02.10.05, 14.30 Uhr:
FC Groningen – Willem II Tilburg 2:0(2:0)
7.Spieltag, Eredivisie(Niederlande 1.Liga), Groningen, Oosterpark Stadion, 11.200 Zuschauer
Frisch gemacht und einigermaßen gestärkt durch das doch etwas karge Angebot des Frühstückes im F1-Hotel in Antwerpen machten wir uns auf den Weg zu unserem neu abzuhakenden Ground in Groningen. Man musste sich beeilen um diesen Platz noch machen zu können, da der FC Groningen ab Januar 2006 seine Heimspiele im gänzlich neu erbauten Stadion Euroborg NV an der Autobahn austrägt.
Die Fahrt nach Groningen verlief reibungslos. Nur in Groningen war die Suche nach dem Stadion schon etwas schwieriger. Denn leider war das Stadion natürlich nicht ausgeschildert und so kämmte man obwohl wir uns schon nahe am Stadion befanden Straße um Straße durch, um dann aber doch die Heimstatt des FC Groningen zu erspähen. Da macht es sich halt doch bezahlt, wenn man nicht unter Zeitdruck steht. Den passenden Parkplatz gesucht und gefunden.
Das abgesperrte Stadion von außen umrundet und in einen Regenschauer geraten. Aber dann doch einigermaßen „trocken“ gerettet in eine nahe gelegene chinesische Frittenbude, auch so etwas gibt es(!) um eine Kleinigkeit zu speisen. Auf mein Begehr auf einen kühlen Gerstensaft, beschied mir der freundliche Chinese: no beer, da match. Na ja dann eben eine Cola.
Etwa 1 Stunde vor Spielbeginn dann eine der raren Sitzplatzkarten auf dem überdachten Teil der Gegentribüne erstanden um danach ins Stadion zu gelangen. Dort wurde Nobbi noch einer „Leibesvisitation“ unterzogen, während ich nach diversen Komplimenten an eine weibliche Kontrolleurin unbedingt von dieser untersucht werden wollte. Leider ließ sich diese aber nicht erweichen. Das nebenan stehende männliche Kontrollorgan, das meinen Begleiter durchsucht hatte, hatte dann aber keine Lust mehr mich zu „filzen“, da ich ja unbedingt auf weibliche Sonderbehandlung gedrängt hatte.
An dem Fanshop erstanden wir noch den obligatorischen Pin und unterhielten uns mit dem freundlichen Verkaufspersonal über die große Fußballwelt in der Niederlande und in Deutschland. Die beiden hatten ein etwas mulmiges Gefühl was ihre Zukunft in der neuen Arena anging und wir ließen sie dann mit ihrem Wehmut zurück, da wir uns ja auf unsere Plätze begaben. Dort sahen wir, dass diese uns verkauften Tickets nicht unseren Wunschvorstellungen entsprachen. Also an optimaleren Plätze niedergelassen und der Dinge geharrt.
Das Stadion selbst war kein so neu erbauter seelenloser Kasten. Im Gästebereich hingen einige Fans des harten Kerns einige Zaunfahnen auf. Aber diese Fans ließen über das ganze Spiel nicht viel von sich verlauten. Um uns herum füllten sich die Reihen zusehends und letztendlich mussten wir dann doch wieder unsere „neuen“ Plätze räumen. Aber Glück im Unglück, nicht weit entfernt erspähten wir dann doch noch 2 freie Plätze. Dies war unsere Rettung, denn unsere ursprünglich erworbenen Karten hätten uns direkt in den Block der Groninger „Ultras“ geführt und da wäre von Sitzen natürlich keine Spur gewesen.
Man muss sich da schon fragen wie kundenfreundlich das Verhalten eines Vereins ist, wenn man weiß, dass sich in dem Bereich der harte Kern der Einheimischen befindet und dann doch neutralen Zuschauern teure Sitzplatztickets verhökert. Die Groninger Edelfans in diesem Bereich machten sich sowohl vor als auch während des Spieles durchgängig bemerkbar und feuerten ihre Idole ständig an. Im Gegensatz zu Deutschland wurden die Namen der Spieler der gegnerischen Mannschaft bei deren Nennung nicht ausgepfiffen oder ausgebuht. Da gilt halt noch die Regel der Fairness.
Das Spiel aber war von durchschnittlicher Qualität, denn die Mannschaft aus Tilburg beteiligte sich die ganze 1.Hälfte nicht an einem konstruktiven Spiel und so konnten sich die Hausherren sogar den Luxus eines verschossenen Elfmeters leisten(21.Minute). Vielleicht war dieser gehaltene Elfmeter aber die ausgleichende Gerechtigkeit, da die Entscheidung des Schiedsrichters auf den ominösen Punkt zu zeigen doch etwas zweifelhaft war. Aber es war nur eine Frage der Zeit wann die drückende Überlegenheit der Heimelf sich endlich in Toren auszahlen würde. In der 42.Minute war es dann soweit und Gijs Luirink erzielte den Führungstreffer, der aber davon begünstigt wurde da die modernen Torhüter ja die meiste Zeit zu weit vor ihrem Kasten verbringen. In der Nachspielzeit der 1.Hälfte fiel dann das 2:0 durch Evgeny Levchenko. Auch hier wieder der Keeper zu weit vorm Gehäuse. Die einheimischen Fans nebenan waren da natürlich völlig aus dem Häuschen.
Nach der Halbzeitpause machten dann die Tilburger mächtig Dampf. Man fragt sich da immer wieder, warum man als Auswärtself erst immer bei einem Rückstand mit Fußballspielen anfängt? Aber nach einer guten Viertelstunde war das Aufbäumen wieder zu Ende und die Hausherren schaukelten das Ergebnis sicher nach Hause.
Nach dem Ende ließen wir den Großteil der Zuschauer von dannen ziehen und wir fanden dann auch noch 2 herumliegende Spielmagazine. Am Auto angekommen reihten wir uns in den Abfahrtsstau ein. Mit einem kleinen gewollten Umweg aber gelangten wir aber dann doch wieder relativ schnell auf die Autobahn und fuhren gen Bremen, wo bereits das gebuchte F1-Hotel auf uns wartete. Dort eingecheckt um dann bei einem nahe gelegenen exzellenten Griechen meinen neuen Länderpunkt zu begießen und alte Hoppergeschichten aufzufrischen und neue Touren ins Auge zu fassen.
Entspannt begaben wir uns ins Quartier, denn wir mussten ja für die Partie am nächsten Tag in Baunatal wieder fit sein.
03.10.05, 15.00 Uhr:
KSV Baunatal – FSV Frankfurt 1:1(0:0)
11.Spieltag, ODDSET-Oberliga Hessen, Baunatal, Parkstadion, 1.300 Zuschauer
Nach einer erholsamen Nacht und einem reichlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg gen Süden um ins hessische Baunatal zu gelangen. Es war zwar fast die gesamte Strecke Nebel, aber nicht so dicht das es beim Fahren behindert hätte. Nur die partielle Sonnenfinsternis konnte in diesen Breitengraden aus diesem Grunde nicht wahrgenommen werden.
Zeitig erreichten wir die Gegend um Kassel und gerade noch die mehr als versteckte Ausfahrt Baunatal Nord genommen. Vielleicht ist diese Verkehrsfalle aber auch Absicht um die Produktion im nahe gelegenen VW-Werk anzukurbeln. Bei den VW-Managern und ihren weitläufigen Beziehungen weiß man ja nie.
In Baunatal dann auch die Spielstätte gefunden und von außen halb umrundet. Nach dieser Erkundungstour setzten wir unsere Entdeckungsreise weiter fort, in dem wir das Zentrum rund um das Rathaus mit unserem Besuch beehrten. Etwas trostlos die Gestaltung um das Rathaus und die danebenliegende Stadthalle. Der absolute Höhepunkt allerdings sind zwei Skulpturen. Wobei bei der einen der Titel gar nicht benannt wurde, was der Phantasie aller Besucher anregt und der bei der anderen die vielsagende Erklärung mit dicken Lettern daneben stand: „Ohne Titel“. Man möchte gar nicht glauben für welchen Schmarrn die ansonsten klammen Gemeinden und Städte Geld zum Fenster rausschmeißen. Da waren Nobbi und ich froh, dass wir beide nichts von moderner Kunst verstehen, denn sonst hätten wir uns noch die nächsten Tage den Kopf zerbrechen müssen, was diese beiden Kunstwerke darstellen sollten.
Aber nach dieser Exkusion stärkten wir uns mit köstlichen kulinarischen Genüssen.
Danach war die Zeit gekommen um zum Ort des nächsten „Verbrechens“, dem Parkstadion zu gelangen. Mit Karten versorgt erkundeten wir von innen den Ort des Geschehens. Ein schönes Stadion das ja früher einen viel besseren Fußball und auch höherklassigeren Fußball zu sehen bekam als der mittlerweile gebotene. Nobbi machte noch ein paar Fotos und danach begaben wir uns auf die unüberdachte Gegengerade um der Dinge zu harren die nun auf uns zukommen sollten. Denn an diesem Tag kreuzte kein geringerer als der noch ungeschlagene und der in der Tabelle souverän führende Spitzenreiter. Es versammelten sich daher etwas mehr Zuschauer als sonst. Neben uns die Fans vom FSV Frankfurt, die 5 Zaunfahnen angebracht hatten und auch sonst sich immer wieder bemerkbar machten, während die einheimischen sich auf der Haupttribüne breit gemacht hatten.
Die erste Halbzeit war aber von einem mehr als unterdurchschnittlichen Oberliganiveau. Es boten sich beiden Mannschaften nur einige wenige Möglichkeiten und von einem Qualitätsunterschied, spielte doch der unangefochtene Tabellenführer, konnte keine Rede sein. Obwohl bereits in der 33.Minute die Gäste durch eine rote Karte geschwächt wurden, denn der Frankfurter Kapitän Bernd Winter ließ sich zu einem unbeherrschten Ellbogencheck hinreißen und dem in anderen Situationen ungewöhnlich agierende Schiedsrichter blieb keine Möglichkeit als den roten Karton zu zücken. Aber wer meinte dieser Umstand würde den Hausherren nutzen sah sich getäuscht. Einzig der Referee sorgte immer wieder für Heiterkeit, in dem er beständig bei Freistößen die Mauer in einem Sicherheitsabstand von mindestens 12,50 Metern postierte. Wenigstens er setzte Höhepunkte. Mit einem 0:0 wurden somit die Seiten gewechselt. Aber wer hoffte, die Betreuer hätten irgendwelche Wundermittel in den Pausentee gemischt, sah sich getäuscht. Es dauerte bis zur 74.Minute bis der Gastgeber das 1:0 erzielte, begünstigt durch eine nicht ganz glückliche Figur des FSV Torhüters. Den Freudentaumel der Hausherren ausnutzend setzte der Frankfurter Renato Levy zu einem Alleingang durch die ganze Hälfte der Baunataler an, diese standen dort wie Slalomstangen. Zu guter Letzt umspielte er auch noch den heimischen Keeper und schob zum 1:1 Ausgleich ein. Die nebenan befindlichen FSV Anhänger bejubelten dieses Tor natürlich frenetisch und zündeten auch noch einen Böller. Danach hatten die Baunataler noch 2 Möglichkeiten. Eine davon machte der Frankfurter Torwart mit einer Glanzparade zunichte und die andere wurde im Nachschuss, nachdem wiederum der FSV Torwart glänzend parierte, aus 3 Metern kläglich vergeben. So endete das Spiel mit 1:1.
Gleich nach dem Schlusspfiff verließen wir das Stadion und trafen noch zwei Anhänger des TSV 1860 die dieses Spiel als Aufgalopp genommen hatten für das abendliche Zweitligaspiel VfL Bochum gegen TSV 1860 München.
Nun aber flugs zum Auto, denn wir hatten ja doch noch einige Kilometer abzuspulen um wieder in die heimatlichen Gefilde zu gelangen. Gänzlich ohne Stau erreichten wir nach einer kleinen Kunstpause wieder unseren Treffpunkt. Meine Utensilien wieder in meinen fahrbaren Untersatz gepackt und mich von meinem netten Begleiter verabschiedet um mich auf die letzten 200 Kilometer zu machen. Auch da lief alles reibungslos und somit fand um 21:25 Uhr der letzte Akt eines interessanten verlängerten Wochenendes einen glücklichen Abschluss.