mir.