01.10.05, 14.00 Uhr:
SC Rot-Weiß Essen – VfL Osnabrück 2:1(0:1)
12.Spieltag, Regionalliga Nord, Essen, Georg-Meches-Stadion, 10.300 Zuschauer
Als ich mich frühmorgens auf den Weg zum Treffpunkt Autohof Erlangen-Tennenlohe machte dachte ich und auch mein Begleiter Nobbi nicht im Entferntesten daran in Essen einem denk- und merkwürdigen Spiel beizuwohnen. Aber erst einmal der Reihe nach. Am besagten Autohof erst einmal meine Utensilien in das Auto von Gladbach-Fan Norbert geladen und schon ging es auf und davon. Es ging alles recht reibungslos von statten bis uns nahe dem Ziel ein umgestürzter LKW fast die Laune verdorben hätte. Aber dank der reifen fahrerischen Leistung des Gladbach-Anhängers verließen wir gerade noch zum richtigen Zeitpunkt die Autobahn um uns durch Ruhrpottstraßen wieder auf die richtige Autobahn vorzukämpfen und damit wieder staufrei unser Ziel die Hafenstraße zu erreichen. Parkplatz gefunden und eine griechische Pommesbude zwecks Stillung unseres mittlerweile aufkommenden Hungers aufgesucht. Dort sahen wir, dass sich auch einige Essener Polizeikräfte Stärkung für die kommenden Aufgaben holten.
Danach begaben wir uns zum Stadion, löhnten für Stehplatz, holten uns am Fanshop noch einen Pin und gingen auf die Gegengerade, die schon ziemlich voll war. Die im Block nebenan untergebrachten zahlreichen Gästefans lieferten sich wie auch während des gesamten Spieles Anfeuerungs- und Schmähduelle mit den einheimischen Fans.
Das Spiel selbst stand zwar auf keinem hochklassigen Niveau aber begann gleich mit einem stürmischen Auftakt, denn der VfL hätte schon in der 3.Minute in Rückstand liegen können, aber Michael Lorenz traf nur den Pfosten. In der 5.Minute machte es aber der Gästespieler Joppe besser und zog aus gut 20 Metern ab und markierte das 0:1. Die Gästefans waren damit kaum mehr zu halten und zündeten eine Rauchbombe. Vielleicht war dies auch die Ursache für die Szenen die sich danach abspielten, denn manchmal schien es dass der Blick des Schiedsrichters Thomas Metzen gerade in Bezug von Zücken der Karten etwas vernebelt schien. Obwohl die Essener meist überlegen waren nahm in der 2.Halbzeit das Schicksal für die spielerisch reiferen Osnabrücker seinen Lauf. In der 52.Minute gab der Schiri Schütte Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspieles. Gleich darauf (57.Spielminute) steigerte sich der 23.Mann und zeigte Feldhoff wegen „groben“ Foulspieles die Rote Karte. Die dezimierte Mannschaft des VfL verstand es aber geschickt die Räume eng zu machen und so verpufften die ungestümen Angriffe der Rot-Weißen. Als aber die 77.Spielminute angebrochen war, meinte der Referee wieder Schicksal spielen zu müssen und schickte einen weiteren Gästespieler wegen „wiederholten“ Foulspieles mit Gelb-Rot in die Kabine. Hätte der Schiedsrichter bei den Gastgebern den gleichen Maßstab angelegt hätte er einen RWE-Spieler wegen groben Foulspieles vom Rasen schicken müssen. Aber selbst mit 3 Mann mehr auf dem Platz schien es als ob der Hausherr weiterhin nicht zählbares erreichen könnte, die spielerischen Mittel waren nämlich sehr begrenzt. Aber irgendwann ließ es sich dann doch nicht vermeiden dass ein Mann der gastgebenden Mannschaft freistand und nach 81 Minuten fiel dann doch noch der Ausgleich zum 1:1 durch Alexander Löbe.
Danach fiel irgendwie zwangsläufig(86.), nachdem der VfL-Trainer Claus-Dieter Wollitz das eher seltener praktizierte 6-0-0 System angewendet hatte, wiederum durch Löbe der nicht mehr für möglich gehaltene Siegtreffer zum 2:1. Kurz darauf erhielt der frustrierte Spieler Enochs in der 88.Minute wegen Meckerns die Gelb-Rote Karte. Bis zum Ende kämpften die verbliebenen sechs Osnabrücker Feldspieler wacker aber deutlich angefressen weiter. Die Zuschauer waren sich alle einig, einem äußerst merkwürdigen Spiel beigewohnt zu haben und waren sich alle sicher, dass selbst gegen 9 Mann die Hausherren keinen Sieg eingefahren hätten.
Nach dem Spiel machten wir uns zum Auto und düsten gen Mechelen nach Belgien, da wir dort ja dem Zweitligaspiel gegen Oostende beiwohnen wollten. Gesprächsstoff hatten wir dank der seltsamen Umstände des vorangegangenen Spieles ja genug. Leider musste ich mir auf der weiteren Fahrt die Kommentare meines Gladbach-Freundes anhören, da ja sein „komischer“ Verein gegen die Karnevalstruppe aus Mainz mit Mühe gesiegt hatte und mein ruhmreicher 1.FC Köln in Nürnberg leer ausgegangen war.
01.10.05, 20.00 Uhr:
Yellow-Red KV Mechelen – KV Oostende 0:2(0:2)
6.Spieltag, Division II.Nationale Afd.(Belgien 2.Liga), Mechelen, Stadion Achter de Kazerne,
6.500 Zuschauer
Zügig in Mechelen angekommen und auch rasch das erst wenige Straßen zuvor ausgeschilderte Stadion gefunden.
Dieses Stadion verströmt durch seine eigenartige Bauweise –alte Bauwerke, modernisierte und neuere Tribüne (total verglaste VIP-Tribüne)– eine eigenartige Atmosphäre.
Stehplatzkarten auf der „Haupttribünenseite“ erstanden um danach im Fanshop die unvermeidlichen Pins zu erstehen und nach einigen Fotos, die Nobbi vom Stadion geschossen hatte, in der ebenerdig angebrachten Stadiongaststätte Bons zu kaufen um ein Bierchen zu genießen. Nach dieser Sitzweil umrundeten wir das Stadion fast zur Gänze um uns dann nach anfänglicher Skepsis und angesichts der ziemlich gesalzenen Preise doch noch mit Essbaren zu versorgen. Mein Chili-Burger zu 3,-- € war zwar ziemlich fett, da wie in Belgien üblich sämtliche warm gemachten Speisen im gleichen „Rost-Fett-Sud“ zubereitet werden. Aber er war da gut gewürzt doch genießbar und im Gegensatz zu den anderen angebotenen Speisen annähernd sein Geld wert. Wir begaben uns kurz darauf auf die Gegengerade, da der Überblick von den oberen Reihen weit besser war wie der im Block der von uns erstandenen Eintrittskarten.
Das Spiel begann im Gegensatz zu Deutschland pünktlich, nachdem zuvor noch gebührend mit Unterstützung einer Musikkapelle die Delegation bestehend aus Offiziellen und Nationalspielern aus Swaziland gefeiert wurde.
Der Schiedsrichter mit dem originellen belgischen Namen Jerome Efong Nzolo war zufälligerweise(?) auch von schwarzer Hautfarbe. Man konnte in diesem Fall davon ausgehen, dass dieser in jedem Fall als schwarzer Mann der pfeifenden Zunft bezeichnet werden konnte. Aber an seiner Leistung gab es während des ganzen Spieles nichts zu deuteln und man konnte ihn weder wie in manchen Kreisen diese Spezies bevorzugt als „schwarze Sau“ betiteln noch mutierte er während des Spieles zum schwarzen Schaf. Also am Schiedsrichter lag es keinesfalls, dass die Gastgeber an diesem Abend leer ausgingen. Im Gegensatz zu dem Referee in Essen ging dieser Schiedsrichter auch sparsam mit gelben Karten um und brachte sich dadurch auch nicht in gewisse Nöte. Im ganzen Spiel kam er mit insgesamt nur 3 Gelben Karten aus, es geht also auch so!
Das Spiel selbst stand auf einem hohen belgischen Zweitliga-Niveau. Wobei die Gäste aus Oostende doch erkennen ließen, dass sie letztes Jahr noch in der obersten belgischen Liga spielten. Sie waren in der 1.Hälfte dem ehemaligen Europacup-Sieger der Pokalsieger von 1988 KV Mechelen spielerisch und technisch überlegen. Dies schlug sich auch auf das Ergebnis im 1.Spielabschnitt nieder. Mit einem Doppelschlag in der 23. und 25.Minute ging der Gast auch verdient mit 2:0 in Führung. In der 2.Hälfte aber spielte fast ausschließlich der Gastgeber. Lediglich 2 Möglichkeiten konnte der Gast auf seiner Habenseite verbuchen. Der ehemalige EU-Cup-Sieger aus Mechelen wurde zwar frenetisch von seinen in den gelb-roten Vereinsfarben gewandeten Anhänger vorangetrieben. An diesem Abend aber wurden klare Möglichkeiten vergeben und es fehlte Mechelen auch das nötige Quäntchen Glück um den verdienten Punkt zu ergattern. Die von den Abwehrspielern oder vom Torwart zurückspringenden Bälle landeten allesamt beim Gegner und somit war das Schicksal der Heimmannschaft besiegelt und die überglücklichen Gäste konnten einen „Dreier“ heimfahren.
Nach einer kleinen Odyssee durch abgesperrte Parkplätze, man wollte ja schließlich abkürzen, fanden wir uns aber an dem Wagen meines Begleiters wieder. Die Stätte der Schlacht Mechelen verlassen um ins nahe gelegene Antwerpen zu gelangen wo wir in das vorbestellte F1-Hotel eincheckten.
Nachdem wir uns das aktuelle Sportstudio anschauten und natürlich ein gewisser anwesender Gladbach-Anhänger Norbert mir immer wieder die Tabelle vor Augen führen musste, wo die seltsame Mannschaft aus „Ost-Holland“ Mönchengladbach minimal vor meinem 1.FC Köln stand schlossen wir doch alles in allem zufrieden die Äuglein und begaben uns den schönen Träumen hin, um ausgeruht das nächste Fußballspiel am folgenden Tag in Groningen in Angriff nehmen zu können.