ZitatAlles anzeigenAschaffenburg. Heute Nachmittag, 15.17 Uhr: Landesligaspielleiter Christof Hille erreicht eine e-mail des SV 1910 Aschaffenburg-Damm mit folgenden Inhalt:„Der SV 1910 Aschaffenburg-Damm zieht freiwillig seine Mannschaft aus der Landesliga Nord zurück. Mittlerweile haben sich 10 Spieler aus dem Landesligakader bei uns abgemeldet, weitere werden noch folgen."
Uns war es bis heute nicht möglich, einen landesligatauglichen Kader zusammen zu stellen. Den Spielern aus der zweiten Mannschaft möchten wir es nicht zumuten, in der Landesliga spielen zu müssen. Bitte um Mitteilung, in welcher Klasse der SV 1910 Damm in der nächsten Saison spielen muss. Entschuldigen uns hiermit für die in der Folge anstehenden auftretenden Schwierigkeiten bei Ihnen, haben aber bis heute versucht, diesen schweren Schritt vermeiden zu können.“
Rigobert Fleckenstein 1. Vorstand SV 1910 Aschaffenburg-Damm
Nach einer Rückfrage bestätigte Christof Hille, dass die Dämmer in der kommenden Saison ganz unten in der A-Klasse Aschaffenburg, anfangen müssen. In welcher Gruppe das sein wird, entscheidet der Kreisspielleiter.
Für Hille ist der „Dämmer Fall“ bisher einmalig in der Fußball- Landesliga. Originalton: „Man muss die Entscheidung des Vereins akzeptieren. Ärgerlich ist es für den TSV Lengfeld, der in der Relegation gewesen wäre. Für DVV Coburg ist das eine erfreuliche Nachricht, sie sind jetzt in der Landesliga.“
Fritz Will, Vorsitzender des Untermainrivalen Viktoria Kahl, nannte den Schritt sehr bedauerlich, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, weil ein Derby fehlt. “Aufgrund der personellen Spielersituation ist der Schritt nach zu vollziehen, aber für den Verein tut es mir aufrichtig leid. Die Mannschaft hatte sich nach einem schwierigen Auftakt in der Landesliga gut etabliert.“
„Das ist sicherlich nicht gut für die gesamte Region, weil jedes Derby seinen besonderen Reiz hat“, so Haibachs Vorsitzender Dieter Väth. „Wir sehen uns aber nicht als Schuldige dieser für Damm misslichen Situation.“
Rigobert Fleckenstein resigniert nicht, sondern gibt sich kämpferisch. Seit 1998 steht der 78-Jährige an der Spitze des Vereins, in drei Jahren soll das „Hundertjährige“ in würdigem Rahmen gefeiert werden. Er formuliert Durchhalteparolen. „Wir machen mit einer neuen Mannschaft weiter, suchen jetzt neue Spieler und einen Trainer.“ Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er vom Verhalten einiger Spieler doch arg enttäuscht ist. Noch vor Beginn der Landesliga-Saison hatte er sich vor die Akteure gestellt. „Ich kann meine Jungs nicht im Stich lassen. So lange ich kann, mache ich weiter.“ Seit er an der Schillerstraße am Ruder ist, haben die Dämmer eine sehr erfolgreiche Zeit mit fünf Aufstiegen, darunter vier in Folge, hinter sich gebracht.
Der Dämmer Boss wäre vor einem Jahr auch mit der Bezirksoberliga zufrieden gewesen, „aber unsere Mannschaft wollte unbedingt aufsteigen“. Die Kicker waren sogar bereit, für ein Taschengeld zu spielen. Auf eines ist Fleckenstein besonders stolz: „Wir haben keine Schulden gemacht, sind kein finanzielles Risiko eingegangen.“ Der Weggang von Peter Sprung, Tekin Babayigit, Murat Oezbahar und Christian Franke – alle nach Haibach – brachte den Stein ins Rollen. Noch am Dienstag, 5. Juni, sah die Zukunft des Traditionsvereins nicht so düster aus. Nach einer Versammlung – es waren 16 Balltreter anwesend - verkündete Fleckenstein: „Wir machen in der Landesliga weiter!“ (wir berichteten). Jetzt kam das nicht mehr erwartete „Aus“ in Bayerns zweithöchster Amateurliga.
Quelle: Main-Echo