Join the Queue, please.

  • 21.10.05, 19.30 Uhr:
    SG Bruchköbel - FV Bad Vilbel 2:2
    Oberliga Hessen, Bruchköbel, Sportplatz am Wald, 300 Zuschauer


    Join the queue, please. Dieser Satz gehört wohl zu den am häufigsten genannten, wenn man auf die britische Insel fährt. Denn im Anstellen sind die Briten wirklich spitze. Aber lassen wir den Bericht über den Inseltrip mal in der Oberliga Hessen beginnen. Zunächst mal in Richtung Mönchengladbach und da nimmt man ein Spiel, was Freitag Abend auf dem Weg liegt, natürlich gern mit. Überraschenderweise ist die A3 heute staufrei, so daß ich viel zu früh schon in Bruchköbel ankomme, wo der Sportplatz auf Anhieb gefunden wird. Die Suche nach einer Frittenbude endet erfolglos, so daß ich hungrig für unverschämte 7 Euro den Sportplatz betrete und mir eine labberige Bratwurst genehmige. Der Sportplatz am Wald ist in der Tat nur ein Sportplatz ohne jeden Ausbau. Einziger Luxus sind sechs kleine Flutlichtmasten sowie eine manuelle Anzeigetafel, die man aber bei der Dunkelheit sowieso kaum sehen kann. Bruchköbel ist als Aufsteiger gut in die Saison gekommen und steht im Mittelfeld der Tabelle, die Gäste aus Bad Vilbel sind abstiegsbedroht. Das Spiel ist zunächst ausgeglichen, bis kurz vor der Pause das 1:0 fällt. Nach einer Stunde schaffen die Gäste den Ausgleich, postwendend fällt aber das 2:1. Wenig später gibt es nache einer Rangelei auf beiden Seiten einen Platzverweis, so daß es mit zehn gegen zehn weitergeht. Bad Vilbel schafft kurz vor dem Ende noch den verdienten Ausgleich. Stimmung gibt es nicht, dafür aber jede Menge Pöbeleien. Laut HR3-Videotext waren 300 Zuschauer zugegen, tatsächlich dürften es aber weit mehr gewesen sein. Wie auch immer, nach dem Spiel geht es weiter nach Mönchengladbach, wo mich um kurz vor Mitternacht die Eltern erwarten.


    22.10.05, 15.30 Uhr:
    Borussia Mönchengladbach - 1.FC Kaiserslautern 4:1
    Bundesliga, Mönchengladbach, Borussia-Park, 46.100 Zuschauer


    Nachdem am Vormittag diverse Besorgungen und Erledigungen gemacht wurden, ist mein Vater mal wieder so freundlich, mich zum Stadion zu fahren. Dankeschön dafür. Weil noch einige Bekannte dabei sind, geht es heute mal ausnahmweise in den Block 15, nicht wie sonst in den 13er. Gladbach hat heute die Chance, sich mit einem Sieg endgültig im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Die Lauterer kämpfen um den Klassenerhalt und stehen unter Druck. Gladbach erwischt den besseren Start und geht nach 10 Minuten in Führung. Nur ein paar Minuten später schaffen die Pfälzer aber den Ausgleich. Das kann die Borussen aber nicht erschrecken, nach einer halben Stunde fällt das 2:1 und kurz vor der Pause sogar das 3:1. Die zweite Halbzeit ist ein bißchen langweilig, Gladbach macht nicht mehr viel und die Lauterer spielen zu einfallslos. Kurz vor Schluß erzielt Neuville noch das 4:1 durch einen Freistoß. Riesenparty natürlich auf den Rängen, auch als die Tore von Frankfurt gegen den Kölner Karnevalsverein eingeblendet werden, kann man sich vor Lachen kaum halten. Kasey Keller erlegt nach dem Spiel noch den Jünter und hat die Lacher natürlich auch auf seiner Seite. Bilder, die es nur in Gladbach gibt. Mit dem Bus geht es zurück und abends wird noch Papis Geburtstag nachgefeiert. Glückwunsch nochmals nachträglich.


    23.10, 14.00 Uhr:
    Kilmarnock FC - Celtic Glasgow FC 0:1
    Schottland, Premier League, Kilmarnock, Rugby Park, 10.550 Zuschauer


    Dank Papi, der mich nach Köln bringt, bin ich schon kurz vor 8 Uhr in der Früh am Flughafen. Hafe ist auch schon da und scharrt schon mit den Hufen. Kommentare zum Spiel der Kölner Kirmestruppe erspare ich mir lieber, um nicht von Anfang an die Stimmung zu versauen. Pünktlich hebt die Germanwings-Maschine ab und landet noch pünktlicher in Edinburgh. Zuerst mal Geld abheben am Flughafen und dann den Mietwagen abholen. Läuft alles wie geschmiert. Ein blauer Fiesta ist für die nächsten Tage treuer Begleiter. Ans Linksfahren habe ich mich schnell wieder gewöhnt. In Glasgow verfahren wir uns etwas, so daß wir über Landstraßen weiter nach Kilmarnock fahren. Eine Stunde vor Anpfiff kommen wir an. Tickets gibt’s ohne Probleme und nach einem Fanshop-Besuch gehen wir ins Stadion. Hat zeitlich alles perfekt hingehauen. Leider haben wir Tickets für die verkehrte Tribüne gekauft, man hat nämlich leider Pfeiler im Sichtbereich. Egal, kann man nichts machen. Celtic ist ganz schwach in die Saison gestartet, hat aber mittlerweile einen Lauf und ist bis auf Platz zwei vorgerückt. Die Hearts haben gestern vorgelegt, Celtic muß also heute nachlegen, damit der Abstand nicht größer wird. Die Killies stehen im Mittelfeld der Tabelle. Die Celtic-Fans haben heute beide Hintertortribünen in ihrer Hand und gewinnen auch in jedem Fall die Stimmungswertung. Von den Fans der Killies ist kaum was zu hören. Das Spiel ist ziemlich ausgeglichen, mehr Druck machen sogar die Hausherren. Nach einer halben Stunde geht Celtic aber in Führung. Nach der Pause haben die Gastgeber mehrer gute Aktionen, ein Treffer will aber nicht gelingen. Es bleibt am Ende beim etwas schmeichelhaften Sieg für die Celts, das damit an den Hearts dranbleibt und einziger ernstzunehmender Verfolger ist. Der Rugby Park ist natürlich ein reines Fußballstadion mit vier einzelnen Tribünen, wobei die Haupttribüne älter ist und die drei anderen Seiten neuer zu sein scheinen. Zwei Anzeigetafeln gibt es, Flutlicht ist auf den Tribünendächern angebracht. Nach dem Spiel geht es zum F1-Hotel nach Falkirk, was aber nicht so einfach ist, da auf der Strecke noch ein Riesenstau ist. Gegen 19.00 Uhr kommen wir aber an und das reservierte Zimmer ist bereit. Der Abend klingt in einem Pub in Falkirk aus. Als dort aber ein Karaoke-Wettbewerb beginnt, suchen wir lieber das Weite.


    24.10.05, 19.45 Uhr:
    Sheffield Wednesday FC - Brighton and Hove Albion FC 1:1
    England, Championship, Sheffield, Hillsborough, 21.800 Zuschauer


    Bei fürchterlichem Dauerregen geht die Fahrt am nächsten Morgen Richtung Süden. Nach einem Zwischenstop beim Pizza Hut am Stadion von Bolton, den ich noch von meiner letzten Tour auf die Insel kenne, hört der Regen dann aber endlich auf. Bei Huddersfield verlassen wir die Autobahn und fahren auf Landstraßen weiter Richtung Sheffield, um ein Bed and Breakfast zu suchen. Im zweiten Versuch werden wir auch fündig. Eine Stunde später geht es weiter nach Sheffield und wir finden auch auf Anhieb das Stadion von Hillsborough und auch einen Parkplatz in Stadionnähe. Hillsborough ist Schauplatz einer der schlimmsten Unglücke in der Geschichte des Fußballs gewesen. 96 Liverpooler Fans kamen beim FA-Cup-Halbfinale 1989 hier ums Leben. Ein sehr schlicht gehaltenes Mahnmal erinnert heute noch an diese Katastrophe. Nach kurzem Innehalten kaufen wir die Tickets für das heutige Spiel und noch einen Pin dazu. Im Fanshop werden wir dann auch an an Positives erinnert. 1966 gewann nämlich Deutschland an dieser Stätte bei der WM gegen Uruguay mit 4:0. Die Zeit bis zum Anpfiff wird dann in einem Pub verbracht. Eine halbe Stunde vor Beginn gehen wir hinein, wo noch fast gar nichts los ist. Aber man kennt das ja, kurz vor Anpfiff kommen die Leute in England alle erst, vorher ist immer alles leer. Das Stadion macht schon ordentlich was her. Vier einzelne Tribünen, von denen eine Hintertorseite zweistöckig ist, der Rest einstöckig, aber trotzdem sehr hoch. Licht ist an den Tribünendächern und eine Anzeigetafel in einer Ecke. Sheffield ist aufgestiegen, ist aber schon wieder im Abstiegskampf ebenso wie der Gegner aus dem südenglischen Brighton. Die erste Halbzeit ist nicht der Rede wert. Nach der Pause bessert sich das Spiel aber etwas und Sheffield Wednesday, der älteste noch existierende Fußballverein der Welt, geht nach einer Stunde in Führung. Die Gastgeber versäumen es aber, das zweite Tor zu machen, und so kommt es wie es kommen muß: in der Nachspielzeit schafft Brighton noch den unverdienten Ausgleich. Die Linienrichter stehen im übrigen seitenverkehrt, so dass man immer irgendwie auf die falsche Seite schaut bei einem Steilpaß. Stimmungsmäßig ist das Spiel eher durchschnittlich, hin und wieder werden die Wednesday-Fans mal richtig laut, aber oft genug kann man auch eine Stecknadel fallen hören. Aus Brighton sind nur etws 300 Fans dabei, aber wen wundert es bei der Entfernung an einem Montagabend. Der Abfahrtsstau nach dem Spiel hält sich in Grenzen und so sind wir gegen 22.30 Uhr wieder in unserem Quartier. Gute Nacht.


    25.10.05, 19.45 Uhr:
    Sunderland AFC - Arsenal FC 0:3
    England, Carling Cup, Sunderland, Stadium of Light, 47.400 Zuschauer


    Nach einem ausgiebigen englischen Frühstück mit Würstchen und Spiegeleiern – was Hafe allerdings nicht so behagt – geht es wieder in Richtung Norden. Gegen Mittag kommen wir in Newcastle an und checken im dortigen F1-Hotel ein, wo wir ein Zimmer reserviert haben. Etwas Erholung, dann geht es nach Sunderland weiter. Das Stadion wird schnell gefunden, aber es gibt eine Überraschung. Das Spiel ist ausverkauft. Nicht zu fassen, das kann man doch bei einem Ligapokalspiel echt nicht erwarten. Es gibt aber noch Restkarten für den Gästeblock. Also sofort zugeschlagen und nachdem auch der Fanshop eines Besuches gewürdigt wird, gehen wir anschließend in die Stadt. Gibt aber außer einem großen Einkaufszentrum nicht viel zu sehen. Also mal wieder in einen Pub und anschließend wieder zurück zum Stadion. Die dritte Runde im Carling-Cup steht an und Arsenal ist klarer Favorit gegen den Aufsteiger aus Sunderland. Arsenal läuft aber nur mit einer B-Mannschaft auf. Stars wie Henry, Reyes, Bergkamp oder Pires sind nicht dabei. Wegen des großen Andrangs beginnt das Spiel mit einer Viertelstunde Verspätung. Die erste Halbzeit ist stinklangweilig. Nach der Pause wird Arsenal stärker und geht auch in Führung. Nur wenige Minuten später erhöht Robin van Persie vom Elfmeterpunkt auf 0:2. Sunderland ist zu harmlos und kann die Gunners nicht mehr gefährden. Kurz vor Schluß gelingt den Londonern noch der dritte Treffer. Insgesamt ist der Sieg klar verdient. Stimmung gibt es trotz des ausverkauften Stadions so gut wie gar nicht, nur die Arsenal-Fans machen ab und an mal ein bißchen Radau. Das Stadium of Light ist ein Neubau, der 1997 eingeweiht wurde. Es ist rundrum geschlossen, zwei Seiten sind zweistöckig, zwei Seiten nur einstöckig. Licht ist am Stadiondach, dazu gibt es zwei Anzeigetafeln. Das Ganze ist eher eine seelenlose neue Arena, als ein stimmungsvolles englisches Stadion. Nach dem Spiel gibt es nur einen kurzen Abfahrtsstau und nachdem wir auch noch eine Umleitung erfolgreich gemeistert haben, sind wir gegen 23.00 Uhr wieder im Hotel.


    26.10.05, 19.45 Uhr:
    Celtic Glasgow FC - Motherwell FC 5:0
    Schottland, Premier League, Glasgow, Celtic Park, 57.400 Zuschauer


    Am nächsten Morgen wollen wir frühstücken, aber im Hotel gibt es gar kein Frühstück. Im Tesco soll es ein Restaurant geben, dieser ist aber wegen einer Bombendrohung gesperrt. Also bleibt nur noch der McDonalds. Gar nicht mal so übel, das Frühstück hier, auch wenn Hafe vorher größere Bedenken hatte. Danach geht die Fahrt an der Küste entlang vorbei an Edinburgh weiter nach Falkirk zum Hotel, wo wir ja schon mal waren. Nach etwas Mittagsschlaf geht es weiter nach Glasgow. Der Celtic Park wird wie alle anderen Stadien auch auf Anhieb gefunden und auch die reservierten Tickets liegen bereit. Der Fanshop wird natürlich auch noch besucht. Danach geht’s in einen Fish and Chips-Laden, muß ja schließlich auch mal sein. Hafe ißt aber lieber eine Pizza. Naja, jedem das Seine. Da das Wetter heute nicht wirklich begeistern kann, wird die Zeit bis zum Anpfiff wieder in einem Pub vertrödelt, wo nach und nach auch immer mehr Celtic-Leute kommen. Es ist schon recht lustig, einige davon zu beobachten, Psychologen hätten wohl ihre wahre Freude am Studium der Charaktere. Irgendwann ist es Zeit, ins Stadion zu gehen, und man muß schon sagen: beeindruckend. Drei Seiten zweistöckig und neueren Datum, nur die alte Haupttribüne ist einstöckig und auch deutlich niedriger. Licht kommt von den Tribünendächern und zudem gibt es zwei Videoleinwände. Was mir besonders positiv auffällt, ist die üppige Beinfreiheit. Mensch, da ist man von Stadien auf der Insel aber ganz anderes gewohnt. Kurz vor Spielbeginn füllt sich das Stadion dann wieder in Windeseile. Schon faszinierend, wie schnell das geht. Celtic ist bekanntermaßen drei Punkte hinter den Hearts, die heute zeitgleich gegen die Killies spielen. Stimmung ist eher wenig, es wird zwar ab und zu mal richtig laut, aber leider viel zu selten. Auch die 300 Fans aus Motherwell melden sich desöfteren mal. Das Spiel ist eine ziemlich einseitige Angelegenheit. Drei Tore in wenigen Minuten bringen Celtic zur Pause mit 3:0 in Front. Nach der Pause darf Motherwell auch mal ein bißchen mitspielen. Gegen Ende zeigt Celtic aber nochmal, wer Herr im Haus ist und schießt noch zwei Tore, wobei Stilian Petrov, der derzeit vielleicht beste Spieler der schottischen Liga, drei Treffer zum Sieg beisteuert. Der größte Jubel brandet auf, als klar wird, daß die Rangers nur Unentschieden beim Tabellenletzten Livingston gespielt haben. Die Hearts haben ihr Spiel auch gewonnen und so bleibt der Abstand auf Platz 1 weiterhin bei drei Punkten. Nach dem Abpfiff geht es zurück zum Auto und nach einer halben Stunde Stau sind wir raus aus Glasgow. Auf der Autobahn nach Falkirk ist aber schon wieder Stau, so daß wir auf Landstraßen ausweichen und irgendwann auch mal wieder in Falkirk ankommen. Kurz vorm Hotel fahre ich noch auf irgendetwas drauf, was auf der Straße liegt. Zum Glück gibt es aber keinen Schaden am Auto. Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh auf den Weg zum Flughafen nach Prestwick. Trotz Stau in Glasgow – wieder mal – erreichen wir den Flughafen rechtzeitig, um das Auto zurückzugeben, um nicht noch einen Extra-Tag zu zahlen. Die Zeit bis zum Abflug wird mit Kaffee trinken, Zeitung lesen und Brötchen essen rumgebracht, Mit einer Stunde Verspätung hebt die Maschine ab und landet 1 ½ Stunden später in Weeze. Mit dem Bus geht es von dort weiter zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und ich erwische auch gleich den Regionalexpress nach Mönchengladbach. Gegen 20.00 Uhr bin ich wieder bei den Eltern. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Auto wieder nach Nürnberg. Insgesamt eine tolle Tour, bei der alles perfekt geklappt hat.

    Nobbi



    Nur jeder Fünfte in Deutschland treibt regelmäßig Sport. Das ergab eine Umfrage unter den Spielern des 1.FC Köln.