FK Teplice – MTZ-RIPO Minsk

  • 25.08.05, 17:00 Uhr:
    FK Teplice – MTZ-RIPO Minsk 2:1
    UEFA-Cup 2.Qualifikationsrunde, Teplice, Na Stinadlech, 4.850 Zuschauer


    Die Wochenendtour mehrfach umgeschmissen, da am Samstag in Sachsen und Südbrandenburg Pokalspiele anstanden und die interessanten Begegnungen entweder leider Sonntag oder die Tage darauf terminiert wurden und dadurch auch keine Doppler möglich waren, sehr Hopperunfreundlich. Den letzten Rest gab meiner ausgeklügelten Planung dann noch Sparta Prag, das seine Partie von Samstag auf nächste Woche verschoben hat und mir einen vernünftigen Doppler in Prag unmöglich machte. Nunmehr aber nichts desto trotz mich mit dem Dresdner M & M in Verbindung gesetzt, der auch vorhatte nach Teplice zu fahren und mit ihm vereinbart ab Dresden eine gemeinsame Tour in die „Nachbarstadt“ zu machen. Also Donnerstag früh ins voll getankte Auto gesetzt und gen Nordosten gestartet. Außer einem Stau nördlich von München, dem ich aber eine lange Nase drehte, da ich einfach einen kleinen Umweg nahm und diesen Stau galant umfuhr. Zügig erreichte ich nach genau 4 Stunden den von M & M beschriebenen Treffpunkt nahe der Autobahn-Ausfahrt DD-Neustadt. Frisch gestärkt beim Fast-Food-Riesen harrte ich nun der Dinge die auf mich zukommen sollten. Pünktlich fuhr ein Auto mit Dresdner Kennzeichen vor mein geparktes Auto und der Fahrer signalisierte sofort, dass er etwas von mir wollte. Er wusste sofort das kann nur ich(Hafermann) sein. Man sieht wohl einem Bayern sofort an woher er kommt auch wenn er keine Lederhosen anhat, aber die tragen bei uns in Bayern sowieso meist nur die Preußen. Also kurz auch mit dem weiteren Insassen ChaozCrew bekannt gemacht, denn wir hatten ja ein gemeinsames Ziel das wir nicht aus den Augen verlieren wollten. Der Chauffeur Marco kurvte uns noch durch Dresden, denn auf dem weiteren Wege sollten ja noch 2 weitere Fußballverrückte zugeladen werden, nämlich Matthi83 und Statistik, die dankenswerterweise auf der Rücksitzbank Platz genommen haben aus Rücksicht auf mein „Opa-Alter“. Nun aber zügig voran ins geliebte Nachbarland. Wobei zügig dermaßen übertrieben ist, denn obwohl mich Marco schon vorgewarnt hatte, dass sich die relativ wenigen Kilometer hinziehen werden. Aber an diesem Nachmittag waren wohl sämtliche LKWs aus Dresden und Umgebung auf dem Weg nach Teplice, was sogar den Insassen, die diese Strecke ja schon zig Mal gefahren sind zu Unmutsäußerungen hinreißen ließ. Kurz vor der Grenze musste aber der Fahrer noch mal ein paar Liter des teuren deutschen Saftes mit dem Namen Benzin nachtanken. Endlich Teplice erreicht und einen Parkplatz, dank der ortskundigen Rückbankbelagerer, direkt vor dem Stadion belegt. Nun aber auf zum Ort der Begierde und Eintrittskarten für tschechische Verhältnisse teuren 100 Kronen erstanden, schließlich erfordern europäische Spiele eben Opfer.
    Im Stadion als erstes meinen obligatorischen Pin der Heimmannschaft und ein Programmheft erstanden. Danach wollten wir uns kräftig stärken, aber staunend mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die UEFA verordnet hatte keines der köstlichen und erschwinglichen böhmischen Biere auszuschenken. Alkoholverbot! das können nur die ergrauten Herren im europäischen Verband verfügen, denn die angesetzte Partie war bestimmt kein Risikospiel. Also wohl oder übel die braune Brühe eines amerikanischen Brauseherstellers und eine würzige Wurst gekauft und dann rein ins Stadion um diese in Ruhe mit Genuss zu verzehren. Derart gestärkt machten wir einen visuellen Rundgang und harrten der Dinge die auf uns zukommen sollten. Der Ground ist ein sehr schönes Stadion, das auf 3 Seiten überdachte Tribünen hat und mit in Vereinsfarben gehaltenen Sitzschalen ausgestattet ist. Lediglich die 4.Seite hinter dem einen Tor ist ohne Überdachung, dort befindet sich auch die elektronische Anzeigetafel. Nach der Vorstellung der Mannschaftsaufstellung, was meine genauestens notierende Nachbarn Mathi und Statistik vor große Probleme stellte. Denn die Übersetzung von Kyrillischer Schreibweise ins Tschechische differierte deutlich an der Anzeigetafel mit dem Programmheft. Aber ohne etwas vorwegnehmen zu wollen, mit gemeinsamer Hilfe würde auch dieses zuvor unüberwindliche Hindernis überwunden.
    Endlich pfiff der gut leitende schwedische Schiedsrichter die Partie an. Fast über die ganze Partie hatte die Heimelf eine optische Überlegenheit und auch manche Chancen diese in Tore umzumünzen. Aber bis zur Halbzeitpause blieb es beim 0:0. Wir konnten auch den Bruder des früheren Star und Spielmacher des VfB Stuttgart Alexander Hleb bei den Weißrussen ausmachen.
    Endlich erlöste uns ein Spieler mit dem Namen der in literarischen Kreisen bekannt ist, nämlich Rilke in der 55.Minute und erzielte das 1:0. Was natürlich den Jubel der fast 4.700 heimischen Zuschauern auslöste aber auch von den treuesten Zuschauern des FK Teplice, nämlich ca. 60 Fans aus der Dresdner Ecke, die zu fast jedem Spiel ihrer Idole reisen, frenetisch bejubelt wurden. Eben diese Fans waren es auch die während des gesamten Spieles ihre Lieblinge unter dem Kommando ihres unermüdlichen Trommlers lautstark anfeuerten. Zwischendurch gab es auch Regenschauer, der aber das Spiel beider Teams nicht beeinträchtigen konnte. In der Folgezeit wurden manch große Torchance der Heimelf kläglich vergeben und damit die Möglichkeit nicht genutzt den Einzug in die nächste Runde(Hinspiel ging ja bekanntlich 1:1 aus) bereits klar zu machen.
    So kam es wie es meist kommen musste und in der 70.Minute glichen die Gäste unter dem Jubel ihrer weit gereisten Fans aus. In der Folgezeit rannten die Hausherren immer wieder, aber meist ohne Konzept auf das Gehäuse der Minsker an. Als wir uns schon auf die Verlängerung eingestellt hatten, erzielte aber die Nr.23 Mašek in der Nachspielzeit das erlösende und alles entscheidende 2:1. Was einen grenzenlosen Jubel unter den Spielern, Betreuern und Fans auslöste. Lediglich die Gäste waren ob des jähen Endes ihrer UEFA-Cup-Träume geknickt und maßlos enttäuscht. Kurz darauf pfiff der Schiedsrichter die Partie ab. Nach geraumer Zeit verließen wir nun doch etwas enttäuscht, da wir ja um den Genuss einer Verlängerung und eines etwaigen Elfmeterschießens gebracht worden waren, das schöne Stadion. Außerhalb des Stadions sahen wir wie die Dresdener
    Edelfans des FK Teplice in ihren gecharterten Bus stiegen. Wir ließen erst Mal den größten Run vom Parkplatz von dannen ziehen und machten uns darauf ebenfalls an die Abfahrt. Kurz noch mal den nahen Supermarkt von meinen Mitfahrern „halb leer“ gekauft und dann auf der Fahrt zur Grenze noch die üblichen erlaubten Rationen an Zigaretten eingekauft. Natürlich noch einen Tankstopp eingelegt, danach aber geschwind die Grenze passiert und die Fahrt mit viel erlebten abenteuerlichen Hoppergeschichten der fidelen Rückbankbenutzer garniert. In Höhe von Dipoldiswalde erspähten wir noch einen mit Flutlicht beleuchteten Fußballplatz. Diesen zielgenau angesteuert in der Hoffnung so im Vorbeigehen noch ein weiteres Spiel uns zu Gemüte führen zu können. Aber Pustekuchen, es stellte sich leider heraus, dass dies nur Training war. Mit leicht geknickter Hopperseele machte sich dann unser vorzüglicher Fahrer wieder daran die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen. Bis wir unseren ursprünglichen Treffpunkt erreicht hatten, fuhr der Fahrer die übrigen sympathischen Mitreisenden bis zu ihren gewünschten Ausstiegspunkten.
    Marco und ich verabschiedeten uns anschließend, aber wie durch ein Wunder stand Marco an der übernächsten Kreuzung neben mir und fragte ob ich vielleicht noch ein Bierchen mit ihm trinken wolle. Da mir mein vorheriger Chauffeur wie alle anderen genauso sympathisch war, stand einem Schlummertrunk nichts mehr im Wege, wobei von einem regen Erfahrungsaustausch von einem Sachsen und einem Bayern reichlich Gebrauch gemacht wurde. Um Mitternacht ging es dann zu meinem unweit geparkten Auto, wo ich mir meine Schlafstätte zurecht machte und kurz danach auch sanft entschlummerte. So hatte ein schöner Tag einen guten Abschluss gefunden.

    Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits sehr müde, das erklärt manches.
    Mark Twain (1835 - 1910), US-amerikanischer Erzähler und Satiriker, eigentlich Samuel Langhorne Clemens

  • Schöner Bericht mein lieber Hans, aber ein wenig mehr Huldigung meiner äußerst sympathischen Person 8) sollte doch noch mehr rüberkommen :D


    Zitat

    In Höhe von Dipoldiswalde erspähten wir noch einen mit Flutlicht beleuchteten Fußballplatz. Diesen zielgenau angesteuert in der Hoffnung so im Vorbeigehen noch ein weiteres Spiel uns zu Gemüte führen zu können. Aber Pustekuchen, es stellte sich leider heraus, dass dies nur Training war. Mit leicht geknickter Hopperseele machte sich dann unser vorzüglicher Fahrer wieder daran die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen.


    Das hast Du aber human beschrieben, dagegen war es ja Panik pur (vor allen Dingen bei mir) so schnell wie möglich zum Ground zu fahren und dann die endlose Enttäuschung als wir die Trainingsanzüge sahen :rolleyes:


    Dem Rest kann ich aber total zustimmen, war ein super Tag !

    ".. solange man in chinesischen Flüssen seine Fotos entwickeln kann, ist es nicht sehr sinnvoll, den autobedingten CO2 Ausstoß mit unfassbarem Aufwand um 0,02% zu senken." Bodo Buschmann,

    Einmal editiert, zuletzt von M & M ()

  • [quote]Original von M & M
    Schöner Bericht mein lieber Hans, aber ein wenig mehr Huldigung meiner äußerst sympathischen Person 8) sollte doch noch mehr rüberkommen :Dquote]


    Du weißt ja man darf nicht gleich beim ersten Mal sämtliche Trümpfe ausspielen. ;)
    Aber keine Sorge werde Dich und Deine positive freundliche Art bestimmt nicht vergessen. Außerdem scheinen sich ja weitere gemeinsame Touren anzubahnen, was ja eigentlich nur für Dich und Deine Art spricht.

    Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits sehr müde, das erklärt manches.
    Mark Twain (1835 - 1910), US-amerikanischer Erzähler und Satiriker, eigentlich Samuel Langhorne Clemens