SSV Jahn Meldung vom 06.05.2005, 21:36 Uhr
Jahn-Himmel verdunkelt sich
Anscheinend fehlen weitere 220000 Euro
REGENSBURG (ohr). Die zur Schau getragene Zuversicht der letzten Tage beim Fußball-Regionalligisten SSV Jahn Regensburg ist wieder der Angst gewichen. Wenn es auch seitens des Insolvenzverwalters, Rechtsanwalt Hans W. Bauer, scheinbar positive Signale zur Vermeidung eines Konkurses gibt, so bleibt die Lizenzierung für die kommende Saison eine Hängepartie mit ungewissem Ausgang.
„Es gibt Probleme, nachdem jetzt wieder eine Lücke zwischen Planung und tatsächlichen Kosten vorhanden ist“, berichtet Gerhard Süß. Der Initiator der Aktion „Rettet den SSV Jahn“ sieht sich plötzlich mit neuen Zahlen konfrontiert, da ein Nachfolge-Präsidium nun schon ab 1. Juni die finanzielle Verantwortung für die Vereinsgeschicke übernehmen soll. Das würde bedeuten, dass es auch für die anfallenden Handlungskosten im Monat Juni Sorge zu tragen hat. Im Klartext: Süß glaubt, dass damit zirka 220 000 Euro Altlasten abgewälzt werden sollen an einen neue Vorstand, die nach den ursprünglichen Planungen aber erst zum 1. Juli ihr Amt aufnehmen sollte. „Und dann nur in einem nahezu schuldenfreien Zustand des Vereins“, weist Süß auf Vereinbarungen mit dem bisherigen Präsidium hin.
Indes sagt der ehemalige Jahn-Vize Richard Hirlinger, dass es bekannt gewesen sei, dass das Geschäftsjahr des Vereins per 31. Mai endet. Wie auch immer: Tatsache ist, dass nun alles wieder in der Schwebe ist. Doch die Zeit drängt. „Es ist kaum machbar, innerhalb von gut 14 Tagen ein neues Präsidium zu installieren, vielleicht einen Drei-Millionenetat zu verwirklichen und dann bis spätestens 10. Juni die Lizenzauflagen zu erfüllen, wenn ständig neue Zahlen auftauchen“, merkt Süß an und äußert unmissverständlich: „Bei diesen kurzen Fristen kann man nun wirklich nicht erfolgreich an der Zukunft des Vereins arbeiten.“
Zur Chronologie: Der DFB erteilte dem SSV die Lizenz für die Regionalliga-Saison 2005/2007 dem Vernehmen nach nur unter der Bedingung, dass ein Liquiditätsnachweis von 900000 Euro erbracht wird. Dagegen hat der Verein am 29. April Widerspruch eingelegt. Laut den damaligen Jahn-Verantwortlichen hätte der DFB u. a. eine bereits vorhandene Bürgschaft nicht berücksichtigt, die den Liquiditätsnachweis fast um die Hälfte verringern würde. Nun hat der SSV Jahn bis 10. Juni Zeit, um mit einer Kombination aus Sponsorenverträgen und Bürgschaften die Lizenzbedingungen zu erfüllen.
„Mir ist bisher nicht bekannt, ob und wie nun der DFB seine Auflagen zurückschraubt“, sagt Süß. Das Pikante an dieser Angelegenheit ist, dass Süß vom Verband auch keine direkten Auskünfte bekommen kann, weil ihm für seine Tätigkeit die Autorisierung fehlt. Da der SSV Jahn inzwischen bekanntlich „die vorläufige Insolvenz“ beantragte, hat der Insolvenzverwalter das Sagen. Rechtsanwalt Hans W. Bauer gilt quasi im Moment als Vereinschef und nur er kann Süß autorisieren, der rechtlich gesehen, bisher eigentlich nur im eigenen Namen zum Wohle des SSV Jahn arbeitet.
Der 44-jährige Werbekaufmann arbeitet unverdrossen, sieht sich aber auch „ganz schön unter Druck“ und beinahe allein gelassen. „Natürlich fehlen noch Mitstreiter an allen Ecken und Enden.“ Dabei sieht er die Bildung und die Zusammensetzung eines neuen Präsidiums als die geringste Aufgabe. „Da wurde schon von wichtiger Stelle signalisiert, dass diverse Persönlichkeiten für diese Ämter zur Verfügung stehen.“
Ganz wichtig ist ihm aber, dass er den kommenden Vereinsoberen genaue, exakte Zahlen bei deren Amtsantritt am 1. Juli präsentieren kann. „Ich will dem neuen Präsidium doch keine Lügen erzählen.“ Im Moment sieht Süß, der an Wirtschaft, Politik und Gönner inständig appelliert, „dem Jahn in dieser schwierigen Situation zu helfen“, sich aber außerstande, sein Rettungssystem durchzuziehen. Um das zu verwirklichen, muss seiner Meinung erst geklärt sein, welche Lizenzauflagen nun der DFB dem Jahn tatsächlich aufgibt, wer die Handlungskosten im Juni übernimmt und woher der Verein eventuell eine Anschubfinanzierung bekommt.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung vom 07.05.2005