Ein paar Fans des Fußball-Oberligisten FC Eschborn standen noch auf den Tribünen rund um den Kunstrasen von Eintracht Wald-Michelbach, schwangen ihre blau-weißen Fahnen und sangen «Nie mehr Oberliga». Die meisten aber waren gleich nach dem Abpfiff auf den Platz gestürmt, umarmten und herzten die Spieler, die sich nach dem mühsamen, aber hochverdienten 3:1-Sieg abklopften. Selbst der sonst eher zurückhaltende Trainer Klaus Scheer konnte Erleichterung
und Freude nicht verbergen. Minutenlang war er damit beschäftigt, seinen Spielern zu gratulieren. Als er noch dabei war, Routinier Uwe Bindewald ganz innig zu umarmen, las der Stadionsprecher die Oberliga-Ergebnisse vor, und so als hätten sie’s noch nicht gewusst, brandete bei Eschborner Spielern und Fans abermals Jubel auf, als das 0:0 des FSV Frankfurt in Aschaffenburg verkündet wurde. Nach dem Patzer des größten Konkurrenten im Aufstiegskampf hat der FC Eschborn vier Punkte Vorsprung und könnte mit einem Sieg im vorletzten Oberliga-Spiel am nächsten Samstag zu Hause gegen Buchonia Flieden vorzeitig Meister werden.
Ehe die Eschborner aber den Sieg bejubeln durften, mussten sie lange zittern. Das nervenaufreibende Spiel zeigte seine Spuren noch lange nach dem glücklichen Ende. Betreuer Klaus Simon war an der Frisur anzusehen, wie oft er sich die Haare gerauft haben muss, Manager Jürgen Tschauder hatte sein Jackett abgelegt, die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Und das hatte nichts mit den leicht schwülen Temperaturen zu tun. Vor allem Trainer Klaus Scheer aber hatte wieder einmal gelitten. Immer noch etwas blass um die Nase, stand er in der Pressekonferenz, und versuchte sein Bestes, die vorausgegangenen 90 Minuten zu analysieren. «Wir haben fast 40 Minuten gebraucht, um unseren Rhythmus zu finden», bedauerte Scheer, der neben einigen vergebenen Chancen das trotz optischer Überlegenheit zu wenig zwingende Spiel seiner Mannschaft vor der Pause kritisierte. Nur Gaubatz mit einem Pfostenschuss (13.), Ben Netichas Kopfball, den Torwart Breitwieser über die Latte lenkte (25.), und zwei Schüsse von Daniel Leifermann kurz vor der Pause, sorgten für echte Gefahr. Noch dazu hatte Kilic in der 23. Minute die gesamte Eschborner Abwehr samt Torwart Schmitt überlisten und mit Hilfe des Pfostens, von dem der Ball ins Tor prallte, das 1:0 für Wald-Michelbach erzielen können.
Wie gut, dass bei Halbzeit das Spiel des FSV Frankfurt schon beendet war und das Ergebnis in der Eschborner Kabine die Runde machen konnte. «Das hat uns noch einen Schub gegeben», bekannte Sead Mehic später. Angetrieben von dem Mannschaftskapitän und Timo Leifermann, der nach der Pause für Zormpalas spielte und zusätzlichen Schwung brachte, verstärkte Eschborn den Druck. Nachdem Dworschaks Kopfball noch knapp am Pfosten vorbeizischte (48.), sorgte Mehic eine Minute später selbst für das 1:1, das er nach einem Rus-Freistoß und einer feinen Einzelleistung erzielte.
Meisterlich zeigte sich der FC Eschborn in der Folge – im Auslassen bester Torchancen. Mehrfach hätte die Mannschaft nach dem Ausgleich frühzeitig den Sieg klar machen können: Timo Leifermann (50., 57.), Dworschak (52.) und Daniel Leifermann (53., 59.) verfehlten mit ihren prächtigen Schüssen und Kopfbällen aber allesamt das Tor zumeist nur um Zentimeter. Das hätte sich nach gut einer Stunde beinahe gerächt, als Kilic zunächst frei zum Schuss kam, Schmitt aber hielt (63.), und zwei Minuten später der Eschborner Torwart mit einer glänzenden Parade beim Freistoß von Koc den neuerlichen Rückstand verhinderte (65.). In der Folge legte Eschborn noch einmal zu. Zunächst wie gehabt erfolglos: Timo Leifermann legte Mehic auf, dessen Schuss an die Latte krachte (69.), Gaubatz köpfte neben das Tor (70.), wo auch Uwe Bindewalds Schuss landete (73.) und bei Timo Leifermanns Kopfball rettete Wald-Michelbachs Torwart Breitwieser mit einer feinen Reaktion. In der 82. Minute aber war er dann doch machtlos, als Ben Neticha noch weit vor dem Strafraum unvermittelt abzog und der Ball wie von einer Schnur gezogen im rechten oberen Eck des Tores landete. Der Jubel bei den Fans war noch nicht ganz vorüber, als zwei Minuten später Mehic kurz vorm Strafraum gefoult wurde, zuvor aber noch an Ben Neticha abspielen konnte, der den Ball mit lang gestrecktem Bein und Fuß an allen Gegenspielern und dem Torwart vorbei zum 3:1 ins Netz lenkte. Der Rest war für den FC Eschborn nur noch Schaulaufen, und am Ende gab’s auch noch ein Lob vom Trainer: «Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit ihr wahres Gesicht gezeigt. Wir stehen verdient oben