Erster Hoffnungsschimmer für den Jahn
Positive Signale vom Insolvenzverwalter / Mario Basler will bei Zwangsabstieg gehen
Von Heinz Reichenwallner, MZ
REGENSBURG. Demnächst wird wohl in der Geschäftsstelle von Jahn Regensburg ein in Kicker-Kreisen bis dato unbekanntes Gesicht auftauchen. Der Regensburger Rechtsanwalt Hans W. Bauer (54) wurde vom Amtsgericht ab dem 26. April 2005, 16.40 Uhr, zum Gutachter und vorläufigen Insolvenzverwalter beim Fußball-Regionalligisten bestellt, nachdem dessen Ex-Vorstand bekanntlich einen Antrag auf „Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens“ gestellt hatte. Dessen Wortlaut: „Es steht zu befürchten, dass der SSV Jahn Regensburg künftige, fällige Zahlungen nicht mehr leisten kann. Wir beantragen aus dem Grund die Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens über den SSV Jahn Regensburg wegen drohender Zahlungsunfähigkeit.“
„Der Verein ist zwar weiterhin handlungsfähig, er muss sich künftig aber mit Herrn Bauer im finanziellen Tagesgeschäft abstimmen, was sicherlich positiv ist, da er beratend zur Seite stehen kann. Wir nämlich haben in dieser Hinsicht keine Erfahrung, weil wir mit unseren Firmen, dem Herrgott sei Dank, noch nie in dieser Situation waren“, sagt Richard Hirlinger. Der bisherige Jahn-Vizepräsident spricht namens der einstigen Vereinsoberen, wenn er mitteilt: „Wir werden kooperieren und versuchen, alles dafür zu tun, damit die Angelegenheit sauber über die Bühne geht. Rechtsanwalt Bauer hat uns versichert, dass er versuchen wird, den Verein ohne Insolvenz vorerst weiterzuführen.“ Der Insolvenzverwalter signalisiert dies bereits: „Es ist eher wahrscheinlich, dass der Verein bis zum Saisonende alle Pflichtspiele bestreiten kann. Man muss sich nun bemühen, den Jahn zu stabilisieren.“
Doch verhehlt Bauer nicht, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts Genaues über das Jahn-Schicksal sagen kann. Der 54-Jährige weist im Insolvenzverfahren mit Fußball-Vereinen schon Erfahrung auf. Dem Vernehmen nach hat er den gerichtlichen Vergleich des Ex-Bayernligisten SpVgg Plattling ebenso abgewickelt wie schon einmal einen außergerichtlichen Vergleich des Bundesligisten 1.FC Nürnberg. Bauer hat im vorläufigen Insolvenzverfahren des SSV Jahn vom Amtsgericht eine Frist von sechs Wochen auferlegt bekommen, die, wenn nötig, aber auch verlängert werden könnte, falls in diesem Zeitraum noch nicht alle Punkte geklärt seien, teilt der Rechtsanwalt mit.
Indes zeigt er sich in der Causa Jahn zuversichtlich: „Wenn alle Beteiligten mithelfen, die Sponsoren sowie die Stadt, dann kann man eventuell Positives bewegen.“ Alle künftigen Entscheidungen bedürfen nun der Zustimmung des Insolvenzverwalters, der den Grund der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beim Jahn zu prüfen hat. Dann erhält das Amtsgericht durch ihn Mitteilung, ob es notwendig ist, das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Wenn dies vor Saisonende eröffnet wird, erhalten die Jahn-Spieler durch die Agentur für Arbeit ein Insolvenz-Ausfallgeld. Das werde aber nicht höher sein als 3000 bis 4000 Euro, erklärt Hans W. Bauer.
Derweil bestätigt der DFB, dass der Jahn wie jeder Regionalligaverein eine Kaution in sechsstelliger Höhe hinterlegt hat, die bei Zahlungsschwierigkeiten in Anspruch genommen werden kann. Beim Deutschen Fußball-Bund möchte man auch nicht verneinen, dass es eine Liquiditätsreserve seitens des SSV Jahn gibt und diese dem Verein vor der Saison beim Lizenzverfahren auferlegt wurde. „Ich bin der Meinung, dass wir den Spielbetrieb in dieser Saison finanziell über die Runden bringen“, meint auch Hirlinger. Der Ex-Vizepräsident glaubt, dass der Verein auch in der nächsten Saison in der Regionalliga spielen kann. „Wenn die etwaigen Nachfolger des Präsidiums den vom DFB geforderten Liquiditätsnachweis von 900 000 Euro aufbringen, muss dem nicht viel im Wege stehen.“
Dass aufgrund des eingeleiteten Verfahrens die Lizenzbedingungen nun verschärft werden, mochte der DFB gestern nicht bestätigen. Derweil bestätigte Hans Scheuerer, dass alle bisherigen Jahn-Ergebnisse nur dann aus der Wertung genommen werden und sich die Tabelle verändert, wenn das Insolvenzverfahren sofort oder bis zum 29. Spieltag erfolgt. Kommt es z. B. erst fünf Runden vor Saisonende, dann würde der Jahn seine bis dahin erreichten Punkte behalten, die fünf ausgefallenen Spiele würden dem jeweiligen Gegner mit drei Punkten und 2:0 Toren gutgeschrieben, meint der Geschäftsführer des Süddeutschen Fußballverbandes (SFV).
Der Jahn würde aber dann vorzeitig als zweiter Absteiger feststehen – neben dem SC Feucht, der keine Regionalliga-Lizenz mehr beantragte. Das gleiche Schicksal würde, wie Bayernliga-Spielleiter Armin Klughammer bestätigt, eine Etage tiefer auch die Jahn-Reserve ereilen, die der bisherigen Jahn-„Ersten“ weichen müsste. Was wiederum in der Abstiegsfrage in der Bayernliga eine Rolle spielt.
Falls all dies eintritt, wird Teamchef Mario Basler, dessen Zweijahres-Vertrag nur für die Regionalliga gilt, den Jahn sicherlich verlassen. „Bei einem Weggang werde ich meinen Co-Trainer Dariusz Pasieka und auch Betreuer Robert Steinbeißer zu einem neuen Verein mitnehmen“, kündigte der Ex-Nationalspieler schon an. „Ich fühle mich für beide verantwortlich, da ich sie ja für den Jahn engagiert habe."