Eschborn im Rückstand

  • Eschborn im Rückstand


    Regionalligist hat Mühe mit Gehältern / Berndroth bemüht Anwalt


    Von Susan Dobias


    Gestern war endlich auch für die Spieler des 1. FC Eschborn Weihnachten. Vier Tage nach dem Fest erhielten die Regionalliga-Fußballer einen ersten Abschlag ihrer seit Wochen ausstehenden Gehälter. "Es stimmt, dass wir ein bisschen im Verzug gewesen sind. Jeder weiß aber, dass wir uns im Umbruch befinden und mit Investoren in Kontakt stehen. Insofern war es klar, dass bestimmte Dinge nicht so fließen, wie wir uns das vorgestellt haben", sagte Eschborns Pressesprecher Ralf Kissau. Bis Ende Januar sollen laut Kissau alle Rückstände beglichen werden.
    Etwas verärgert reagierte der Verein auf die Äußerungen des beurlaubten Ex-Trainers Ramon Berndroth, der einen Anwalt eingeschaltet hatte, um seinen Gehaltsforderungen Nachdruck zu verleihen. "Wir finden es nicht gut, dass er in der Öffentlichkeit über Gehälter spricht. Das ist ein schlechter Stil", betonte Kissau. Der stets um Fairness und Harmonie bemühte Berndroth, der bisher alle seine finanziellen Angelegenheiten selbstständig geregelt hatte, suchte erstmals in seiner langen Karriere rechtlichen Beistand. "Ich habe das nicht gern gemacht und es ist mir auch unangenehm. Es ist keine dramatische Situation, aber ich bekomme alle Informationen nur aus zweiter Hand und seit drei Monaten fließt kein Geld mehr. Irgendwann musste ich ja mal nachfragen. Doch man hört nichts, alles wird stillschweigend laufen gelassen. Seit langem wird von einem Investor gesprochen und immer nur vertröstet&", erklärte Berndroth seinen Schritt. Seiner Meinung nach fehlt in der Führungsetage und im Umfeld das Verständnis. "In Eschborn ist man gedanklich noch auf dem Level, wo der Verein mal im Amateurbereich war und wo Geld nur als Zubrot angesehen wird. Einige haben nicht kapiert, dass Existenzen dran hängen", erklärte der Fußball-Lehrer. Näher ins Detail wollte Berndroth jedoch nicht gehen.
    Anicic wird wieder gehandelt
    Da einige der Spieler aber im Sommer auch vor allem wegen und wie Berndroth zu einem "marktunüblichen Preis" nach Eschborn gewechselt waren, fühlt sich der Ex-Coach ein wenig verpflichtet und wollte durch seine Aktion den Verein nachdenklich machen. "Der Verein hat als Arbeitgeber eine soziale Verantwortung und der wird er derzeit nicht gerecht."
    Derweil laufen die Personalplanungen beim abgeschlagenen Tabellenletzten auf Hochtouren. Die Verantwortlichen versuchen alles, um den 1. FC Eschborn sportlich wie auch finanziell retten zu können. Präsident Müller putzt Klinken, um neue Geldgeber gewinnen zu können und steht angeblich kurz vor einem Erfolg. Trainer Klaus Scheer weilte jüngst in der Türkei, um nach potenziellen Neuzugängen Ausschau zu halten. Dabei kommt auch wieder der Name des Ex-Eschborners Michael Anicic (derzeit SV Darmstadt 9 ins Gespräch. Auch der Paderborner Daniel Cartus wird mit dem Regionalligisten in Verbindung gebracht. Der 27-jährige Mittelfeldspieler hatte jüngst seinen Vertrag beim Zweitligisten aufgelöst.
    Umso ärgerlicher sind daher für Eschborn in diesen Tagen die Störfeuer von außerhalb. "Es ist doch eigentlich lobenswert, wenn der Verein versucht, die Erfolge und Traditionen zu schützen. Stattdessen bläst uns der Wind eisig entgegen", sagte Kissau.


    Frankfurter Rundschau, 29. Dezember 2005

  • Dazu noch mal aus der Presseerklärung des 1. FC Eschborns vom Sommer:


    Zitat

    6. Durch die durch eigene und auch bereits freimütig eingestandene Fehler entstandene finanzielle Schieflage war der 1. FC Eschborn gezwungen, sämtliche Verträge, Vereinbarungen, Verpflichtungen und Abrechnugen den zuständigen Behörden und auch der Stadt Eschborn vorzulegen. Durch diese Entwicklung gibt es seit Jahresbeginn rund um die finanzielle Situation des 1. FC Eschborn so viele Kontrollinstanzen wie vielleicht bei keinem anderen Verein in Deutschland. Die Stadt Eschborn, die Steuerbehörde, der Hessische Fußball-Verband, der Deutsche Fußball-Bund und nicht zuletzt die Öffentlichkeit.


    Komisch, dass bei so vielen Kontrollinstanzen die Gehälter doch (noch) nicht gezahlt werden konnten.


    Hat hier die Lizensierung des DFB mal wieder versagt?

    100% Anti DFB
    100% für den "modernen" Amateurfussball!