05.05.05, 19.00 Uhr
1. FC Brno - SK Slavia Prag 0:1
Gambrinus Liga, Mestsky Stadion, 3.300 Zuschauer
Das lange Himmelfahrtswochenende stand an und es sollte also mal wieder auf Tour gehen. Nach – wieder mal - langem Überlegen wurde der Entschluß gefasst, wieder mal nach Tschechien zu fahren und von dort über Berlin weiter nach Polen. Am Mittwoch abend wurde kein Spiel mehr geschaut, obwohl es in Bayern sicher einige Möglichkeiten gegeben hätte. Stattdessen steige ich um 17.40 Uhr in den Zug von Nürnberg nach Prag. Diese Stadt ist irgendwie einfach faszinierend und deshalb zieht es mich auch immer wieder dahin. Ein Hostel in Bahnhofsnähe wird klargemacht für eine Nacht und danach noch ein wenig die Stadt erkundet. Am nächsten Morgen geht es dann weiter mit dem Eurocity nach Brünn. Auch dort wird schnell ein günstiges Hotel gefunden und anschließend noch ausgiebig die Stadt besichtigt. Ja, schließlich muß auch so was mal sein, auch wenn das eigentliche Ziel natürlich das Fußballspiel ist. Mit der Straßenbahn geht es anschließend zum Stadion. Einen Ticket-Automaten sehe ich nirgendwo und auch der Fahrer will mein Geld irgendwie nicht. Na gut, dann fahre ich halt umsonst. Bereits zwei Stunden vor Spielbeginn bin ich am Stadion. Eintrittskarten gibt es schon und so hole ich mir für lächerliche 80 Kronen eine Karte und setze mich danach noch in eine Kneipe, um ein bisschen Eishockey zu gucken. Irgendwann beginnt dann aber doch das Spiel. Stimmung kommt auch ein bisschen auf, auch wenn ich von den Brno-Leuten doch irgendwie mehr erwartet hatte. Immerhin gibt es eine kleine Bengalo-Show zu bestaunen und auch für einen dauerhaften, wenn auch eher leisen Support wird gesorgt. Aus Prag sind diesmal ein paar mehr Leute mitgekommen, als vor zwei Wochen in Opava. Die Slavia-Leute machen dann auch mal ein bisschen Stimmung, aber nicht dauerhaft. Zum Spiel: die abstiegsbedrohten Gastgeber sind engagierter, aber der richtige Zug zum Tor fehlt. So kommt es, wie es dann eben meistens kommt: die Gäste gehen kurz vor der Pause in Führung. In der zweiten Halbzeit ist das Bild ähnlich. Brno greift an, ist aber letztlich im Abschluß einfach zu harmlos. So kommt Slavia zu einem etwas glücklichen Sieg und zieht damit mit dem FK Teplice gleich im Kampf um einen der Champions-League-Qualifikationsplätze. Das Mestsky Stadion ist sehr nett. Es hat eine überdachte, kleine Haupttribüne, die Gegengerade und die Kurven sind höher und in der Fankurve von Brno gibt es auch noch Stehplätze, die aber nicht genutzt werden. Licht kommt von vier klassischen Flutlichtmasten, eine elektronische Anzeigetafel ist auch vorhanden. Solche Stadien gefallen mir jedenfalls viel besser als die ganzen neuen Konsumtempel, aber das habe ich ja schon öfter geschrieben. Für mich geht es nach dem Spiel wieder mit der Straßenbahn (wieder umsonst) zurück ins Hotel. Damit konnte die Zahl der fehlenden tschechischen Erstligisten auf vier reduziert werden.
06.05.05, 19.30 Uhr:
Tennis Borussia Berlin - TSG Neustrelitz 1:1
Oberliga NOFV-Nord, Mommsenstadion, ca. 300 Zuschauer
Am nächsten Morgen geht es per Zug wieder zurück nach Prag und von dort weiter mit dem EC nach Berlin. Der Zug hat aber aus unerklärlichen Gründen fast eine Stunde Verspätung. Naja was solls, ich hatte in Berlin sowieso genug Zeit eingeplant. Das Abteil teile ich mir mit einer überaus netten Irin, die in Prag studiert und ihre Schwester in Berlin besucht. Sehr nett, und so wird die Fahrt auch sehr kurzweilig. In Berlin steige ich am Bahnhof Zoo aus und gehe dort ins erstbeste Hostel, was aber eindeutig eine Fehlentscheidung ist. Es ist tierisch laut (wegen der Leute und der Bahn, die direkt hinter dem Haus vorbeiläuft), die Betten knarzen ohne Ende, die Duschen sind versifft und teuer ist es auch noch. Dummerweise habe ich auch gleich für zwei Nächte bezahlt. Beim nächsten Mal bin ich schlauer! Nun gut, ich fahre anschließend mit der S-Bahn zum Mommsenstadion. Eine Stunde vor Spielbeginn ist hier noch gar nichts los. Dann kommt erst mal der große Regen, der aber zum Glück 10 Minuten vorm Anpfiff wieder aufhört. Für 4 Euro kommt man hinein. Zu Beginn steht auf der Anzeigetafel allerdings nicht Neustrelitz, sondern Neuruppin. Irgendwann muß dem Zuständigen aber wohl mal jemand Bescheid gegeben haben, denn nach 10 Minuten stimmt es dann. Etwa 40-50 Tebe-Fans machen etwas Support auf der Gegengeraden, direkt daneben stehen so etwa 20 TSG-Leute. Ich muß sagen, dass ich selten so viel gelacht habe bei einem Spiel über die Sprüche, Kommentare und Anfeuerungsrufe von beiden Fanlagern. Nur die Zuschauerzahl insgesamt ist doch sehr enttäuschend. Tebe kann noch aufsteigen, sollte dafür heute aber unbedingt einen Sieg landen, die TSG steht im Mittelfeld der Tabelle und belegt damit für einen Aufsteiger einen sehr guten Platz. In der ersten Halbzeit ist Tebe feldüberlegen, ein Tor gelingt aber nicht. Erst in der zweiten Halbzeit schaffen die Hausherren den Führungstreffer. Nur 10 Minuten später kommen die Gäste aber zum Ausgleich. Danach rennen die Tennis Borussen an, müssen aber immer wieder auf die gefährlichen Konter der Neustrelitzer aufpassen. Am Ende bleibt es beim gerechten 1:1, das Tebe aber nicht gerade weiterhilft. Das Mommsenstadion ist auch ein Ground, der mir richtig gut gefällt. Es gibt eine überdachte Tribüne mit Sitzplätzen, darunter gibt es noch Stehplätze, außerdem kann man rundrum unüberdacht stehen. Ergänzt wird das ganze von vier Flutlichtmasten und einer elektronischen Anzeigetafel. Auf jeden Fall finde ich den Verein sehr sympathisch und seit heute hat Tebe wohl keinen neuen Fan, aber doch zumindest einen Sympathisanten gefunden. Mit der S-Bahn geht es wieder zurück in die Stadt, wo nach einem Bierchen dann auch alsbald wieder das Bett aufgesucht wurde. Im Hostel gibt es dann noch Streit mit den Mitbewohnern, wollen diese doch das Fenster aufmachen, obwohl es saukalt ist und alle 30 Sekunden ein Zug vorbeifährt. Spinnen die? Am Ende bleibt das Fenster doch zu. Basta! Gute Nacht.
07.05.05, 18.00 Uhr:
Pogon Stettin - Wisla Plock 2:0
Ekstraklasa, Stadion Florian Krygier, 6.000 Zuschauer
Am nächsten Tag geht es dann in Richtung Polen. Die Bahn fährt ausnahmsweise pünktlich und so komme ich mit Umsteigen in Angermünde kurz nach Mittag in Stettin an. Nach einem Bummel durch die Stadt und einem Besuch einer Pizzeria mit netter und hübscher Bedienung (überhaupt ist mir bei dem Besuch in Stettin aufgefallen, dass die Damenwelt hier noch eine Kategorie hübscher ist als in Tschechien) mache ich mich dann mal wieder viel zu früh auf den Weg zum Stadion, dass am Stadtrand liegt aber durchaus zu Fuß zu erreichen ist. Für 30 Zloty gibt es Karten für die Haupttribüne, schließlich wollte ich ja nicht im Fanblock landen. Nach und nach füllt sich dann das Stadion, am Ende sind es 6.000 Zuschauer, mehr als ich eigentlich bei diesem Spiel erwartet hatte. Darunter auch 10-20 Gästefans, die aber erst Mitte der ersten Halbzeit auftauchen und die Staatsmacht auf den Plan rufen, die damit wohl gar nicht gerechnet hatte und sofort 200 Polizisten aufmarschieren lässt. Völlig übertriebene Aktion, so gefährlich werden die paar Männchen schon nicht sein. Vielleicht ist das ganze aber auch nur zu deren eigenem Schutz gedacht. Die Pogon-Fans stehen in der Kurve und sorgen auch für dauerhaften Support, hin und wieder macht auch das ganze Stadion mit. Etwas Rauch und Bengalen gibt es auch zu sehen. Spektakuläres passiert aber nicht. Pogon ist von Beginn an überlegen und bekommt nach einer Viertelstunde einen fragwürdigen Elfer zugesprochen, der auch zum 1:0 führt. Nur ein paar Minuten später fällt das 2:0 und damit ist die Partie bereits entschieden. Von dem Doppelschlag erholen sich die Gäste nicht mehr und kommen auch in der zweiten Halbzeit kaum zu Möglichkeiten. Pogon wird damit wohl den Klassenerhalt schaffen, für Plock geht es sowieso nur noch um die goldene Ananas. Das Stadion ist schon ein komisches Gebilde. Die Tribünen bilden ein Hufeisen um das Spielfeld, hinter einem Tor ist nichts. Nur ein kleiner Teil einer Längsseite ist überdacht, ob das Dach allerdings wirklich Wetterschutz bietet, darf bezweifelt werden. Es gibt vier Flutlichtmasten, die in ihrer Bauart irgendwie ostblocktypisch aussehen. Zudem ist auch eine kleine Anzeigetafel vorhanden. Irgendwie hat es aber auf jeden Fall seinen Reiz. Zu Fuß mache ich mich dann auf den Rückweg zum Bahnhof. Dort will ich mich eigentlich noch mit ein wenig alkoholischen Getränken eindecken, es gibt aber am ganzen Bahnhof kein Bier zu kaufen. Gut, dann eben nur Sprite. Via Angermünde geht es zurück nach Berlin und um kurz vor Mitternacht bin ich wieder am Bahnhof Zoo.
08.05.05, 14.00 Uhr:
FC Eilenburg - FC Erfurt-Nord 5:1
Oberliga NOFV-Süd, Ilburg-Stadion, 320 Zuschauer
Am nächsten Tag geht es dann nach Eilenburg, um den dortigen Oberligisten zu besuchen. Über Falkenberg an der Elster geht es nach Eilenburg, wo mal wieder echt der Hund verfroren ist. Der Bahnhof ist zu, es gibt keine Schließfächer, nix. Nur 20 Bullen stehen am Bahnhof rum, keine Ahnung, wieso. Auch die ganze Stadt scheint wie ausgestorben zu sein. Sind wohl doch alle im Westen zum Arbeiten. Im Ernst: es ist kein Mensch auf der Straße und man sieht auch kaum Autos, es ist irgendwie schon etwas gespenstisch. Okay, also mit Gepäck zum Stadion und dort in der Küche deponiert. Gerade habe ich Platz genommen, da läuft der Nobelhopper an mir vorbei, der auch gerade aus Polen kommt. So kann man das Spiel wenigstens noch verlabern. Das Stadion hat eine unüberdachte Tribüne mit Schalensitzen, ansonsten nur Graswälle rundrum, die aber nicht zugänglich sind, zudem noch eine Laufbahn. Vier Flutlichtmasten sind auch vorhanden. Eilenburg muß noch kämpfen um den Klassenerhalt, die Gäste aus Erfurt stehen schon als Absteiger fest. Ein bisschen Support gibt es auch, Gästefans sind aber natürlich keine anwesend. Besonders fällt mir ein Typ vor mir auf, der eine Jacke von der U19-EM der Frauen trägt. Wie peinlich ist das denn bitte? Eilenburg ist klar überlegen und führt bereits schnell mit 3:0. In der zweiten Halbzeit schenkt der Schiri den Gästen einen Elfmeter, diese nehmen das Geschenk auch dankbar an. Am Spiel ändert das jedoch nichts, Eilenburg macht noch zwei Tore und gewinnt das Spiel am Ende verdient mit 5:1 und kommt damit dem Klassenerhalt ein gutes Stück näher. Nach dem Spiel geht es zurück zum Bahnhof und über Leipzig wieder nach Hause. Um kurz vor 22.00 Uhr ist die Tour beendet.