Jürgen Tschauder: „Der FC Eschborn hat noch einen weiten Weg vor sich“

  • Eschborn. Fast 100 Tage ist her, dass Fußball-Oberligist FC Eschborn durch die von der Stadt bewilligte Ausfallbürgschaft die große Chance erhalten hat, wieder auf die Beine zu kommen. Doch die Neustrukturierung gestaltet sich zäh, und sportlich steht der Verein vor harten englischen Wochen: Am Freitag ist das Spiel beim FV Bad Vilbel (19.30 Uhr), es folgen das Hessenpokalspiel gegen Baunatal (12. April), die Punktspiele gegen Bernbach (16. April), in Ober-Roden (20. April) sowie in Wörsdorf (23. April). HK-Redakteurin Kerstin Schellhaas sprach mit Manager Jürgen Tschauder über die aktuelle Situation des Vereins.


    Lange durfte nicht über den Sieg beim FSV Frankfurt gejubelt werden. Es folgte das magere 1:1 in Vellmar. Was kann alles noch schief gehen auf dem Weg zum großen Ziel, der Meisterschaft?


    TSCHAUDER: Vieles. Wir haben noch harte Spiele vor uns, es können sich wichtige Spieler verletzten, wir können weitere Punkte abgeben. Wir werden also auf dem Boden bleiben. Wir haben eine gute Mannschaft, aber der Weg ist noch weit.


    Was passiert, wenn der Aufstieg verspielt wird?


    TSCHAUDER: Wenn wir nicht aufsteigen sollten, müssen wir versuchen, dieses Ziel im nächsten Jahr nachzuholen. Aber dann unter anderen Gegebenheiten. Wir müssen alle finanziellen Auflagen, die uns bei der Gewährung der Bürgschaft gemacht wurden, einhalten.


    Warum war der Sieg beim FSV Frankfurt dennoch so wichtig?


    TSCHAUDER: Weil nach der großen Anspannung der letzten Wochen endlich wieder etwas Erleichterung herrschte. Mich hat vor allem total überrascht, dass uns so viele Leute am Bornheimer Hang unterstützt haben. Ich habe mich gefragt, warum die nicht auch nach Eschborn kommen. Aber ich hoffe, dass auch in dieser Richtung durch den Sieg mehr Motivation herrscht. In Bezug auf den FSV erhoffe ich mir, dass die Konkurrenz künftig wieder auf sportlichem Weg und nicht durch Machenschaften entschieden wird. Und für den FC Eschborn hoffe ich, dass nun alle noch ein Stück näher zusammenrücken. Ich habe mich nach dem Sieg auch vor allem für die Leute gefreut, die sich sehr dafür eingesetzt haben, dass dieser Verein überleben konnte.


    Wie notwendig ist es, dass die Mannschaft positive Schlagzeilen schreibt?


    TSCHAUDER: Weil wir dann wieder mehr Zuspruch kriegen aus dem Umfeld. Das ist dringend notwendig, um unsere Ziele zu erreichen und mehr Sponsoren von unserer Arbeit überzeugen zu können. Nach so vielen negativen Monaten brauchen wir solche Signale in die positive Richtung.


    Seit Anfang März liegen die Regionalliga-Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund. Gibt es von dort auch schon ein positives Signal?


    TSCHAUDER: Nein. Wir haben bisher nur zu einigen Punkten Fragen erhalten, die wir abzuarbeiten hatten – wobei die meisten Fragen schon aus den von uns eingereichten Unterlagen heraus beantwortet wurden.


    Ging es bei den Fragen auch um das Stadion?


    TSCHAUDER: Nein. Ich denke, dass der DFB noch einmal ein Jahr die Heinrich-Graf-Anlage als Spielort genehmigen wird, da das neue Projekt bereits in Planung ist. Aber sicherlich ist der Bau eines Stadions unabdingbar. Das liegt schon allein wegen der fehlenden Trainingskapazitäten auf der Hand. Zudem ist es ganz wichtig für die Weiterentwicklung der Jugendarbeit. Ich habe mit Direktor Schneider von der Heinrich-von-Kleist-Schule Kontakt. Dort soll es künftig eine Fußball-AG geben, die von einem unserer Spieler geleitet wird. Außerdem planen wir eine 1. FCE-Fußballschule. Auch dafür habe ich bereits mit Spielern, die diese leiten könnten, Kontakt aufgenommen.


    Während sich sportlich wieder einiges bewegt, scheint organisatorisch wenig voranzugehen. Es gibt immer noch keinen Termin für die Jahreshauptversammlung. Der alte Vorstand will und darf aus den bekannten Gründen nicht weitermachen, aber ein neuer Vorsitzender ist noch nicht gefunden und die Mitglieder scheinen in Lethargie verfallen zu sein. Ist das auch Ihr Eindruck?


    TSCHAUDER: So schlimm ist es nicht. Ich bin zwar auch nur Angestellter des Vereins, aber ich weiß, dass es Gespräche gibt in dem Bemühen, jemanden zu finden, der als Vorsitzender in Frage kommt. Diesen Leuten muss man aber auch etwas Zeit geben, die wirtschaftlichen Grundlagen und Gegebenheiten in Augenschein zu nehmen. Ansonsten arbeiten wir daran, den Verein weiter zu entwickeln. Das gilt für den bisherigen Vorstand und vor allem auch für Steuerberaterin Gabi Becker-Simon und Jupp Dietz aus der Geschäftsstelle. Richtig ist aber auch, dass wir noch viel mehr Leute brauchen, die etwas tun. Ich denke da auch an die 75-Jahr-Feier. Da habe ich zwar jetzt Unterstützung durch die Soma, aber es steckt sicher noch viel mehr Substanz in dem Verein.

    Gibt es denn auch Leute, die für einen neuen Vorstand in Frage kommen oder für den Verwaltungsrat? Wie weit sind die Planungen?


    TSCHAUDER: Was den Vorstand betrifft, muss es natürlich dem möglichen neuen Präsidenten vorbehalten bleiben, sich eine Mannschaft seines Vertrauens zu suchen, die seinen Weg mitgeht. Ohne Namen nennen zu wollen: Für den Verwaltungsrat haben wir vier Kandidaten, dazu kommen drei Vertreter der Stadt. Zwei Positionen sind offen, dafür sollten Vertreter aus der Wirtschaft oder von den Sponsoren gefunden werden.


    Wie oft haben Sie es in den vergangenen Monaten bereut, das Angebot von Michael Kopp angenommen zu haben und Manager zu werden?


    TSCHAUDER: Es gab viele schlaflose Nächte, in denen ich mich gefragt habe: Für wen und warum machst du das? Vor allem, als nach und nach klar wurde, in welcher Lage der Verein steckt. Das war mir vorher nicht gesagt worden. Es ist aber so, dass ich den Politikern versprochen habe, das Ding wieder auf vernünftige Beine zu stellen. Und wenn ich irgendwann aufhöre, dann mit der Überzeugung, etwas Vernünftiges geschaffen zu haben. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Momentan macht’s wieder Spaß.


    Welche Schlagzeile möchten Sie im Sommer gerne über den FC Eschborn lesen?


    TSCHAUDER: Dass wir Meister sind. Das lässt vieles andere vergessen. Gut wäre auch das: Der FC Eschborn arbeitet wieder solide und alle ziehen an einem Strang.