ZitatAlles anzeigenRobert Hoyzer im kicker-Interview - 07.02.2005 13:00
"Ich habe vieles hautnah erlebt"
Zehn Tage liegen jetzt hinter der überraschenden Offenbarung von Robert Hoyzer. Der kicker sprach nun erstmals mit dem 25-Jährigen über sein Geständnis und die Vorwürfe gegenüber seinen Schiedsrichterkollegen.
kicker: Herr Hoyzer, vor zehn Tagen haben Sie gestanden, Spiele manipuliert zu haben. Der Druck sei so groß geworden, Sie hätten nicht mehr schlafen können. Wie geht es Ihnen heute?
Robert Hoyzer: Etwas besser, aber nicht toll. Ich habe mir gesagt: Blas' es jetzt raus, wie es ist. Danach ist der größte Stein abgefallen. Aber es ist auch einiges zusammengebrochen, das nie mehr aufgebaut werden kann.
kicker: Haben Sie auf die von Ihnen manipulierten Spiele selbst gewettet oder haben Sie ausschließlich von Dritten Geld dafür bekommen, dass Sie den Spielausgang beeinflusst haben?
Hoyzer: Ich habe nie selbst auf meine eigenen Spiele gewettet und auch nie auf Spiele, von denen ich Informationen hatte, dass sie manipuliert werden sollten. Ich habe immer Geld von Dritten bekommen, das mit einem bestimmten Auftrag verbunden war.
kicker: Stehen Sie nach wie vor zu den Vorwürfen, die Sie gegen Schiesrichter-Kollegen erhoben haben?
Hoyzer: Das ist nach wie vor ein schwebendes Verfahren, dazu will und kann ich mich nicht äußern.
kicker: Trotzdem die Frage: Haben Sie nur Sachen angezeigt, von denen Sie selbst wissen oder auch solche, die Ihnen von Dritten erzählt wurden?
Hoyzer: Sowohl als auch. Ich habe vieles hautnah erlebt, aber auch vieles von entscheidenden Personen gehört. Ich würde gerne sagen können: Nur ich war es, und jetzt könnt Ihr Euren Kram ganz normal weitermachen.
kicker: Was denken Sie, wenn Sie die Bilder der Pressekonferenz sehen, die Jürgen Jansen gegeben hat?
Hoyzer: Ich habe nur eine Zusammenfassung gesehen. Es tut weh, wenn man hört, dass Kinder angespuckt werden. Dennoch werde ich der Staatsanwaltschaft und meinen Anwälten weiterhin alle Informationen zutragen, die ich habe.
ZitatAlles anzeigenInterview mit Gerhard Mayer-Vorfelder - 07.02.2005 13:00
"Zweifel, ob Oddset die Kriminalpolizei eingeschaltet hat"
DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder fährt im Interview mit dem kicker schwere Geschütze gegen den Wettanbieter auf.
kicker: Hat der DFB den "Fall Hoyzer" verschlafen, Herr Mayer-Vorfelder?
Gerhard Mayer-Vorfelder: Es gefallen sich viele darin, den DFB zu kritisieren, obwohl sie den Sachverhalt nicht kennen. Der DFB ist im August 2004 von Oddset über hohe Wetteinsätze und mögliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters Hoyzer informiert worden. In Telefonaten bat Oddset um strikt vertrauliche Behandlung, man werde die Sache der Kriminalpolizei vorlegen. DFB-Justitiar Goetz Eilers hat dann mehrfach nachgehakt und schließlich wurde ihm von Oddset mitgeteilt, dass sich der Verdacht nicht bestätigt habe und man die Sache weiterhin vertraulich behandeln solle. Damit hat Oddset das entscheidende Verdachtsmoment wieder zerstreut. Was übrig blieb, waren Fehlentscheidungen des Herrn Hoyzer, die dem DFB natürlich auch schon aufgefallen waren. Von Manipulationen war damals nicht die Rede.
kicker: Sie schieben die Schuld also auf Oddset?
Mayer-Vorfelder: Ich schiebe gar nichts. Aber man kann die Dinge nicht mit dem Kenntnisstand von heute beurteilen. Nach dem, was ich heute weiß, kommen mir Zweifel, ob Oddsett überhaupt die Kriminalpolizei eingeschaltet hat. Uns ist bis heute kein Aktenzeichen bekannt. Man sollte sich die Frage stellen, warum bei Oddset zwei Vermerke über die Spiele Paderborn - Hamburg und Braunschweig - St. Pauli erstellt wurden und der verharmlosende dem DFB am 23. August zugestellt worden ist, wohingegen der Vermerk, in dem von "Manipulation" die Rede ist, bei einer Pressekonferenz von Oddset am 28. Januar präsentiert wurde. Beim DFB wurde im September die Entscheidung getroffen, aufgrund des nicht mehr existenten Verdachts bezüglich etwaiger Manipulationen den Schiedsrichter Hoyzer nicht zu laden, sondern ihn weiter zu beobachten. Glauben Sie, es hätte zum Erfolg geführt, ihn ohne weitere Beweise zu befragen? Herr Hoyzer hat doch sogar, als er schon anwaltlich vertreten war, alles bestritten. Bei diesem Sachverhalt halte ich die Zurückhaltung in der Sache für verständlich. Ich lasse nicht zu, dass verdiente und integre Mitarbeiter des DFB in der Öffentlichkeit deswegen derart diskreditiert werden.
kicker: DSB-Präsident Manfred von Richthofen sagte am Wochenende: "Wenn derjenige, der die Verantwortung trug, nicht gehandelt hat, gehört er nicht mehr ins Amt."
Mayer-Vorfelder: Es empfiehlt sich, sich über den Sachverhalt zu informieren, bevor man Behauptungen, die Dritte betreffen, aufstellt. Aber ich kann Herrn von Richthofen die Sorge nehmen - ich habe erst am 22. Januar diesen Jahres von dem Vorgang erfahren. Aber nochmals: Niemand stiehlt sich aus der Verantwortung. Wir werden die Dinge lückenlos aufklären. Dazu gehört auch, dass wir uns die Frage stellen, ob innerhalb des DFB alles optimal gelaufen ist.
kicker: In der DFB-Doppelspitze macht Dr. Theo Zwanziger die Arbeit und Sie tauchen ab?
Mayer-Vorfelder: Das ist schon köstlich. Die gleichen Leute, die sich nach dem DFB-Bundestag gefreut und geschrieben haben, der Mayer-Vorfelder sei seiner Kompetenzen beraubt, behaupten jetzt, Mayer-Vorfelder taucht ab oder schiebt die Verantwortung auf Dr. Zwanziger. Es gibt eine klare Zuständigkeitsregelung zwischen uns, derzufolge Herr Dr. Zwanziger für die Schiedsrichter zuständig ist. Wir stimmen uns in der Sache ständig ab. Wo ist das Problem?
Quelle: kicker